Alles begann in Chicago. Zur Bar-Mizwa bekam er seine erste Gitarre geschenkt. Er hing vor dem Radio und ist von Scotty Moore, dem damaligen Elvis Presley-Gitarristen, angetan. Natürlich war er in Chicago lebend unmittelbar mit dem Blues konfrontiert. Sonst ein eher zurückhaltender Junge, war er in den Blues-Clubs das Gegenteil, denn er hüpfte zuweilen einfach auf die Bühne und spielte mit.
Seine Vorbilder waren Muddy Waters, Howlin' Wolf oder Magic Sam.
Seine Eltern kamen nicht mehr mit ihm klar und schickten ihn 1958 auf eine Privatschule an der Ostküste. Schlussendlich schloss er seine Schulkarriere an einer Chicagoer Schule für schwierige Jugendliche ab.
Bestimmt hatte er es seinem musikalischen Talent zu verdanken, dass er im Chicagoer Folkclub 'Fickle Pickle' als Manager arbeiten konnte. Er holte Bluesgrößen wie Sleepy John Estes oder Big Joe Williams in den Club.
In der Szene traf er auf Leute, die die gleiche musikalische Auffassung hatten, wie er: Paul Butterfield, Charlie Musselwhite, Nick Gravenites und Elvin Bishop.
John Hammonds Vater, John Hammond sr., 'CBS' Talentsucher, verschaffte ihm einen Vertrag beim Label. Aufnahmen wurden zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht veröffentlicht.
So stieg er bei der Butterfield Blues Band ein. Die ersten Aufnahmen mit der Band wurden später als "The Lost Elektra Sessions" veröffentlicht. 1965 kam das erste offizielle Album der Band (mit Elvin Bishop als weiterem Gitarristen) auf den Markt.
Bob Dylan holte ihn für die Aufnahmen zu "Highway 61 Revisited". Mit der Butterfield Blues Band spielte er des Weiteren "East West" ein.
Nach der Trennung von der Band gab es das Electric Flag Intermezzo, so will ich es mal nennen. Bald ging man auch hier getrennte Wege und es kam zu einer Zusammenarbeit mit Al Kooper, aus der "Super Sessions" (mit Stephen Stills) hervor ging.
Nach einem missglückten Aufleben der Electric Flag zog Michael Bloomfield Ende der 70er einen Schlussstrich, besann sich auf den Blues und unterschrieb einen Vertrag bei dem kleinen Label 'Takoma'.
"Celebrating The Blues" enthält Aufnahmen aus eben dieser Zeit und ist mit den Tracks 1-14 dem elektrischen und mit den Songs 15-17 dem akustischen Blues gewidmet.
Michael Bloomfield hatte seinen letzten öffentlichen Auftritt am 15.11.1980 gemeinsam mit Bob Dylan. In San Francisco begleitete er ihn bei "Like A Rolling Stone".
Bloomfield verstarb am 15.2.1981.
Mache ich sonst nicht so ausführlich, aber Michael Bloomfield wurde weder zu Lebzeiten noch später entsprechend gewürdigt, obwohl seine Art Gitarre zu spielen durchaus mit einem Peter Green zu vergleichen ist.
Randvoll ist "Celebrating The Blues". Michael Bloomfield wird begleitet von:
Mark Naftalin, Keyboards
Roger Troy, Bass
Bob Jones, Drums
"Women Lovin' Each Other" und "Don't Lie To Me" erscheinen in je einer alternativen Version. Besonders interessant ist ersteres Lied. Was Bloomfield da bietet ist größtenteils improvisiert.
Aber nicht nur diese beiden Songs haben den Charakter des Spontanen. Hervorheben möchte ich "Between A Hard Place And The Ground" und "Wee Wee Hours". Wann kommt der Blues schonmal so entspannt aus den Boxen?
Die Tracks haben genau das Feeling, was Bloomfield wohl selber bei Musikern wie Muddy Waters erlebt hat. Traditioneller Blues vom Feinsten: "Jockey Blues".
Mit seinen fließenden Gitarrenlinien weiß er ein ums andere Mal zu beeindrucken…
Auch wenn der akustische gegenüber dem elektrischen Teil kürzer ausgefallen ist, ist er nicht minder spannend zu hören.
In diesen 10 Minuten erleben wir Michael Bloomfield solo.
Klare Stimme, beeindruckende Gitarre, kompetente Mitmusiker: "Celebrating The Blues" hat den Titel verdient und bietet einen gelungenen Einblick in das Schaffen dieses Musikers.
Am Ende noch ein Lob an Guy Huysmans, der für das Remastering zuständig war.
Spielzeit: 81:40, Medium: CD, Music Avenue, 2006, Blues
1:Women Lovin' Each Other 2:Don't You Lie To Me 3:Knockin' Myself Out 4:Eyesight To The Blind 5:Between A Hard Place And The Ground 6:Cherry Red 7:Uncle Bob's Barrlehouse Blues 8:Wee Wee Hours 9:Vamp In C 10:Blues In B Flat 11:Jockey Blues 12:Junko Partner 13:Women Lovin' Each Other (alternative version) 14:Don't Lie To Me (alternative version) 15:Kansas City 16:Medley: Darktown Strutters Ball/Mop Mop/Call Me A Dog 17:One Of These Days
Joachim P. Brookes, 06.07.2006
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