Also das nenn ich mal eine Leistung, im Mai 2012 bestellt, im März 2013 geliefert. Aber als Alice Cooper-'Junkie' nimmt man das gerne in Kauf. Jetzt liegt es also vor mir, das blutrote Vinyl als 180g-Pressung. Das Konzert wurde am 18. Juni 1975 live in der King Biscuit Flower Hour aus dem Great Western Forum, Inglewood, Los Angeles übertragen und schon als Bootleg veröffentlicht. Der Spieler dreht und schon geht es los mit:
"Intro/Welcome To My Nightmare" - Oft schon gehört, man stellt sich im geistigen Auge vor, wie der Meister die Bühne betritt. Dann setzt der Gesang ein, zu laut im Verhältnis zur Musik, stimmlich eher sub-optimal. Mal sehen, vielleicht braucht er ja er eine Warmlaufphase.
Es erklingt das "Intro" von "Years Ago". Nach ein paar Takten geht es nahtlos über in "No More Mr. Nice Guy". Die Stimme Coopers klingt jetzt schon kräftiger, der Gesamteindruck ist aber immer noch flach, keine Dynamik. Nach knapp zwei Minuten ist das Stück vorbei und es kommt "Years Ago/Intro Part II". Anschließend, aha das kennt man - na klar - "Billion Dollar Babies". Auch hier ist der nicht so gelungene Gesang zu dominant. Jetzt hört man zum ersten Mal die Gitarrenparts, die sich nicht verstecken brauchen bis - ja was ist das jetzt? - das Stück ausgeblendet wird. Die Seite ist noch nicht zu Ende! Stümperhaft.
Dafür wird sofort "Years Ago/Intro Part III" eingblendet. Kurz darauf ertönt das "Intro" von "I'm Eighteen", um sofort wieder ausgeblendet zu werden. Eine Katastrophe. Hier wurde aber mal richtig gepfuscht. Nach einem erneuten Anlauf dann doch das Stück im Ganzen. Die wiederum sehr gute Gitarrenarbeit geht in dem insgesamt schlechten Klangbild unter. Die Rythmusfraktion ist als solches nicht rauszuhören. "Steven's Intro": Gerne hätte ich jetzt die Live-Bilder dazu. Aha, wieder ein Zwischenspiel. "Welcome To My Nightmare Reprise"; nett gespielt, aber irgendwie zündet hier nichts. "Some Folks" beginnt sehr entspannt, hier dürfen sich die Gitarren austoben, die Stimme das Meisters kommt langsam in Fahrt.
"Cold Ethyl", eine der Hammer-Nummern in jedem Live-Set. Aber auch dieser Song wird ausgeblendet. Unglaublich! "Only Women Bleed" darf natürlich nicht fehlen, eines der balladesken Stücke, bei denen man gerne in Ruhe verweilt. Alles in allem ein runder Track. Kurz wird noch "Devil's Food" angespielt, aber sogleich wieder ausgeblendet. "Devils Food" ist sehr cool und da stimmt alles und es ist, wie so oft, ein feiner Opener für "Black Widow". Das ist die Stelle, an der Alice seiner Band Frei- und Spielraum gibt. Ja, jetzt geht es richtig los. Steve Hunter und Dick Wagner in Bestform. So will ich das hören. Nur schade, dass es schon die dritte Seite ist. Und jetzt auch die Stimme von Vincent Price - er passt halt wie die Faust auf's Auge...
»And here, my prize, the Black Widow. Isn't she lovely? … and so deadly«. Leider lässt auch der Sound wieder nach, man bekommt immer mehr den Eindruck, ein mittelmäßiges Bootleg vor sich zu haben. Auch hier wird wieder ausgeblendet. Steven bringt einen wieder auf den Teppich zurück, nachdem man bei den vorigen Stücken fast abgehoben hat.
"Welcome To My Nightmare Reprise 2". Naja, die Nummer besteht nur aus einer Aneinanderkettung des Refrains - wahrscheinlich müsste man hier wissen, was auf der Bühne passierte. "Escape" ist eigentlich ein druckvoller Song mit einem eingängigen Riff. Vorliegend aber eher ein Geräuschbrei, der am Ende ausgeblendet wird. Auf der nächsten Seite wird das Stück nun wieder eingeblendet, gerade rechtzeitig zum Gitarrensolo, das nahtlos in das Intro von "School's Out" übergeht; der Klassiker am Ende jedes Sets. Danach folgt ein ca. einminütiger "Encore Chant", bevor "Department Of Youth" in einer Sieben-Minuten-Version, als Zugabe gespielt wird.
Fazit: Ein Album auf das man sich eigentlich richtig freuen konnte. Als Alice Cooper-Fan seit frühester Kindheit an, musste ich natürlich diese Scheibe haben. Bei mir überwog die Enttäuschung, da sich Back On Black keinerlei Mühe gegeben hat, ein ansprechendes Doppelalbum auf den Markt zu bringen. Man hat hier den Anschein, dass alles mit heißer Nadel gestrickt wurde. Ein durchschnittliches Cover und zwei Innenhüllen aus rauem Papier, die der geneigte Vinylhörer gleich gegen etwas Sanfteres austauschen muss. Das hätte man schöner machen können, z.B. auch Innencover mit Konzertbildern und Liner Notes. Das 180g-Vinyl überzeugt durch Gewicht, allerdings hätte ich mir auf diesen Schwergewichten ein einwandfrei abgemischtes Konzert gewünscht und nicht diesen Soundbrei mit willkürlichen Aus-und Einblendungen.
Wer das Konzert in einigermaßen Qualität hören möchte, besorgt sich besser die CD. Dort wird auch auf die Aus- und Einblendungen verzichtet, was dem Hörspaß auf jeden Fall zugutekommt.
Line-up:
Alice Cooper (vocals)
Josef Chrowski (keyboards, vocals)
Whitey Glan (drums)
Steve Hunter (guitar, vocals)
Prakash John (bass, vocals)
Dick Wagner (guitar, vocals)
Tracklist |
Seite 1:
01:Intro/Welcome To My Nightmare
02:Years Ago/Intro
03:No More Mr. Nice Guy
04:Years Ago/Intro Part II
05:Billion Dollar Babies
06:Years Ago/Intro Part III
07:I'm Eighteen
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Seite 2:
08:Steven's Intro
09:Welcome To My Nightmare Reprise
10:Some Folks
11:Cold Ethyl
12:Only Women Bleed
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Seite 3:
13:Devils Food
14:Black Widow
15:Steven
16:Welcome To My Nightmare Reprise 2
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Seite 4:
17:Escape
18:School's Out
19:Encore Chant
20:Department Of Youth
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Externe Links:
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