Canned Heat / Instrumentals 1967-1996
Instrumentals
Ich muss zugeben, dass ich doch ziemlich verwirrt war, als mir dieser Silberling von Canned Heat ins Haus flatterte. Was sollte das denn? Ein ganzes Album mit Instrumentalaufnahmen der Band. Das war schon etwas Außergewöhnliches.
Obwohl ich mich schon lange mit dieser Bluesrock-Institution beschäftige und Canned Heat zu meinen absoluten musikalischen Favoriten zählen, war mir gar nicht bewusst, dass sie so viele Instrumentalstücke aufgenommen haben. Irgendwie müssen diese Songs in meinem Unterbewusstsein überhört worden sein. Aber was solls. Endlich mal wieder eine Gelegenheit, die unbekannte Seite der Gruppe konzentriert zu hören.
Die auf dieser CD enthaltenen Stücke entstanden in den verschiedensten Epochen. Allein sieben Songs stammen aus der Anfangszeit von Canned Heat, sprich aus den Jahren 1967 bis 1970, als Bob 'The Bear' Hite und Alan 'Blind Owl' Wilson noch den Ton angaben.
Es beginnt mit dem fast zwanzig-minütigen "Parthenogenesis" vom Album "Living The Blues", das aus neun Teilen besteht, die eigentlich gar nicht zusammenhängen. Jeder Part stellt eines der Bandmitglieder in den Vordergrund. So beweist Alan Wilson, dass er zu den anerkanntesten Harmonika-Spielern seiner Zeit gehörte. Henry 'Sunflower' Vestine erzeugte mit seiner Gitarre bei "Sunflower Power" geradezu psychedelische Töne, und auch Fito de la Parra steuerte ein Drumsolo bei. "Bear Wires" ist ein Duett von Bob Hite (vocals) und John Mayall am Piano. Also doch nicht ganz instrumental, aber eine willkommene Abwechslung. Auch bei einigen anderen Tracks sind Bob und Alan am Mikrofon zu hören, dann aber nur ganz beiläufig.
Drei Songs stammen aus den Jahren 1971 und 1972. Jetzt hatte Tony de la Barreda den Bass übernommen und Joe Scott Hill spielte die zweite Gitarre neben Henry Vestine. Die beiden ergänzten sich perfekt, wie auf "Hill Stomp" gut zu hören ist. "Don't Care What You Tell Me" erinnert mit dem Einsatz der Querflöte ein wenig an "Going Up The Country", der Hymne des Woodstock Festivals von 1969. Der "Caterpillar Crawl" ist dann wieder ein kraftvoller Boogie mit stimmlicher Unterstützung von Bob Hite.
Weiter geht es mit zwei Liveaufnahmen von 1990. Jetzt dominierte das etwas zartere Gitarrenspiel von Junior Watson und ist auf der Live-CD "Burnin'" vorzüglich festgehalten. Zu dieser Zeit war Larry Taylor wieder zurückgekehrt und bediente den Kontrabass. James Thornbury hatte die zweite Gitarre übernommen und war für die Harmonika zuständig.
Der "Gorgo Blues" ist aus dem Jahr 1990 und eines der stärksten Stücke aus dem Album "Canned Heat Blues Band". Jetzt bearbeitete Robert Lucas die Gitarre, der auch im aktuellen Band Line up im Jahr 2006 wieder mit dabei ist.
Beim "Junior's Shuffle" (ebenfalls aus dem Jahr 1996) ist mit Greg Kage erstmals der jetzige Bassist von Canned Heat dabei, der auch für die Gestaltung des Covers von "Instrumentals" zuständig war.
Für Hardcore-Fans sei noch erwähnt, dass sich mit "Blues After Hours" ein bisher unveröffentlichter Titel aus dem Jahr 1994 auf dieser CD befindet.
Insgesamt ist "Instrumentals" eine eigenwillige Kompilation, die durch sehr gute Tonqualität besticht, was vor allem bei den älteren Aufnahmen nicht immer der Fall war. Dieses Album stellt die nicht so bekannte Seite von Canned Heat in den Vordergrund und ist somit ein Pflichtkauf für die festen Anhänger der Band. Allen anderen Musikfans, die sich einen ersten Überblick über das Schaffen der Gruppe machen wollen, möchte ich aber andere Zusammenstellungen empfehlen.


Spielzeit: 75:29 Minuten, Medium: CD, Ruf Records, 2006, Blues Rock
1:Parthenogenesis (19:43) 2:Marie Laveau (5:04) 3:Mi Huautla (3:35) 4:Down In The Gutter But Free (5:39) 5:Skat (2:40) 6:Terraplane Blues (3:15) 7:Hill Stomp (3:02) 8:Don't Care What You Tell Me (3:57) 9:Caterpillar Crawl (2:23) 10:Hucklebuck (5:11) 11:JJ Jump (3:52) 12:Gorgo Boogie (3:41) 13:Junior's Shuffle (4:12) 14:Mambo Tango (3:52) 15:Blues After Hours (4:45)
Jürgen Bauerochse, 24.08.2006