"Smokin' Joe" Bonamassa wurde im zarten Alter von vier Jahren mit der Musik des Gitarrenhelden Stevie Ray Vaughan infiziert, wie er selbst sagt. Dem entsprechend geht es auch in seinen Songs zur Sache. Heute liegt seine aktuelle CD "Had To Cry Today" vor mir. Es ist die fünfte CD seit vier Jahren. Der Mann hält sich ran. Zusammen mit seinen Freunden Eric Czar (b), Kenny Kramme (dr) und den Gastmusikern Benny Harrison (keyb.) und Jon Paris (harp) ging es ins Studio um Blues-Rock vom Feinsten auf die Silberscheibe zu bannen.
Kaum ist der CD Schacht von meinem Player geschlossen, geht's auch schon mächtig zur Sache. Der Sound lässt keine Wünsche offen, kristallklare Höhen und ein knackiger Bass. Saubere Arbeit! "Never Make Your Move Too Soon" schafft es auf Anhieb, sich in die Gehörgänge zu winden. Da werden auch mal Akkorde benutzt, die man sonst nicht so häufig zu hören bekommt.
"Travellin' South" weckt meine alte Leidenschaft zur Luftgitarre. Der Song ist ziemlich schnell. Sehr schön sind die Fills mit Gitarre und Schlagzeug - immer hundertprozentig auf den Punkt. Der Bass stampft mit der Bassdrum einen Rhythmus, bei dem kein Körperteil still stehen bleiben kann.
Jetzt wird erst mal wieder ein paar Gänge runtergeschaltet, was aber nicht negativ zu verstehen ist. "Junktion 61" das nahtlos in "Reconsider Baby" übergeht, ist eine typische Bluesnummer. Der breite Gitarrensound erinnert mich an den Sound von Pink Floyd in den 70ern, zumal die Orgel ähnlich wie die von Rick Wright klingt. Ein überwältigendes Solo. So leidenschaftlich, wie ich es schon sehr lange nicht mehr auf einer aktuellen Scheibe gehört habe.
Leidenschaft scheint Joe bei dieser CD ganz groß geschrieben zu haben. So auch beim nächsten Lied, "Around The Band", mit sehr schönen Orgel Einspielungen.
Und sollte ein neues Sportmagazin im TV mal einen echt guten Jingle suchen, bietet sich das Instrumental "Revenge Of The 10 Gallon Hat" geradezu an.
Die Slowblues-Ballade "When She Dances" treibt einem die Tränen in die Augen. Das dürfte nicht nur der Damenwelt gefallen. Joe mit seiner leicht belegten schmachtenden Stimme holt wirklich alles aus sich heraus. Ich liebe diesen Song. Diese Gitarre spielt kein Solo, sie erzählt eine Geschichte.
Eric Czar leitet "Had To Cry Today" mit einem kurzen Solo ein. Die Gläser klingeln im Schrank. So muss ein Bass klingen. Jetzt geht es wieder richtig zur Sache. Ellenlange Soli, die einfach nur Freude bereiten. Das ist ja unglaublich, was die Jungs da aus ihren Instrumenten rausholen. Wer spätestens hier nicht zum Bonamassa Fan wird, dem ist nicht mehr zu helfen.
"The River" fängt leicht countrylastig mit einer akustischen Gitarre an, um dann zu einer midtempo Rocknummer aufzusteigen. Sehr schön hier die Harp Einlagen und die Slidegitarre. Drummer Kenny Kramme hält das rhythmische Korsett der Band hervorragend zusammen. Die Breaks kommen immer ganz genau auf den Punkt.
Mit stampfenden Rhythmus und Akustik Gitarre geht es weiter. "When The Sun Goes Down" heißt das gute Stück und wird wieder kräftig von der Harp unterstützt.
Beim letzten Song "Faux Mantini" stellt Joe noch mal seine Fingerfertigkeit unter Beweis. Für dieses Stück benötigt er nur eine akustische Gitarre, na gut, zwei akustische Gitarren. Mann, ist der Junge schnell und jeder Ton wird sauber gespielt. Ich bin wieder mal von den Socken. Dieses Tempo kennt man sonst nur von guten Flamencospielern.
Anspieltipps kann ich leider keine geben, denn das ganze Werk ist vom ersten bis zum letzten Song ein Kracher. Für mich ganz klar, das Album des Jahres 2004.
Ich kann es kaum abwarten die nächste Scheibe von "Smokin' Joe" zu hören!
Spielzeit: 46:29, Medium: CD, Mascot Rec (Rough Trade) 2004
1: Never make your move too soon 2: Travellin' south 3: Junction 61 4: Reconsider baby 5: Around the bend 6: Revenge of the 10 gallon hat 7: When she dances 8: Had to cry today 9: The river 10: When the sun goes down 11: Faux mantini
Michael (Mike)Schröder, 08.01.2005
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