Ein Blick auf den Kalender verrät, bis zur Advents- und Weihnachtszeit sind's nur noch wenige Wochen! Allein beim Gedanken, dass Omi wie jedes Jahr um die Zeit wärmende Wintersocken strickt, Mutti die ausgestochenen Teigrohlinge in den Ofen schiebt, um später köstliche Kekse zu ernten, Daddy sich kurz vor dem 24. um den passenden Weihnachtsbaum kümmert, ihn mit tollem Klimbim ausstaffiert und im Hintergrund der Weihnachtsklassiker "Last Christmas" von Wham in romantischer Zimmerlautstärke aus den Boxen der HiFi-Anlage fiedeln lässt, kann sogar ich sentimental werden. Und obwohl es noch ein bisserl hin ist, greif ich adventsverträumt in den zugesandten Umschlag aus Hamburg. Absender: Raimund Burke. Wat? "Christmas Classic"? Aus allen Weihnachtsträumen gerissen bete ich zum Allerheiligen, dass ich nicht auch noch so'n George Michael-Aufwärmer besprechen muss.
In der Tat verrät die Track-Liste mit Titeln wie "Jingle Bells", "Oh Tannenbaum" oder "White Christmas", dass es sich hierbei um eine reine Weihnachts-CD handelt. Das Cover eines geteilten Burkes mit einer ansprechenden mittig platzierten Elektroklampfe lässt mich hoffen, es nicht allzu soft erwischt zu haben. Sonst schnappt sich noch meine liebe Omi, nach dem Verzehr von Klößen, Rotkohl und Gänsekeule, den hanseatischen Silberling. Nur gut, dass ich in Vorhand bin und zuerst die Platte checke. Als ersten Song hat sich Raimund "Jingle Bells" ins Visier genommen und treibt sofort meinen Adrenalinspiegel in die Höhe! So eine Fassung vom Uralt-Weihnachtsklassiker habe ich noch nie gehört, da wird's jedem Rockerherz warm ums selbige!
Die nächsten Songs verraten, dass es sich hierbei um ein rein instrumentales Album handelt, obgleich er seine Klampfe so gezielt einsetzt, dass die Gitarrenläufe problemlos den Gesang ersetzen. Ganz klar, wie schon bei seinem letzten Tonträger Into My Arena präsentiert sich der Tonträger im Stile eines Satrianis. Und ich garantiere, mit derselben Klasse und Qualität des amerikanischen Ausnahmegitarristen!
Faszinierend wie gekonnt Raimund sein Spielgerät, zum Teil in atemberaubender Geschwindigkeit bedient, aber auch mit gezielt langsameren Passagen glänzt, wenn es darum geht, dem Zuhörer die Songs erkenntlich zu zelebrieren. Der erste Durchlauf lässt keine Schwächen erkennen, im Gegenteil, der Elbstädter hat sich mächtig ins Zeug gelegt und einfach das umgesetzt, was wahrscheinlich einige vor ihm einfach nicht getraut haben, nämlich eine Weihnachtsplatte mit reichlich 'Schmackes' zu produzieren! Dass er ein spielstarker, filigraner Sechssaitenhexer ist, der alle Grifftechniken drauf hat, beweist er bei jedem Teil, meist mittig platziert, des Silberlings! Meine persönlichen Highlights der Lebkuchen-Platte sind, obwohl der Tonträger auch sonst perfekt abgeschmeckt ist, "Morgen Kinder wird's was geben", "Have Yourself A Merry Little Christmas", "Deck The Halls" und "Rudolph The Red-Nosed Reindeer".
Im Grunde spiegeln sich meine Eindrücke aus einem persönlichen Kennenlernen und seiner vorherigen Aufnahmen wieder. Der fast zwei Meter große Hamburger, der von sich behauptet nicht allzu gut zu singen, hat dafür seine ganze musikalische Energie aufs Instrumentale gesetzt! Dass das keine schlechte Entscheidung war, beweist "Christmas Classics". Burke zeigt sich nicht nur für die genialen Gitarrensoli verantwortlich, er spielte auch die Tastenelemente, das Schlagzeug und den Bass selbst ein. So hat er mit seiner Ich-AG ein Top-Weihnachtsgeschenk produziert, das man durchaus auch noch nach der Winterszeit hören kann. Selbst den Versand seiner Tonträger betreibt er eigenverantwortlich, und wer weiß, vielleicht braucht er bald ein paar Engel, die ihm helfen die kommenden Bestellungen pünktlich zu versenden.
Fazit: Nach dem zweiten Checken, gönne ich mir in Vorfreude aufs Fest 'nen dicken Bratapfel und ein, zwei Glühwein. Mit diesem Hochgefühl kann für mich die Adventszeit schon morgen beginnen, doch eins steht im Gerangel ums Auspacken der Geschenke fest: Pech gehabt Omi, die Platte wandert in mein CD-Regal und findet dort einen Platz der Rubrik: Inselplatte! Zumindest falls ich in der Weihnachtszeit irgendwo Notstranden muss.
Line-up:
Raimund Burke (guitars, bass, keyboards, drums)
Tracklist |
01:Jingle Bells
02:Santa Claus Is Coming To Town
03:Morgen Kinder wird's was geben
04:White Christmas
05:Silent Night
06:Mele Kalikimaka
07:Oh Tannenbaum
08:Have Yourself A Merry Little Christmas
09:Deck The Halls
10:Rudolph The Red-Nosed Reindeer
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