Wir sitzen gemütlich auf der Veranda unseres alten Holzhauses, die Hitze, die seit Wochen anhält, gibt kaum nach. Die Luft steht, die Zikaden zirpen im Chor, die ersten Fledermäuse schwirren lautlos in der Dämmerung um unsere Köpfe. Der Duft des BarBQ lässt uns das Wasser im Mund zusammen laufen, gut, dass wir rechtzeitig Bier in den Eiskisten nachgefüllt haben. Es gibt nichts Schöneres, als nach einem langen Tag mit harter, ehrlicher Arbeit abends mit guten Freunden zusammen zu sitzen, die Weiber halten die Klappe und die Kids toben glücklicherweise außer Hörweite.
»Leg doch mal eine schöne Scheibe auf, aber nix zum Einschlafen!«
»O.k. Jungs, JustForKicks hat ein paar neue Scheiben geschickt, da ist grad das Richtige für uns dabei. Kennt keine Sau, geht aber ab wie mein frisierter Rasenmäher.«
»Und wer ist das?«
»Jeff Bell's One Man's Trash, fünf Typen, mehr weiß ich auch nicht, null Infos über die Band. Die Homepage gibt auch kaum was her. Jedenfalls schaut der Obermacker richtig verhaut aus. Scheint die erste CD der Band zu sein und wohl eine Eigenproduktion.«
»Wie heißt der Müll nochmal?«
»One Man's Trash".«
»Verdammmich, das geht aber ab!«
»Hab ich doch gesagt!«
So ist das gut. 'Partytime' - eine funky Gitarre fährt direkt in die Knochen und der Typ singt auch noch anständig. Die anderen Jungs schmieren die Maschine, das rockt, wies sein muss. "Hot'n'Sticky" - »reich mir nochmal eine Dose rüber« - der Typ an der Leadaxt spielt doch fast wie Johnny Winter in seinen besten Zeiten, Greg Koch heißt der.
"She's Mine" - das krallt sich gleich in die Lauscher und auch "I'll Walk Alone", mehr aus der Country-Ecke, bleibt sofort hängen. Wir schieben den Pfriem ganz langsam von einer Backe in die andere. Und wieder zurück. Und müssen aufpassen, dass wir uns nicht verschlucken, denn bei "Say You Love Me" kommt ein heißer Schwall Soul aus den Boxen ( Sass Jordan heißt die Mieze, die da mitsingt). Verschluckter Kautabak schmeckt wie eingelegte Pferdescheiße. Mit Tabasco und Domestos.
Rockabilly 'Texas Style'mit einer höllischen Gitarre, der Schlagzeugbesen sprüht Funken und der Kontrabass qualmt - von wegen "Bad Case Of The Blues!" Was ist denn das? Wollen die Wahnsinnigen mit "Surf Strangler" tatsächlich die Stranglers verarschen???
Die Klampfe wie ein Zahnarztbohrer, geht durch Mark und Bein. "Double Cheese", eine satte R&B-Nummer, Doppelfettstufe, wie sie die Thunderbirds früher geschoben haben, hart aber herzlich.
Zwischenspurt - "Another Day" - Boogie mit 180 Touren (man muss ja nicht alles mitmachen …). "Your Love Was True", 'right on, schön twangy, da sind wir wieder im Sattel. Und shuffeln weiter mit "I'm A Dog" (kleiner Stellungswechsel bei der Gelegenheit, sonst geht's aufs Kreuz). "If You Want Love" - keine Frage, Mädels, hier seit ihr richtig. Aber erstmal noch ein Bier dazwischen!
Die Scheibe ist nahtlos durchgerauscht und die Bratwürste samt Steaks auf dem Campinggrill längst verkohlt. Scheiße. Der Nachbar hat das Fenster zugeknallt, der Schwellkopf. Von wegen Krach, du Sack. Wir haben schon 'Sassern' auf dem Balkon gehört, da hast du noch in Sachsen in die Randfichten gekotzt!
Wenigstens ist noch ein kaltes Huppendorfer da, 20 so lasche 'Abweiser' oder wie die Ami-Brühe heißt, würd ich sowieso nicht runterbringen.
Spielzeit: 40:31, Medium: CD, 2005, Southern Rock
CD 1:
1:Partytime 2:Hot 'n' Sticky 3:She's Mine 4:I'll Walk Alone 5:Say You Love Me 6:Bad Case of the Blues 7:Surf Strangler 8:Double Cheese 9:Another Day 10:Your Love Was True 11:I'm A Dog 12:If You Want Love
Norbert Neugebauer, 21.07.2006
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