Dass das Wacken Open Air eine einzige Gelddruckmaschine geworden ist, ist hinlänglich bekannt. Nun kommt noch ein neuer Zweig hinzu, mit dem die Wacken-Foundation den Rubel kräftig rollen lässt, denn wer will nicht neben dem jährlich nachgereichten Bild- und Tonmaterial auch die Shows seiner Lieblingskünstler noch einmal in voller Länge genießen können. Somit wird eine Reihe von CD/DVD-Packs veröffentlicht, auf denen die jeweiligen Künstler neben dem kompletten Konzert in der Audiofassung, auch per Bildschirm bewundert werden können. Interessant nicht nur für die Fans, die es lediglich in die letzte Reihe geschafft haben. Dabei kommt nicht nur aktuelles Material vom W:O:A 2014 in die Regale der Händler, sondern auch die Auftritte interessanter Bands vergangener Jahre. In diesem Fall ist es der 'Altmeister' himself Alice Cooper, der nach 2010 auch 2013 sein Bestes gegeben hat. Die Show vom letzten Sommer liegt nun auf drei Silberscheiben vor mir. Zwei Konzert-CDs, sowie eine DVD des Auftritts lassen keine Wünsche offen.
In meiner Hülle fehlt das Booklet, da ich nur ein Promo-Exemplar in Händen habe. Leider ist auf dem Beipackzettel nur die Set-Liste der DVD aufgelistet und somit bin ich überrascht auf der CD zwei andere Songs zu hören, als angegeben. Ich gehe mal davon aus, dass beim käuflich zu erwerbenden Exemplar ein komplettes Booklet beigefügt wird.
Cooper läuft mit seiner bisher besten Bandformation beim W:O:A auf und spielt endlich ein Programm, dessen Reihenfolge auch einen Sinn ergibt und mit "Hello Hooray" eröffnet wird. Womit denn auch sonst? Schließlich ist der Song einzig und alleine prädestiniert, um das Volk zu begrüßen, welches sich 'seiner Gnaden' im Dreck von Wacken vor die Füße wirft. Ein Mega-Einstand, auf den in kurzen Abständen die coolen Klassiker der Siebziger folgen. "No More Mr. Nice Guy" und "Billion Dollar Babies" sind die Sachen, die die Fans zum Toben bringen und auch hier in Wacken hat der Schockrocker die Masse im Griff. Ein bestimmender Wink mit seinem Spazierstock, ein starrer Blick in die Zuschauer und alle sind wie in Trance. Nur dass dieses Schauspiel bis zum Einwerfen der DVD warten muss, denn vorab sind es die beiden Audio-CDs, die erst einmal herhalten müssen.
Viele Worte brauche ich nicht über die Songs zu verlieren. Die Liste spricht für sich und die klasse Soundqualität tut ihr Übriges. Beide CDs haben jeweils zwölf Werke auf der Pfanne, die sich durch alle Epochen von Alice Cooper bewegen. Die Auswahl ist sehr gut und es geht dabei überwiegend kräftig zur Sache. Immerhin brauchen die drei Gitarristen und -innen ordentlich Beschäftigung, um diesen brillanten Gleichklang der Riffs zu erzeugen, der die Musik unglaublich voluminös erscheinen lässt.
CD Zwei ist dabei besonders hervorzuheben. Da wildert doch der 'Meister' glatt in fremden Revieren und bedient sich bei den Beatles und Jimi Hendrix. Es geschehen also doch noch Zeichen und Wunder in der Musik, als ob Cooper nicht genug eigenes Material hätte. Um dem Ganzen zu guter letzt noch die Krone aufzusetzen, muss auch noch Pink Floyd herhalten und ihr Gassenhauer "Another Brick In The Wall" bekommt eine ordentliche Portion Guitar-Power und bereichert die Hymne der Schulbankdrücker in Form von einem Medley mit "Schools Out".
Ich kann nur sagen: Alle Achtung Mr. 'Nice Guy' Cooper. Das ist ja mal ein famoses Konzert und nicht dieses langweilige Gastspiel, welches ich ein Jahr zuvor in Berlin gesehen habe.
Aber nun will ich dieses Feuerwerk auch mit eigenen Augen auf meinem Flat-TV in bester Bildqualität sehen und in Dolby-Digital durch das Wohnzimmer poltern lassen. Immerhin geht der Fan zur Cooper-Show, um Blut fließen zu sehen. Am TV sitze ich ja nun ohne Gedrängel in der ersten Reihe und stelle zur Sicherheit eine Schüssel unter den Fernseher, falls da doch etwas heraustropfen sollte. Doch bis es dazu kommt, hält sich der Star etwas bedeckt und die Musik steht vor der Show. Zu "Billion Dollar Babies" werden Banknoten mit dem Degen in die Menge verteilt. Bei "Dirty Diamonds" sind es Perlenketten aus dem 1,- Euro-Shop. Mal zeigt er sich als Hexenmeister und mal als Peitschenschwinger. Alles Szenen, die natürlich in der Audio-Fassung nur erahnt werden können.
Spannend wird es erst, als mit Einbruch der Dunkelheit die Beleuchtung zur Geltung kommt. "Feed My Frankenstein" ist somit perfekt im Timing, um den blutrünstigen Teil der Show einzuläuten. Cooper lässt sich mit viel Rauch und Feuerwerk zu einem Monster mutieren und Dr. Frankenstein wird in eine Zwangsjacke gefesselt und anschließend geköpft. Der Trick funktioniert so gut, dass man selbst in der Naheinstellung nicht erkennt, wie das gemacht wird.
Nachdem der schwer geläuterte zu den Lebenden zurückkehren darf, beginnt das Intermezzo der Songs, die er sich ausgeliehen hat. Anders als auf der Audio CD, sieht man im Konzertfilm den The Doors Klassiker "Break On Through", wobei ich sagen muss, dass ihn Cooper hervorragend interpretiert und seine Stimme, der von Jim Morrison sehr nahe kommt. "My Generation" der The Who hätte nicht unbedingt sein müssen und auf die Beatles und Hendrix wird auf der DVD ganz verzichtet.
Zum Schluss ein großes Finale in Party-Stimmung. Konfettiregen, Seifenblasen und überdimensionale Bälle im Publikum, sorgen im Sound von "Schools Out" und "Another Brick In The Wall" für gute Laune und allgemeines Happening rund um die 'Black Stage' in Wacken.
Alice Cooper hat es immer noch drauf. Er wirkt frisch und ist sehr unterhaltend. Seine Band ist absolut überzeugend und harmoniert sehr gut miteinander. Dieses CD/DVD Prachtstück aus der Wacken-Reihe ist es wert, in jede Sammlung aufgenommen zu werden. Lassen wir uns also überraschen, was die W:O:A-Foundation als nächstes Filetstück aus dem Ärmel zieht.
Tracklist |
CD 1:
01:Hello Hooray
02:House Of Fire
03:No More Mr. Nice Guy
04:Under My Wheels
05:I'll Bite Your Face Off
06:Billion Dollar Babies
07:Caffeine
08:Department Of Youth
09:Hey Stupid
10:Dirty Diamonds
11:Welcome To My Nightmare
12:Go To Hell
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CD 2:
01:Hey Stoopid
02:He's Back (The Man Behind The Mask)
03:Feed My Frankenstein
04:Ballad Of Dwight Fry
05:Killer
06:I Love The Dead
07:Revolution
08:Foxy Lady
09:My Generation
10:I'm Eighteen
11:Poison
12:Schools Out/Another Brick In The Wall
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DVD:
01:Konzertfilm
02:Interview mit Alice Cooper
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Externe Links:
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