Nach
Seven Seas liegt nun mit "Duende" eine weitere Platte des israelischen Bassisten
Avishai Cohen vor, der übrigens nicht mit dem gleichnamigen Trompeter verwechselt werden sollte. Es ist erneut eine gelungene Angelegenheit geworden.
Nach der Platte "Jasmine" von
Keith Jarrett und
Charlie Haden ist dies eine weitere Veröffentlichung eines Piano/Bass-Duos, die mir über den Weg läuft. Jeweils zwei Instrumente - jeweils zwei Musiker und doch empfange ich recht unterschiedliche Musik. Klar, dass mich dieser Vergleich dann doch interessiert. Während die erstgenannten sich in viel lyrischen, kammermusikalischen Spiel ergehen und ganz einfach viel Schönheit produzieren, wirkt die Musik
Cohens und seines Mitstreiters und Landmanns,
Nitai Hershkovits, letztlich lebendiger und treibender. Dabei ist den Klängen des Duos grundsätzlich auch eine gewisse Beschaulichkeit bei einigen Titeln zu bescheinigen.
Im Regelfall liegt es in der Natur der Sache, dass das Piano eine eher beherrschende Stellung im Verhältnis zum Bass, einem originären Rhythmusgeber, inne hat. Während man das auch im Eröffnungstitel noch gelten lassen kann, öffnet sich die Tür zum Neuland in dieser Hinsicht bereits mit dem zweiten Stück - mit einem der drei Fremdtitel, hier "Criss Cross" von
Thelonious Monk. Bass und Piano respektieren sich mit Gleichberechtigung im Spiel. Nach der Einleitung treibt
Cohen zwar zunächst im Stil eines Walking Bass an, doch ist das erste Basssolo nicht fern. Dieses ganz im Sinne des Komponisten vorgetragene Stück bringt uns musikalisch fast zurück in die Zeit des Ragtime, gewisse Ansätze lassen sich in der Musik finden. "All Of You" ist ein swingendes Beispiel für
Cohens flinke Bassläufe, die ihn als hervorragenden Musiker darstellen, was auch für seinen pianistischen Begleiter gilt, der hier mit energischen Ideen gestaltend wirkt. So richtig ruhig wird es erst mit meinem Lieblingstitel von "Duende", mit "Central Park West" von
John Coltrane. Die Ballade wird mit sehr viel Gefühl und Ruhe vorgetragen. Sie umschmeichelt meinen Solarplexus auf sehr angenehme Weise und im Geiste höre ich das Saxofon des Schöpfers dieses wunderschönen Songs. An
John Coltrane erinnert mich dann "Ann's Tune" im Ausdruck, gekoppelt mit einer Zutat
Chick Coreas: druckvolle Bassläufe geben der Musik enorme Kraft. Einen sehr hohen Anstrich aus dem Bereich der klassischen Musik weist "Calm" auf, wo ein wenig von
Johann Sebastian Bach aufblitzt. Ich fühle mich sogar atmosphärisch in die erste Platte von
Procol Harum zurückversetzt.