Filmmusik scheint hier das Thema.
Das Cover lässt gruseln, das riecht nach 'billigem Film' der Siebziger, nach 'B-Movies'.
Da fallen dann zugleich Begriffe wie 'Exploitation' und 'Blaxploitation' ein, also jenes Filmgenre, dass sich durch reißerische Aufmachung, verkommenen Helden, Sex, Gewalt und ähnlichem einen mittlerweile kultigen Status erarbeitete. Irgendwie passt das hinsichtlich der Musik hier auch,, die sich stark an jene Soundtracks dieser Filme anlehnt.
Die Band veröffentlichte ihr erstes Album im Jahre 2008 und legte im gleichen Jahr noch ein Soundtrack-Album für einen Film namens "Said" nach. Grob gesagt kann sich der Hörer auf einen abenteuerlichen Mix aus Rock, Funk, Soul und Jazz einstellen, so, wie man Film- und TV-Serien-Musik ab etwa Mitte der 60er Jahre auch kennengelernt hat.
So beginnt der Film dann auch schon gleich ganz druckvoll mit verzerrten Gitarren, sattem Gebläse und einem satt funkenden Groove. Verzerrtes E-Piano natürlich auch, die Klischees werden voll erfüllt! "Eurocrime", so der Titel, da werden gleich reihenweise alle möglichen Fernsehserien abgedeckt, egal, ob Krimi oder Action. Irgendwie hätte sich dieses Stück überall gleichermassen gut gemacht.
Bedrohliche Orgelklänge mit Gitarre, und der Soundtrack geht weiter. Und hier erinnere ich mich sogar an eine berühmte Platte des Jazz Rocks, ich vernehme doch tatsächlich Fetzen aus Emergency" von Tony Williams Lifetime, wo sich John McLaughlin und Larry Young die Bälle zuwarfen!
Die Musik geht locker durch, entweder als Soundtrack für einen einzigen Film oder aber als jeweilige Titelnummern für Serien. Musikalisch kommt das mitunter sehr wirr, da sind auch Ausflüge in den Prog Rock. Dann, wenn sich die Flöte dazugesellt ("L'Esecutore"), lassen die späten 60er und frühen 70er grüßen! Ein brodelndes Klanggewirr, das immer in Bewegung ist, 'Action' halt!
Lang sind sie alle nicht, die Nummern, 13 Stück bei 47 Minuten. So bietet sich leider nicht die Zeit, dass sich einige Tracks, die im Ansatz sehr vielversprechend für eine längere Ausgestaltung wären, ausbreiten und entwickeln können. Schade, dann hätte mir die Platte besser gefallen, so bleibt es oft nur bei Fragmenten und schnell abgehandelten Themen, die eine Auflockerung durch Gesang hätten erfahren können. Nun gut, bei "Convergere In Giambellino" gibts zum Start eine Vokalpassage (»Bo-bo-bo-bo-bo-bo-bo-bo...«), doch das war es dann auch.
Die Gefahr bleibt, dass sich die Musik, da dieses nun kein Soundtrack zu einem bestimmten Film ist, schnell 'totlaufen' kann. Man sollte sie danach prüfen, ob sie allein für sich bestehen kann. Was zunächst mit dem ersten Track beeindruckend startet, verliert so schnell an Magie. Eine gewisse Obskurität kann die Oberhand gewinnen, weil die Musik kompositorisch nicht das hohe Maß an Tiefe bietet, wie ich sie mir manchmal wünschte.
Aber - schließlich müssen wir ja auch von einem imaginären Soundtrack für ein 'B-Movie' ausgehen, 'Exploitation' ist schliesslich das Thema. Und dann passt das doch wieder wunderbar, oder???
Das ist ganz einfach Musik, zu der ich weder zu- noch abraten kann, hier liegt ein Urteil ganz allein im Ohr des Hörers. In der Vielfalt heutiger Musik mit Sicherheit eine Platte mit 'Sonderstellung'. Für Freunde vertonter Filmchen bietet sie eine Menge Anregungen, ich könnte mir viele Szenen zu einigen Titeln gut vorstellen.
Noch ein Wort zur musikalischen Umsetzung. Meines Erachtens sind hier keine Amateure am Werk, wenn es manchmal auch so klingen mag, aber das liegt wohl eher am Konzept der Umsetzung, nämlich die Musik der schlechten Filme zu imitieren, und dazu benötigt man letztlich auch musikalisches Verständnis.
Und das hat die Band!
"Sospesi Nel Traffico", das ist einer jener Titel, die ich gern 'ausgearbeitet' gehabt hätte. Nicht nur da, sondern auch in anderen Stücken steckt Potential. Ich will hoffen, dieses wird die Band nutzen, um ein richtig feines Album mit Songs um die 10 Minuten-Grenze vorzulegen! Hier ist das längste Stück etwas über 6 Minuten.
Line-up:
Enrico Gabrielli (winds, keyboards)
Luca Cavina (bass)
Fabio Rondanini (drums, percussion)
Massimo Martellotta (guitar, lap steel)
Domenico Mamone (baritone sax -#1, 9, 13)
Luciano Macchia (trombone - #1, 9, 13)
Raffaele Köhler (trumpet-1#, 9, 13)
Tracklist |
01:Eurocrime
02:La Morte Accarezza A Mezzanotte
03:L'Esecutore
04:Milano Odia: La Polizia Non Puo' Sparare
05:Convergere in Giambellino
06:Il Ritorno Della Banda - Parte I
07:Il Ritorno Della Banda - Parte II
08:Cinque Bambole Per La Luna D'Agosto
09:Piombo in Bocca
10:Sospesi Nel Traffico
11:Gentil Sesso e Brutali Delitti
12:Il Consigliori
13:Si Dicono Tante Cose…
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