Spielzeit: 53:16 (CD 1), 69:57 (CD 2) Medium: Do-CD Label: True North Records, 2009 Stil: Folk Review vom 09.05.2009 Wolfgang Giese

Lieferte der 1945 in Pembroke, Ontario, Kanada, geborene Cockburn im Jahre 1970 ein Folkalbum mit akustischer Gitarrenbegleitung ab, so ist er mit dieser Veröffentlichung wieder dort gelandet.
Ein reines Folkalbum und 'Just the Man and his Guitar'!

Vom Debüt ist auf dieser Doppel-CD mit Liveaufnahmen jedoch kein Titel enthalten. Selbst vom zweiten Silberling ist das bekannte "One Day I Walk" nicht dabei, das älteste Stück stammt vom 1973er "Night Vision", und zwar "Mama Just Wants To Barrelhouse All Night Long".
Ansonsten gibt es einen bunten Mix aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen, die in der Regel mit kompletten Bands eingespielt wurden.

Etwas mehr Aufmerksamkeit konnte Cockburn mit relativ rockenden Titeln wie "Lovers In A Dangerous Time" und "If I Had A Rocket Launcher" erzielen, wahrscheinlich seine bekanntesten Stücke, die hier in neuem Glanz erstrahlen und hinsichtlich ihrer Aussage noch mehr an Kraft und Intensität gewannen.

Darüber hinaus ist dieses des Künstlers vierte Live-Scheibe, nach "Circles In The Stream" (1977), "Live" (1990) und "You Pay Your Money And You Take Your Chance" (1997).
Doch gibt es die Songs 'unplugged', eben auf das Wesentliche reduziert - eine gute Idee. Ob Cockburn sich dabei an den beiden aktuellen Platten von Jackson Browne orientierte?
Die Live-Aufnahmen stammen aus dem Frühjahr des Jahres 2008, zusammengestellt aus verschiedenen Konzerten in den USA und Kanada.

Drei Tracks davon (CD 2 - #11,12,13) sind während des Soundchecks auf der Tournee entstanden. Ferner handelt es sich bei einigen Titeln um kleine Geschichten, die Cockburn zwischenzeitlich vorträgt.
Produziert hat Colin Linden, ein bekannter Musiker und Produzent aus Kanada.

Cockburn trägt seine Lieder mit exzellenter Gitarrenbegleitung vor. Seine Stimme kommt kraftvoll und beides zusammen bietet gute Unterhaltung, auch für's Wohnzimmer, so ist man wenigstens etwas live dabei...
Der Musiker bringt auf der Gitarre stark perkussive Momente ("Wait No More"), lässt sie wie ein Orchester klingen ("The End Of All Rivers") , spielt mit leicht rockendem Ambiente ("Last Night Of The World").
In "Tibetan Side Of Town" kann man teilweise frei fließendes, mitunter jazzmässiges Spiel vernehmen und bei dem fast acht-minütigen "Celestial Horses" wird die Dramatik durch starke Reverb-Einstellung an der Gitarre noch unterstrichen, ein kraftvolles Gesangsstück darüber hinaus.

Auf Blind Willie Johnsons "Soul Of A Man" gibt Bruce gar den Folk-Blueser mit einer kraftvollen Bearbeitung dieses Titels. "Strings Warm-up (A Bit Of The Trains Don't Run Here Anymore)", da erinnert er ein wenig an den guten alten Leo Kottke.
"Put It In Your Heart", das rockt sogar...
Und "The City Is Hungry" ist ein lasziv fließendes Stück mit leicht bluesigem Touch, der Song ist neu.

Insgesamt zieht sich eine gewisse 'Wohnzimmerstimmung' durch die Musik, die Atmosphäre besitzt einen entsprechend intimen Charakter, die ansonsten 'elektrischen' Stücke bekommen durch die jeweiligen Neuarrangements einen ganz besonderen Charme.

Fazit:
Grundsätzlich erst einmal nichts Neues für alle die, die den frühen Folkie Cockburn lieben. Eine wichtige Veröffentlichung für diejenigen, die den 'anderen' Cockburn kennen und mögen, und somit ist "Slice O Life - Live Solo" für diese eine gute Ergänzung.
Für Einsteiger wohl nur bedingt geeignet, zeigen diese Aufnahmen nicht den typischen Cockburn. Für diesen Personenkreis, und für alle, die die Zeit zwischen 1970 und 1987 'aufarbeiten' möchten, empfehle ich die gelungene Kompilation "Waiting For A Miracle (Singles 1970-1987)" .