Syd Barrett / An Introduction To Syd Barrett
An Introduction To Syd Barrett Spielzeit: 60:14
Medium: CD
Label: EMI, 2010
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 24.10.2010


Jens Groh
Syd Barrett, mit bürgerlichen Namen eigentlich Roger Keith Barrett (gestorben am 7. Juli 2006), ist wohl eine der tragischsten Figuren im Rockzirkus. Ein Mensch, der Genie und Wahnsinn (und leider auch die Drogen, in seinem Fall LSD) so dermaßen nahe bei sich hatte, dass es zwangsläufig zum Zerbrechen des Protagonisten kommen musste.
Das bekannteste Werk Barretts ist wohl die erste Pink Floyd "The Piper At The Gates Of Dawn" (so der Titel des siebten Kapitels des Romans "Der Wind in den Weiden") und deren einleitendes Stück "Astronomy Domine", das auch heute noch von vielen als einer der wichtigsten Rocksongs überhaupt angesehen wird. Selbst Bands wie Voivod (die kanadische Prog-Institution) haben sich fast die Zähne daran ausgebissen. Wer diesen Übersong, der seiner Zeit um Lichtjahre voraus war, nicht kennt, sollte sich sofort zum Thema Psychedelic Rock vornehmst bedeckt halten, zumindest beim Original!!!
So, nun vier Jahre nach seinem Tod wird sein musikalisches Schaffen mit der mir vorliegenden CD gewürdigt. Ob diese jetzt standesgemäß ist, lassen wir mal vorab. Fakt ist, man kommt in den Genuss, ganz alte Floyd-Stücke in zeitgemäßem Klang zu belauschen, was aber die Tatsache mit sich zieht, dass so mancher 'abartige' Klang bzw. Geräusche, die zu dem sinisteren Sound beitrugen, leider etwas in den Hintergrund gemischt wurden. Sicher, jetzt klingt alles etwas wuchtiger und voller, aber eben auch nicht mehr ganz so krank. Und das war das Wesentliche des damaligen floydschen Sounds.
Zu bestaunen gibt es auf diesem recht schönen Silberscheibchen eine gute Stunde gelungener (die ersten beiden Singles "Arnold Layne" und "See Emily Play") und sagen wir mal, etwas andere Lieder des Mr. Barrett. Wie z.B. "If It's In You", in dem er gesanglich richtig neben die Spur haut. Leider wird der größte Song, "Astronomie Domine", auf diesem Best Of nicht bedacht, schade. Auch "Interstellar Overdrive" fällt unter den Tisch. Dafür bekommt man "Matilda Mother" zu hören; wie ich finde, ihr zweiter Hammersong. Bei jenem fällt am meisten der 2010-Mix mit seinen oben genannten Soundunterschieden auf.
Die Songs, die Barrett alleine schrieb sind aber auch immer noch Klassiker, allerdings nicht mehr ganz so psychedelisch wie mit seinen alten Weggefährten Waters und Gilmour. Obwohl beide immer noch, wenn auch nicht mehr ganz so häufig, mit ihm musizierten. Barretts Stücke zeigen immer mehr den Singer/Songwriter, der er ja schon immer war ("Dark Globe"). Besonders kommen die sehr kranken Texte, die manchmal aber auch nur nach 'Reim dich oder ich fresse dich' klingen zum Tragen ("Love You"), da viele Nummern sehr basisch, sprich oft nur Akustik Gitarre, oder nur Gitarre, Piano und Perkussion beinhalten
Besonders bei den Solo-Sachen merkt man, dass sich beide, also Barrett und Floyd sich doch mehr und mehr voneinander wegbewegten. Die einen wurden immer pompöser und wie ich finde depressiver, der andere bewegte sich musikalisch mehr in die Richtung der Protestsongschreiber. Sachen wie "Dominoes" und "Gigolo Aunt" erinnern stellenweise an späte Doors. Allerdings gab es auch spätere Referenzen, denn ein Song wie "Effervescing Elephant" könnte auch auf "The Wall" stehen, mit seiner arg kranken Atmosphäre, obwohl es doch irgendwie nach Kinderlied klingt.
Aber okay, beide waren und sind unglaublich wichtig für die Rock Musik. Und ich möchte keinen von beiden missen!
Wer bis jetzt immer noch nicht mit den Frühwerken dieser kongenialen Band und ihrem ersten Sänger in Berührung gekommen ist, für den ermöglicht sich nun, ganz einfach einen kleinen Einblick in die bunte wilde Welt des Mr. Barrett zu erhaschen.
Ach ja, einen richtigen Negativpunkt gibt es doch noch: Auf der CD-Hülle wird darauf hingewiesen, dass man sich über sydbarrett.com noch einen weiteren Song ("Rhamandan") herunterladen darf…das macht das Erscheinungsbild doch etwas unrund, und mich bringt so was zur Weißglut!!!
Line-up:
Songs 1-6
Syd Barrett (lead guitar, vocals)
Richard Wright (organ, piano, vocals)
Roger Waters (bassguitar, vocals)
Nick Mason (drums)
Songs 7-18
Syd Barrett
(keine weiteren Angaben vorhanden)
Tracklist
01:Arnold Layne
02:See Emily Play
03:Apples And Oranges
04:Matilda Mother (Alternative Version 2010 Mix)
05:Chapter 24
06:Bike
07:Terrapin
08:Love You
09:Dark Globe
10:Here I Go (2010 Remix)
11:Octopus (2010Mix)
12:She Took A Long Cool Look (2010 Mix)
13:If It's In You
14:Baby Lemonade
15:Dominoes (2010Mix)
16:Gigolo Aunt
17:Effervescing Elephant
18:Bob Dylan Blues
Externe Links: