Angriff ist die beste Verteidigung, dachte sich Mark Bennett wohl, als er das wortbekannte "Cruel To Be Kind" verfasste und fordert - das Feuer auf die berüchtigte Zunft der Musikkritiker eröffnend - die augenblicklich erblassende Rezensentin sogleich zum weißen Duell mit diesem reichlich 'kraftvoll' servierten Beton-Aufschlag:
»you may feel obliged to get your two cents out
but the shit should come out of your ass and not of your mouth«
und setzt noch einen unmissverständlichen Schmetterball drauf:
»so for all you experts have i got news for you
well you got in for free, i haven't noticed you buying our cd
and oh yeah by the way who the fuck are you?!«
Well, my name is Grit und ja, ich gestehe - die CD habe ich nicht gekauft. Auf einigen sehr verschlungenen Wegen (gell, Ilka) fand sie aber trotzdem den Weg auf meinen Tisch und in einen antiquierten CD-Player, um von mir - natürlich gnadenvoll - verrissen zu werden.
Mark Bennett ist Ire, geschäftlich folkrock-akustisch seit mehr als 10 Jahren in Deutschland unterwegs und zwar tätig als äußerst fleißiger Live-Performer mit der beeindruckenden Bilanz von 1500 absolvierten Konzerten. Seine 'Band' besteht aus Martin Bauer - Deutscher, Bassist, zweite Stimme und Co-Autor von Bennett.
Die mutigen Draufgänger schicken nun "Tripping The Light Fantastic", ihren zweiten Longplayer, in die Höhle der Löwenjournaille und ins Rennen um die mutmaßlich versiertere Hörergunst. Ein klares 2:0 in Sätzen gegen beide Kontrahenten erspielen sie dabei gleich mit dem Opener "Lonely Road" und vor allem mit dem an Nr. drei positionierten Titeltrack - dem 'Rocker' der Scheibe. Rundum gelungen ist hier wieder einmal das Ergebnis der beliebten 6 Saiten x 3 Akkorde-Formel, bei ausgelassenem dancing fever im Ohrwurmeinzugsbereich.
Der Instrumental-Ausflug "Long Distance" hingegen könnte glatt ein Auftragswerk sein und als Werbetrailer für einen Mittelmeerreiseveranstalter durchgehen: Mediterraner Entspannungsurlaub in auditiv stimulierendster Wohlfühlform.
Singender Weise sind unsere beiden harmony riders mit "Echoes" dann wieder zu keinen Schandtaten bereit, sondern nur auf die »...perfect radio frequency« aus. Und dieses Finetuning lohnt sich wirklich: Die offenen, klaren, genetisch verwandt scheinenden Stimmen der zwei M.B.s bilden nämlich das perfekte Fundament für den apart verführerischen Hörgenuss des irisch-deutschen Duos.
Insbesondere bei Mark Bennett glaubt man, eine angenehme, vokalistische Ähnlichkeit zum musikalisch personifizierten Alleinstellungsmerkmal Neil Finn ausmachen zu können. Überhaupt erinnert das sanft subtile Konstrukt der Song-Glanzlichter dieses Albums mitunter an den traumsphärischen Sound der meisterlichen Crowded House. In "Reaction (To Attraction)" reicht man sogar fast an die komplexen, hochklassigen Kompositionen der kongenialen Finn-Brüder heran.
Ein schlagfreundlicher Return darf ehrenhalber jedoch den Court erschüttern: Bestimmte Reserven offenbaren Bennett und Bauer noch auf dem anspruchsvollen Sektor des gehobeneren Songwritings. Was "Cruel To Be Kind" an etwas fragwürdigem 'Pulver' verschießt, vermag des Silberlings finaler Abendausklang "Night" mit leicht schadhaft abgegriffener Mitternachtslyrik sicher nicht ins Spiel zurückzuholen.
And last but not least: Den tapfer erkämpften Matchball verwandeln wird man vielleicht mit rechtschreib-halbwegs-korrekt abgedruckten Songtexten im Booklet.
Anyone for tennis? Auf zu großem!
Tracklist |
01:Lonely Road (3:05)
02:The Girl Who (3:34 )
03:The Light Fantastic (3:20)
04:Long Distance (3:08)
05:Echoes (3:06)
06:Sinking (3:09)
07:Sell My Soul (3:23)
08:Reaction (To Attraction) (3:31)
09:Rock It Boy (3:03)
10:Cruel To Be Kind (2:55 )
11:Light In Your Window (3:06)
12:Night (3:45)
|
|
Externe Links:
|