Ray Bonneville / Bad Man's Blood
Bad Man's Blood Spielzeit: 41:46
Medium: CD
Label: Red House Records, 2011
Stil: Blues

Review vom 13.10.2011


Holger Ott
Ein alternder Cowboy mit narbenzerfurchtem Gesicht sitzt in der Wildnis am Lagerfeuer und singt seinen Freunden Geschichten aus seinem Leben vor. Nacheinander greift sich jeder dieser Freunde ein Instrument und steigt musikalisch mit in die Erzählung ein. Dass dabei viele traurige Dinge aus dem flackernden Feuer in den nächtlichen Himmel steigen, sollte jedem beim Hören von "Bad Man's Blood" von vorn herein bewusst sein. Zu erwarten ist keine flotte Country- oder Bluesmusik, sondern sehr ruhige Klänge. Oft so ruhig, dass es den Menschen beim Zuhören das Wasser in die Augen treiben könnte.
Weit über 30 Jahre ist Ray Bonneville inzwischen im Musikgeschäft und diese Erfahrungen bringt er mit seiner Gitarre und der Mundharmonika zu Gehör. Mit Sicherheit ist seine Musik nicht Jedermanns Geschmack. Es fehlt stets der Pepp oder das gewisse Etwas. Herausragende Titel sucht man unter den elf Tracks vergeblich. Rays Musik fließt dafür gleichmäßig vor sich hin, wie der im Song fünf besungene "Mississippi". Über 40 Minuten hat der Hörer Zeit, sich zu entspannen, alle Alltagsprobleme zu vergessen und sich an die Seite der Musiker in die Wildnis zu versetzen. Man ist sofort gewillt die Augen zu schließen und unentwegt zu träumen. Titelsong und Opener "Bad Man's Blood" sorgt sofort dafür, in einen leichten Dämmerschlaf zu verfallen.
Ray Bonneville als Liebhaber der akustischen Musik bekannt, greift aber auch schon mal zur elektrisch verstärkten Gitarre, um eines seiner seltenen Soli zum Besten zu geben. So bei "Sugar And Riley", das dadurch extrem aufgewertet wird, zieht sich das Gitarrensolo fast durch den gesamten Song. "River John" scheint ein Nebenfluss des Mississippi zu sein, denn auch dieses Stück fließt ruhig vor sich hin und mündet etwas später in eben diesen. Dass dabei auch ein paar Stromschnellen passiert werden müssen, beweist "Good Times". Mit seiner Harmonika bestückt, bringt Ray nun ein paar flotte Takte zu Gehör und diese Nummer kristallisiert sich als bester Track der ganzen CD heraus. Dass es danach so stramm weiter geht, ist ein Trugschluss. Im Gegenteil, alles fällt wieder in seinen gewohnt ruhigen Trott, um ja die romantische Lagerfeuer-Atmosphäre zu erhalten.
"Blood Of Mine" macht das besonders deutlich, denn darin werden die Country-Klänge extrem hervorgehoben. Ganz das Gegenteil und aus den tiefsten Sümpfen des Mississippi Deltas ist der Blues-Track "Ray's Jump". Die Musik, übrigens das einzige Instrumentalstück, vermittelt einem das Gefühl, sich in einer kleinen Hütte an den Ufern des Delta zu befinden und eine Sklaven-Mama dabei zu beobachten, wie sie die Suppe über dem offenen Feuer umrührt und dabei über ihr jämmerliches Leben klagt. Obwohl ohne Gesang, hat es das Stück in sich und ich bin tief berührt. Eigentlich könnte "Bad Man's Blood" nun zu Ende sein, aber Ray legt mit "Funny 'bout Love" noch einen nach. Was daran aber funny sein soll, bleibt mir verborgen. Selbst der Protagonist verlässt, wie auf dem Cover zu sehen ist, mit gesenktem Haupt und hängender Gitarre die Szene. Vermutlich hat es ihm ebenfalls das Wasser in die Augen getrieben.
Line-up:
Ray Bonneville (vocals, electric and acustic guitar, harmonica, foot percussion)
Gurf Morlix (vocals, electric guitar, baritone guitar, electric bass, banjo)
Mike Meadows (drums, percussion)
Dexter Payne (alto and baritone sax)
Tracklist
01:Bad Man's Blood (4:20)
02:Sugar And Riley (3:34)
03:River John (4:09)
04:Good Times (3:55)
05:Mississippi (2:33)
06:Night Walker (3:03)
07:Darlin' [Put Your Suitcase Down] (3:26)
08:Blonde Of Mine (4:36)
09:Cross And Flowers (4:23)
10:Ray's Jump (2:23)
11:Funny 'Bout Love (3:44)
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