"Still Holding On", aufgenommen und produziert von Bob Rose ( George Harrison) im 'Rockfields Studio' in Wales sowie den 'Hansa Studios' Berlin, sollte ursprünglich über den 'EWM-Vertrieb' veröffentlicht werden. Leider gab es wohl einige Unstimmigkeiten zwischen diesem Vertrieb und Jürgen R. Blackmores damaligen Management, die dazu führten, dass das Werk nicht wie geplant in den Handel kam, sondern von 'EWM' 'angeblich' eingestellt wurde.
Natürlich war die Enttäuschung bei den Schöpfern der Platte groß, hatte man doch einige Jahre an diesem Album gearbeitet und in Michael Borman (ex-Jaded Heart, ex-Bonfire) auch einen begnadeten Sänger gefunden, der die Stücke entsprechend gesanglich veredelte.
Die logische Konsequenz daraus war die Trennung vom Management und leider auch die Auflösung der J.R.Blackmore Group.
Blackmore zog sich aus dem Business zurück und verfolgte seine eigenen musikalischen Interessen.
Rückblickend hat "Still Holding On" also schon einige Jährchen auf dem Buckel.
Nun endlich aber erwacht das musikalische Kleinod aus seinem Dornröschen-Schlaf, überarbeitet von Jürgen Blackmore und seinem langjährigen Freund und Bandkollegen Malte Rathke, die den Kompositionen einen frischen und zeitgemäßgen Sound verpassten. Auch ein neues Cover-Design gibt es zu bewundern.
Nun endlich - mit anderem Management und einem weltweiten Deal mit dem 'Twilight-Vertrieb' keimt die Hoffnung auf, dass mit der Scheibe das geschieht, was sie verdient hat - nämlich unters Volk gebracht zu werden.
Zumal gleich der erste Höreindruck bestätigt, dass der Silberling nicht unter die Kategorie 'melodischer Einheitsbrei' einzuordnen ist, bei dem man schon nach wenigen Minuten des Zuhörens an eingeschlafenen Füßen leidet - sondern ansprechende druckvolle Melodic Rock-Perlen bietet.
Kräftig satte Gitarrenakkorde von Jürgen R. Blackmore, eine solide Rhythmus-Sektion (Mike Matthes, Drums und Wolfgang Beisel, Bass), ein dezent im Hintergrund agierender Malte Rathke am Keyboard sowie Michael Bormann, der mit zu den besten Shoutern der Szene zählt und stimmlich auch schon mal an John Bongiovi erinnert, geben den Stücken den richtigen Biss. Wobei hin und wieder ein paar Rainbow-Anleihen nicht zu überhören sind, was den guten Eindruck nicht schmälert.
Traumhafte Gitarrensoli fernab jeder selbstverliebten Frickelei mit hin und wieder sogar etwas düsterem Einschlag, typischer Chorgesang sowie Keyboard-Einsprengels (die zum Glück nicht in den Vordergrund gemischt sind und einem somit den letzten Nerv rauben könnten) machen "Still Holding On" zu einem wahren Hörgenuss.
Generell wird die straighte Schiene gefahren, wie zum Beispiel bei dem brachialen Opener "Wild And Free", dem sich in Hard Rock-Gewässern tummelnden Titeltrack, dem Nackentrainer "Nothing Burns Forever" oder auch "Miracle", die gleichzeitig meine Anspieltipps, jedoch keine Wertung sind, da der Silberling in der Gesamtheit eine wirklich homogene Einheit ist.
Lediglich eine Ballade hat man sich geleistet, die von mir aber mit dem Prädikat 'Klasse!' versehen wird, denn mit Wattebällchen wird man bei "Never Too Late" keinesfalls beworfen.
Schön, dass das Album nun nicht mehr in der Versenkung schmort, denn hier wird feiner Melodic-Rock geboten, verbunden mit hervorragender handwerklicher Performance und gepaart mit einer Unmenge an Energie. Fans dieser Stilrichtung sollten unbedingt ein Ohr riskieren - es lohnt sich!
Spielzeit: 49:07, Medium: CD, Musikerei, 1990/2005
1:Wild And Free 2:Still Holding On 3:Tonight 4:Nights Of Illusion 5:Nothing Burns Forever
6.Don't Walk Away 7:Never Too Late 8:Here We Go 9:Running Alone 10:Day By Day 11:Show The Way To Go 12:Miracle
Ilka Czernohorsky, 18.12.2005
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