Alice Cooper / Dirty Diamonds
Ich erinnere mich noch genau an meine allererste Platte. Ich war so zwischen 12 und 13 Jahre alt, kratzte meine gesamten Ersparnisse zusammen, müssen so 5,50 DM gewesen sein und kaufte mir davon die Single "Elected" von Alice Cooper. Und wenn der kleine Mike schön lieb war, durfte er die Platte auch mal auf Papas heimischem Plattenspieler laufen lassen. Das war schon ein starker Kontrast zu dem "Mond von Wanne-Eickel" und all den anderen hohlen Schlagern, die sonst so bei uns zuhause liefen. Heute, 32 Jahre später, halte ich das neue Werk von Alice Cooper in den Händen. Natürlich nicht mehr als Schallplatte, wie meine Single, sondern als CD.
Das 12seitige Booklett beinhaltet alle Texte und ist so gerade noch lesbar. Wobei ich befürchte, dass ich in einigen Jahren eine Brille brauchen werde um den Inhalt des Heftchens lesen zu können.
Beim ersten hören der Scheibe fällt mir gleich auf, dass das Album wieder mehr nach Alice Cooper der 70er klingt, als nach den letzten Scheiben des "Fürsten der Finsternis". Der Sound ist OK, wenn auch nicht auf dem neusten Stand der Technik. Das Album wurde in Los Angeles aufgenommen und von Steve N' Rick produziert.
Nach Ansicht Coopers wird traditionelle Rockmusik niemals ihre Existenzberechtigung verlieren. "Warum existieren Bands wie Aerosmith oder Ozzy Osbourne auch heute noch?" fragt er "Es gab sie schon vor 30 Jahren und ihre Songs werden auch in weiteren 30 Jahren noch immer aktuell sein. Es ist ehrliche, handgemachte Musik und hat nichts mit all diesen Plastik-Popstars im Fernsehen zu tun. Ich gehöre zu den Leuten, die Musik hören wollen, bei der nicht alles so perfekt ist. Nimm Motörhead oder die Stones: Ihre Gitarren sind oftmals verstimmt, aber ihre Songs erreichen Millionen."
Eine Ansicht, die ich mit Alice durchaus teile. Unter diesem Gesichtspunkt betrachte ich auch sein aktuelles Album. Ehrliche, handgemachte Musik, die wahrscheinlich nicht in den Charts auftauchen wird, aber für den Rockfan sicher ein gelungenes Werk darstellt. Bei mir jedenfalls läuft die Scheibe seit einigen Tagen heiß, wobei mir die Songs nach mehrmaligem hören immer besser gefallen.
Da gibt es harte Gitarrenriffs genauso, wie akustische Gitarrenklänge, so dass das Album sehr ausgewogen rüber kommt. Bahnbrechende Ideen wurden allerdings auf diesem Silberling nicht geboren. Aber ich denke, das kann man in der Rockmusik auch nicht wirklich erwarten. Die Stimme von Alice Cooper, mit ihrer Vielfältigkeit, kann immer noch überzeugen. Mal hart und düster, mal warm und freundlich, Alice Cooper eben.
Anspieltipps:
"Woman Of Mass Distraction" beginnt mit Schlagzeug und ein paar sägenden Gitarrenriffs. Ein angenehmer Rocksong, mit ordentlichen Backing Vocals, der zum Headbangen einlädt.
"You Make Me Wanna" klingt so typisch nach Alice der 70er Jahre: Retro-Gitarren gepaart mit dem für diese Zeit so charakterischtischen Sound.
Der Titelsong "Dirty Diamonds" ist ähnlich und wiederum unverwechselbar Alice Cooper, wenn man von den Bläsern mal absieht - die dem Song allerdings gut zu Gesicht stehen. Damit wird eine echt gelungene, abwechselungsreiche Mischung erreicht.
"Run Down The Devil" ist ein feiner Rocksong mit Double-Lead-Gesang und verwegen Gitarren.
Fazit: ein gelungenes Rockalbum, auf das sicherlich viele gewartet haben, die Alice Cooper in den frühen Jahren geliebt haben. Freunde von "Trash" oder "Hey Stoopid" werden hier wohl etwas zu kurz kommen.
Alice is back to the roots!


Spielzeit: 46:46, Medium: CD, Spitfire, 2005
1:Woman of mass distraction 2:Perrfect 3:You make me wanna 4:Dirty diamonds 5:The saga of Jesse Jane 6:Sunset babies 7:Pretty ballerina 8:Run down the devil 9:Steal that car 10:Six hours 11:Your own worst enemy 12:Zombie dance 13:Bonustrack: Stand
Mike Schröder, 04.07.2005