Canned Heat
If You Can't Stand The Heat, Get Out Of The Kitchen
If You Can't Stand The Heat, Get Out Of The Kitchen Spielzeit: 46:09 (Live At Kaleidoskope, 1969)
56:00 (Greatest Hits Live Down Under, 1981)
Medium: Do-CD
Label: Blues Boulevard Records, 2008
Stil: Blues Rock, Blues


Review vom 17.10.2008


Jürgen Berking
Nach über 40 Jahren im Musikbusiness gehört Canned Heat für mich zu den Bands, die ihrem Stil kompromisslos (einige Ausnahmen seien ihnen verziehen) bis heute treu geblieben sind.
Bei der vorliegenden Do-CD mit dem langen Titel "If You Can't Stand The Heat, Get Out Of The Kitchen" kann man nur spekulieren, warum die Plattenfirma gerade die beiden Alben zusammen gepackt hat. Vielleicht weil "Live At The Kaleidoscope" von 1967 die erste offizielle LP der Band war (erst 1969 veröffentlicht!!) und "Greatest Hits Live Down Under" von 1981 eine schöne Zusammenstellung einige ihrer größten Hits beinhaltet. Aber in erster Linie sollte wohl mal wieder Kohle gemacht werden. Das Unschöne und für den Verbraucher (Fan) Ärgerliche ist die Tatsache, dass beide Alben schon unter anderen Namen veröffentlicht wurden, und zwar unter "Live At Topanga Corral" und "The Boogie Assault". Im Booklet wird zwar darauf hingewiesen, aber auf dem Cover steht nichts davon. Ich besitze sogar noch ein Vinyl mit dem Titel "Live", wo fünf Songs der "Kaleidoscope"-CD identisch sind. Der Fan freut sich über Neues seiner Lieblingsgruppe und hat vielleicht schon beide Alben im Plattenschrank stehen.
Die "Kaleidoscope"-CD bringt uns einige der alten Bluesklassiker u.a. von B.B.King,
Robert Johnson und Elmore James in beispielhafter Interpretation und richtig schön lang zu Gehör. Ich glaube, es ist müßig sich hier über jeden einzelnen Titel auszulassen, da dies bestimmt schon unzählige Male geschehen ist. Die Musiker sind jedenfalls gut drauf und legen ihre gesamte Musikalität in die Songs. Besonders erwähnenswert ist ein erstklassig aufgelegter Al Wilson an der Mundharmonika (und natürlich Slide), dem hier wirklich nicht die Luft ausgeht, aber auch 'Sunflower' versteht sein Handwerk, immer wieder liefert er sich mit seiner Leadgitarre packende Duelle mit Wilsons Harp.
Soweit zum Bekannten, gespannter war ich auf die zweite CD, aufgenommen 1981 in Australien. Hier war von der eigentlichen Ur-Besetzung nur Drummer Adolfo 'Fito' de la Parra dabei, der die Band bis heute zusammen gehalten hat. Hut ab, Fito.
Da ich nicht der eingefleischte Heat-Fan bin, konnte ich eigentlich nur mit Guitarero Walter Trout (aus seiner Folgezeit bei John Mayall), etwas anfangen. Mit seiner Gitarrenarbeit beweist er auch hier, dass er zu den Weltklassegitarristen zählt.
Bei den Heat-Klassikern "On The Road Again" und "Going Up The country" denkt natürlich jeder Hörer, der die 70er-Originale kennt, an Al Wilsons unvergleichbare Falsettstimme, die fehlt schon irgendwie. Ansonsten wird alles frisch, straight und unbelastet rübergebracht.
Bei den Boogie-Titeln zeigen die Musiker, dass sie in den letzten Jahrzehnten nur dazu gelernt haben und immer noch wissen, wo der Boogie-Hammer hängt. Bei "Kings Of The Boogie" geht es gleich mit dem nötigen Tempo zur Sache, dann folgt das (ewige) Sahnestück, der "Refried Hockey Boogie", vom damals (1968) hochgelobten "Boogie With Canned Heat"-Album in der Version von 23:12 Minuten, also doppelt so lang wie das Original. Der Titel wurde aber auch schon deutlich über 40 Minuten gespielt. Dieser Song bietet natürlich jede Menge Möglichkeiten für die einzelnen Musiker, den Boogie auszuleben. Hier quält Walter Trout besonders gekonnt die Saiten, aber auch Raul Rodriguez steht ihm an seinem Viersaiter in nichts nach. Bei diesem Boogie geht im wahrsten Sinne die Post ab, auch Fito lässt sich nicht lumpen und drischt auf die Felle ein, dass es eine Freude ist.
"Hell's On Down The Line" ist ein Shuffle-Blues, der die Harmonika wieder richtig glühen lässt. Der "Chicken Shack Boogie" von Amos Milburn, erstmals 1947 veröffentlicht, schließt nahtlos an die bisher gehörten Boogies an. Den krönenden Abschluss bildet jedoch der Slowblues "So Long", durch Kelloggs wahnsinniges Bluesorgan besonders veredelt.
Bei allen Songs legt sich Ricky Kellogg mit einer hervorragend gespielten Bluesharp mächtig ins Zeug, auch stimmlich können alle Vokalisten überzeugen. Bei der gesamten CD merkt man der Band wirklich an, dass hier Spielfreude pur herrscht.
Abschließend sei noch anzumerken, dass man einen bekennenden Heat-Fan mit dieser Do-CD nicht hinter dem Ofen hervolocken kann, da er die Silberlinge wahrscheinlich schon jahrelang in seiner Plattensammlung stehen hat. Einem Einsteiger kann ich diese Veröffentlichung aber ruhigen Gewissens ans Herz legen, da sie einen gesunden Querschnitt der ersten 15 Jahre der Schaffensperiode der Band bietet. Nicht zu vergessen, das sehr informativ aufgemachte Booklet listet einen sehr guten Abriss der Geschichte der Band auf.
Mit Bob Hites Worten: »And don't forget to boogie!« möchte ich dieses Review beenden.
Line-up Live At Kaleidoskope:
Bob 'The Bear' Hite (vocals)
Alan 'Blind Owl' Wilson (guitar, harp, vocals)
Henry 'Sunflower' Vestine (guitar)
Larry 'The Mole' Taylor (bass)
Frank Cook (drums)
Line-up Greatest Hits live Down Under:
Walter Trout (guitar, vocals)
Mike Halby (guitar, vocals)
Ricky Kellogg (vocals, harp)
Raul Rodriguez (bass, vocals)
Adolfo 'Fito' de la Parra (drums)
Tracklist
Live at the Kaleidoscope:
01:Bullfrog Blues
02:Sweet Sixteen
03:I'd Rather Be The Devil
04:Dust My Broom
05:Wish You Would
06:When Things Go Wrong
Greatest Hits Live Down Under:
01:On The Road Again
02:Amphetamine Annie
03:Going Up The Country
04:Let's Work Together
05:Kings Of The Boogie
06:Refried Hockey Boogie
07:Hell's On Down The Line
08:Chicken Shack Boogie
09:So Long
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