Spielzeit: 58:40 Medium: CD Label: New Hearland, 2014 Stil: New Age Review vom 28.05.2014 Wolfgang Giese

Ja, da enthüllt sich mit dem Albumtitel doch ein kleines Wortspiel, nicht wahr? Auf der Webseite Rolf Beydemüllers erblickt man viel Wasser - schon hier offenbart sich diese Kombination als treffend, man sieht Wasser, die See. Wasser und Meer... das sind Begriffe, die geben für mich Anstöße zu philosophischer Betrachtung großen Ausmaßes. Der Künstler selbst führt kurz und knapp dazu aus: »Eine klangbildhafte Reise zum Thema ICH und MEER: I Sea.« Und dazu gibt es eingangs des ersten Titels kurz beruhigendes Rauschen von Wasser.

Kollegen wie der Gitarrist Gregor Hilden halten sich mit Lob nicht zurück: »Vor allem aber sind es seine vorzüglichen, hochmusikalischen Stegreifideen, die hier mit einer bedachten Interpretation zu einem geschlossenen konzertanten Konzept ausgebaut sind. Beeindruckend!« Schöner und besser kann ich es nicht ausdrücken - Ende der Rezension! Oder?

Nach der Platte "Ankunft" aus dem Jahr 2000 kommt nun endlich ein Nachfolger, veröffentlicht auf dem eigenen, in diesem Jahr gegründeten Plattenlabel New Hearland. Im Vergleich lässt sich nun ein Mehr an Reife, an Emotionen feststellen. Die Musik geht in die Tiefe und vermittelt eine sehr warmherzige und die Seele wärmende Atmosphäre. Sie wirkt überaus sympathisch, sehr angenehm und irgendwie freundlich - ruhig und beruhigend, so empfinde ich es beim Hören. Sicher mag auch die Arbeit mit der Band White Canvas beeinflussend gewirkt haben.

Nach der ein wenig nach New Age klingenden Einleitung gibt es "Menschenherz". Da höre ich die klassischen Meister Tárrega und Rodrigo, sehr virtuos und eingeflochten in zeitgemäße und zugängliche Gestaltung. Und wo wir gerade beim Thema sind, greife ich vor zum siebten Stück, "Francisco". Das ist offensichtlich eine Widmung an Francisco Tárrega, greift der Gitarrist hier doch Teile des Themas von "Recuerdos de la Alhambra" auf. Ganz hervorragend fließt die Musik dahin.

Auf anderen Stücken fällt auf, wie sich zum Beispiel mit sanftem Rhythmus, gelegentlich durch elektronische Beigaben versehen, Schönheit und Ruhe entwickeln, und wie harmonische Melodieführungen eine bestechende Faszination verbreiten können. Immer dann, wenn Unterstützung durch den Bassisten erfolgt, dann wechselt auch die Stimmung und wird mit noch mehr Leben gefüllt. Manche Songtitel sprechen einfach für sich, so wird die Ausführung von "A Beautiful Place" eben diesem Titel gerecht.

Die traumwandlerische Einheit der Musik, mit feinen Unterschieden in den einzelnen Titeln, lassen innerhalb dieser Gesamtheit eine rundum formvollendete Gestaltung eines Ganzen erblühen. Nur bei "Borboleta" stört mich persönlich ein wenig die durchgehende gesangliche Nutzung der Wörter
»La la la« in der ansonsten harmonischen Gesamtschau. Mit der Reprise des Eröffnungstitels schließt sich der Kreis und hinterlässt das angenehme und zufriedene Gefühl, wirklich sehr bewegende und emotional leidenschaftlich vorgetragene Musik gehört zu haben. Für mich ist das auch Romantik, gerade, wenn zum Schluss noch einmal das rauschende Wasser einsetzt und mich gedanklich zum Träumen an den Strand trägt.

Line-up:
Rolf Beydemüller (guitars, voice, programming)
Christian Kussmann (bass - #1,4,6,8,10,12,14,15)