Paul Butterfield / White Blues Boy
R.I.P.
Paul Butterfield wurde am 17.12.1942 in Chicago geboren. Schon als Teenager besuchte er die Blueskneipen seiner Heimatstadt und wurde bald von seinen schwarzen Idolen Muddy Waters und Howlin' Wolf als deren Schüler und Mitspieler anerkannt. Er perfektionierte sein Mundharmonikaspiel, seine Stimme hatte genau die Rauhheit, um dem elektrifizierten Blues, wie er für Chicago zum Markenzeichen wurde, zum Durchbruch zu verhelfen.
Er gründete 1965 die Butterfield Blues Band, die große weiße Bluesgitarristen hervorbrachte, so z.B. Nick Gravenitis, Michael Bloomfield und Elvin Bishop. Die Band war ohne Zweifel charismatisch und transportierte den Blues der Schwarzen zum weißen Publikum. Beim Newport Folk Festival 1965 war die Butterfield Blues Band die erste, die ausschließlich mit elektrisch verstärkten Instrumenten auftrat, die Rythmusgruppe der Band begleitete im Verlauf des Festivals Bob Dylan bei dessen ersten elektrischen Auftritt. Beide Aufführungen lösten in der Szene heftigste Reaktionen aus.
Nach der ersten LP "Born in Chicago" nahm er mit der 1966 erschienenen Platte "East West" den Raga-Rock vorweg. Der Titelsong war über 13 Minuten lang und schon deshalb ungewöhnlich. Die langen Gitarrensoli von Bloomfield und Bishop klangen indisch inspiriert. Die LP wurde durch legendäre Auftritte in Bill Graham's Fillmore West in San Francisco populär. Mit der nächsten Produktion "The Resurrection of Pigboy Crabshaw" war Paul Butterfield einer der ersten, die Jazzbläser in den Blues einbrachten.

Die Musiker der Band spielten auf Platten von Muddy Waters, James Cotton, Otis Rush, John Lee Hooker und anderen, selbst für Bob Dylan (auf dessen epochaler Platte "Highway 61 Revisited")
Trotzdem ließ der kommerzielle Erfolg zu wünschen übrig, Paul's Musiker gingen eigene Wege. Im Klima der Popmusik Anfang der 70er war das Etikett 'Blues Band' eher hinderlich, gerade auch nachdem Rockbands den Blues ausschlachteten. Die klauten ganze Riffs und Textzeilen von schwarzen Bluesmusikern (etwa Led Zeppelin mit "The Lemon Song" von Willie Dixon oder auch die Rolling Stones mit "Love in Vain" von Robert Johnson) ohne die Urheber auch nur zu erwähnen. Paul gründete 1972 eine neue Band namens Better Days, mit der er drei Platten einspielte und trat 1976 im Konzertfilm "The Last Waltz" von 'The Band' auf. Im September 1978 spielte er bei der 3. Rockpalast-Nacht und wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Die Show wurde ungekürzt in ganz Europa ausgestrahlt. Mit Rick Danko von 'The Band' tourte er 1980 als Danko-Butterfield Band. Er betrat zum letzten Mal 1987 eine Konzertbühne, u.a. mit B.B. King, Albert King und Eric Clapton.
Paul Butterfield hat sich große Verdienste erworben, seine Verschmelzung verschiedener Musikstile in eine eigene, mit Verve und Virtuosität vorgetragene Spielart des Blues hat Generationen von Künstlern nachhaltig beeinflußt und damit die musikalische Landschaft für immer verändert. Er starb am 4. Mai 1987 in Hollywood, als Ursache wurden Alkohol und Drogen genannt.
Biographie: Paul Butterfield (1942 - 1987)
Manni Hüther, 20.2.2000