Kip Boardman / The Long Weight
The Long Weight Spielzeit: 40:00
Medium: CD
Label: Ridisculous Records, 2011
Stil: Americana

Review vom 20.04.2011


Wolfgang Giese
"The Long Weight" ist das dritte Album des Musikers Kip Boardman - begleitet wird er grundsätzlich erst einmal von der Pariah Dog Band - der durch die Zusammenarbeit mit Ray LaMontagne bekannt geworden ist. Die zehn Titel wurden im Februar und März 2010 eingespielt.
Wie der Eröffnungssong "All Fall Down" wirken mehrere Titel auf unbestimmte Weise wie 'verloren' und verträumt. Hier schleppt sich der Rhythmus, der fast still zu stehen scheint, dahin. Gesanglich könnte es auch eine Frau sein, die das Lied vorträgt. Vieles wirkt sehr spartanisch, gelegentlich ist es die Gitarre, die Akzente setzt, dann wieder schwellen aus dem Hintergrund mellotronartige Klänge an. Dennoch ist die Musik vollgepackt mit vielen kleinen Dingen, die es zu entdecken gilt. Also nichts für den schnellen Hörgenuß - jenen, der sofort anspringt.
Gelegentlich vernehme ich Anklänge an den typisch hoch singenden Neil Young - wie in"Mysterious Stranger" - dann wiederum weckt uns ein leichter, lauer Groove aus der Träumerei, wenn auf "Runnin' Right" ein dezent-dumpf, pumpendes Schlagzeug zusammen mit den Keyboards ein sanftes Soul-Feeling bieten.
Diese rumpelnde Perkussion scheint so etwas wie ein Markenzeichen für diese Produktion zu sein - selten, dass einmal ein Rhythmus 'klar auf den Punkt' gespielt wird. Jeder Titel weist darüber hinaus gehenden Besonderheiten auf. Bei "All That Bad" sind es die fast schon aufdringlich wirkenden Background Vocals, ferner atmet der Titel ein wenig von der Atmosphäre einiger
Little Feat-Nummern. An jemand ganz anderen erinnert "Wonderin'" - ein Stück mit leichtem Schunkelcharakter, das durchaus auch von Leo Sayer hätte interpretiert werden können. Einschübe 'klackernder' Gitarren runden das Ganze gekonnt ab.
Folkig wird es bei "Can't Take This", leicht jazziger Loungegroove auf "Wind Is Restless" mit einer Pianoeinleitung, die mich gleich an "Helpless" von Crosby, Stills, Nash & Young denken lässt. "This Too Shall Pass" ist ein Titel, der eher wie ein Fragment wirkt, sich dann durch den Einsatz der Pedal Steel öffnet, bevor er zum guten Finale aufläuft. "Bowline" beschließt "The Long Weight" eher ruhig und beschaulich und Kip pfeift dann auch noch dazu - zwar nicht 'aus dem letzten Loch', aber ein wenig holprig klingt es schon.
Eine gar wundersame Musik bietet Kip Boardman mit "The Long Weight", die schwer einzuordnen ist. Nun gut, hinein in den großen Topf Americana, aber auch Begriffe wie Alternative Country, Pop, Folk sind als Zutaten in der ungewöhnlich schmeckenden 'Suppe' gewiss auch verwendet worden. Man wird einige Hördurchgänge benötigen, um sich näher anzufreunden, doch wenn es dann 'geklickt' hat, ist eine Tür geöffnet.
Ein Schicksal wird diese Platte daher mit vielen anderen dieses Genres teilen müssen: Das ist kein 'Fast Food', den die Masse bekanntlich will, und daher eher ein Kandidat für den Grabbeltisch. Schade, aber so ist die harte Realität...
Line-up:
Kip Boardman (vocals, piano, Wurlitzer, acoustic guitars)
Eric Heywood (pedal steel guitars, background vocals - #5, 9)
Jay Bellerose (drums and god knows what)
Jen Condos (bass guitars)
Ryan Freeland (accordion)
Patrick Warren (keyboards)
David Ralicke (horns)
Kristin Mooney (background vocals)
Gia Ciambotti (background vocals)
Claire Holley (background vocals)
Tracklist
01:All Fall Down (4:34)
02:Mysterious Stranger (4:12)
03:Runnin' Right (4:14)
04:All That Bad (4:01)
05:Wonderin' (3:05)
06:Can't Take This (3:52)
07:Wind Is Restless (3:28)
08:How Could We Guess (4:09)
09:This Too Shall Pass (4:12)
10:Bowline (4:12)
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