Spielzeit: 44:51 Medium: CD Label: Back 9 Records, 2014 Stil: Country Review vom 28.11.2014 Wolfgang Giese

Brad Colerick gibt sich erneut die Ehre. Meine Rezension beendete ich 2009 mit den Worten: »Ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird.«
Zunächst fällt mir gleich zu Beginn von "Tucson" auf, dass mich der Klang und die Abmischung faszinieren. Es klingt ganz warm - analog warm... genau so schön wie auf vielen guten alten Langspielplatten aus Vinyl. Fein abgerundet im Bassbereich und einzeln sehr gut zu ortenden Instrumenten und der Stimme mittendrin. Das verbreitet sogleich eine freudige Stimmung, die sich beim Anhören des ersten Songs noch steigert. In recht melancholisch gefärbtem Umfeld singt Brad beim Titelsong, mit Slide-Gitarre fein abgerundet: »I'm goin' to Tucson to say goodbye to a friend…«

Das Banjo auf "Blue Horizon" vermittelt einen feinen farbigen Anstrich und zwar grün-blau, in Form von Bluegrass, und diese Zutat bekommt dem Song sehr gut. Dazu kommt, und das gilt durchgehend, dass der Gesang wieder sehr harmonisch und sympathisch ist, mit einem kleinen Hang zur Melancholie - besonders wieder bei "Place Of You". Dieses Stück erinnert hinsichtlich der Atmosphäre an John Gorka. Auch die Harmony Vocals sind derart perfekt eingesetzt, dass es eine Freude ist, diesen Stücken immer und immer wieder zuzuhören. Vollendete Schönheit zeigt sich beispielsweise auch mit Songs wie dem vierten Track. Noch intensiver und eindringlicher wird es dann, wenn Brad vom winterlichen Schnee berichtet. Ja, der "Late Winter Snow" ist gemeint - hier rundet der Einsatz der Orgel die Atmosphäre noch sehr harmonisch ab.

Nun geht es eindeutig und unzweifelhaft in Richtung Bluegrass, wenn das schlagzeuglose und von Banjo und Fiddle getragene "Brakeman's Door" für mich zu einem Höhepunkt der Platte avanciert, zumal hier der großartige Herb Pedersen seine Background Vocals serviert. Mit dem folgenden Song wird es erneut ruhig, diese wohltuende Stimmung kriecht gänsehautmäßig über die Haut.

Mit den beiden letzten Nummern wird das Tempo noch ein wenig angezogen und zurück bleibt meine Einlassung, dass es mit dieser neuen Platte ganz hervorragend weitergegangen ist. Musik, die sich zwischen Singer/Songwriter/Country auf besten Americana-Pfaden bewegt. Ein echter Volltreffer und ein Beweis, dass man auch noch heute herrliche Countrymusik vorlegen, kann abseits der ausgelatschten Pfade des charterprobten Mainstreams!

Line-up:
Brad Colerick (vocals, acoustic guitars)
Charlie White (acoustic guitar - #1-3,5-11, electric guitar - #1-3,5,7,9-11, pedal steel -#1,7, resophonic guitars - #1,10, dobro - #2,5,6,8, bass - #2,3,5,7,10,11, slide guitars - #3, nylon string guitar - #9, background vocals - #10)
Dave Roe (bass - #1,9, upright bass - #6,8)
Ken Loggains (drums - #1-3,5,7-11)
Larry Marrs (background vocals - #1-3,5,8,11)
Steve Hanson (banjo - #2,6,8, mandolin - #2,3,6,8)
Ed Tree (bass - #4, acoustic guitar - #4)
Jordan Sollitto (acoustic guitar solo - #4)
Sally Dworsky (background vocals - #4)
Phil Parlapiano (electric piano - #5, Hammond B3 - #5)
April Ferch (fiddle - #6)
Herb Pedersen (background vocals - #6)
Tim Crouch (fiddle - #8)
Dave Ristrim (pedal steel guitar - #11)