"Let the revival begin!" - so endet der dem musikalischen Teil vorangestellte, predigtartige ("The Evangelist") Monolog, dessen Sprecher am Ende fast wie die Stimme der Einleitung zum Iron Maiden-Klassiker "Number Of The Beast" klingt. Nun, giftigem Schwermetall und der unheilvollen Wirkung der Nummer 666 müssen wir uns nicht aussetzen; nach einem teuflischen Zahlendreher kommen wir aber auf 9, denn so viele Mitstreiter hat der 25-jährige Sänger und Rhythmusgitarrist Shy bei den Aufnahmen um sich versammeln können. Einige wenige von ihnen sind Mitglieder der Whiskey Fever Band, die anno 1979 von seinem Vater Skip gegründet wurde. Ein schöne Familengeschichte wie aus dem Bilderbuch also, ein weiteres Rock 'n' Roll-Märchen?
Nicht ganz, denn der Sohnemann frönte als Teenager zunächst solchen Roots-fremden Musikstilen wie Punk und Ska, um schleißlich vor etwa 6 Jahren den Pfad zurück zu seinen Wurzeln, sowohl musikalisch als auch geographisch zu finden. Eine Zeit lang spielte er noch mit seinem Vater zusammen, der sich aber entschloss, lieber die großzügig gewährte, staatlich garantierte Musiker-Rente zu genießen. Der Ruhestand des Alten hinderte Shy nicht daran, sein Debütalbum 2002 und eine EP 2004 zu veröffentlichen. Nun legte er 2005 mit "Southern Roots Revival" seine zweiten LP vor.
Obwohl wir uns seit vielen Jahren im CD-Zeitalter befinden, erinnert die Spielzeit mit knapp 38 Minuten - einschließlich (die wievielte Version?) "Knockin' On Heaven's Door" - an längst vergangenen Vinyl-Tage. Dafür wird man mit neun ordentlichen bis sehr guten Songs aus dem Roots-Bereich entschädigt. Los geht es mit dem Stück "Sweet Southern Woman", das von den herrlich fließenden Gitarrenläufen dominiert und vom schön druckvollen weiblichen Backgroundgesang ergänzt wird. Schon deswegen lohnt sich diese CD! Spricht noch jemand über Dickey Betts?
In die gleiche eher rockige Kerbe schlagen "Going Back To Texas" (erstklassiger Riff), "The Little Things" (funky R&B), "Southland Saturday Night" (mit Country-Pickin à la Steve Gaines) und "Gettin By".
Mehr in die Country-Ecke gehen Stücke wie "It'll Have To Do", "Shine" und "I Can Show You Texas" mit reichlich Einsatz von Fiddle, Mandoline und Dobro. Dazu immer wieder diese herrliche Country-E-Gitarre, hell yeah! Beim allerletzten Stück wird aber das größte Manko der Band deutlich: Der Gesang von Shy Blakeman passt nicht zu dieser Art von Roots-Rock. Er wird hier von seiner Vergangenheit (als Punker?) eingeholt. Oder ist es das 'Johnny Mainstream Rock-Sänger Van Zant-Syndrom', d.h. kein Gefühl für Songs mit Country bzw. Blues-Wurzeln? Rausrotzen in der immer gleichen Tonlage ist hier fehl am Platz.
Das wäre aber auch der einzige Makel einer ansonsten guten Scheibe, die überzeugen kann. Nach dem Wiederaufleben der Southern Roots darf ruhig die Neuauflage in Form einer weiteren CD folgen. Let the revival continue!
Spielzeit: 37:46, Medium: CD, Dreamcast Records, 2005
1:The Evangelist (00:58) 2:Sweet Southern Woman (05:08) 3: It'll Have To Do (03:35) 4:Going Back To Texas (03:05) 5:The Little Things (03:17) 6:Knockin' On Heaven's Door (03:34) 7: Southland Saturday Night (03:00) 8: Shine (05:02) 9: Gettin' By (02:48) 10: I Can Show You Texas (02:57) 11: The Unsung (04:18)
Janos Wolfart, 07.06.2006
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