Cannibal Corpse / 04.11.2014, Batschkapp, Frankfurt
Support: Revocation, Aeon
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Cannibal Corpse
Support: Revocation, Aeon
Batschkapp, Frankfurt
04. November 2014
Stil: Death'n'Thrash


Artikel vom 30.11.2014


Marius Gindra
Die Death Metal-Institution Cannibal Corpse aus New York galt in den frühen 90ern als eine der anstößigsten Bands, die der Markt seinerzeit zu bieten hatte. Ihre bluttriefenden Cover und die 'gewaltverherrlichenden' Lyrics erzürnten manch deutsche Politikerin (Christa Jenal anyone?) sogar so sehr, dass man es letztendlich schaffte, das Frühmaterial auf den 'Index' zu verbannen. Gut 20 Jahre später hat sich an dieser Tatsache zwar immer noch nicht viel geändert; der Erfolg der Truppe ist jedoch nach wie vor gleich geblieben (und vielleicht gerade durch solche Stories noch größer geworden...). Daher begaben sich die alten Recken zum wiederholten Male in die (mittlerweile umgezogene) Frankfurter Batschkapp, die für einen Dienstag gut ge-, aber lange nicht überfüllt war.
Obwohl 20:00 Uhr als offizieller Beginn angekündigt wurde, stand - wie so oft in den letzten Jahren - der erste Support Act Aeon aus Schweden bereits eine halbe Stunde früher auf den Brettern. Das ist einerseits ein Trend, der ziemlich miese Ausmaße angenommen hat. Andererseits blieb mir in diesem Falle auch ein beträchtlicher Anteil an einschläferndem, gesichtslosem, sterilem Frickelgeschepper erspart. Genauer inspiziert: Drums getriggert, urwüchsige Räudigkeit = negativ! Weiter im Programm, bitte.
RevocationRevocation waren da schon aus gänzlich anderem Holz geschnitzt. Technisch einwandfrei konnte das Boston-Quartett anschließend einen weitaus größeren Teil des Publikums begeistern. Da wurde mal ganz traditionell geblastet, gethrasht und gegrowlt, im nächsten Moment gab es dann wieder progressive Parts und makellose Clean Vocals auf die Lauscher. Freunde von brutaler Abwechslung kamen hiermit voll auf ihre Kosten, man muss jedoch auch ein Faible dafür besitzen.
Die Umbaupause zog sich anschließend - wie man das von unseren Freunden jenseits des großen Teichs eben gerne mal so erlebt - etwas länger hin. Doch als dann endlich der legendäre 'Mann ohne Hals' alias Corpsegrinder, die beiden Urgesteine Mazurkiewicz/Webster und die begnadete Axtfraktion O'Brien und Barrett zum anderthalbstündigen Tanz aufforderten, waren in den ersten Reihen jegliche Dämme gebrochen.Cannibal Corpse Propellerbanging in Reih und Glied, Moshpits von fünfzehn Metern Durchmessern und Adrenalin pur. Mit brachialster Urgewalt und einem differenzierten, aber gehörig lauten Sound holzten sich die Amis einmal quer durch ihren Backkatalog, auch Material aus der 'verbotenen Ära' kam hierbei wieder zum Zuge. Das wegweisende Debüt "Eaten Back To Life" wurde durch "A Skull Full Of Maggots" vertreten, "Tomb Of The Mutilated" bedienten sie gleich mit drei Songs. Interessant auch, dass besonders die drei Tracks des neuen, bockstarken "A Skeletal Domain"-Albums ohne Bedenken zwischen alten Gassenhauern bestehen konnten.Cannibal Corpse Den fünf Herren bei der Darbietung zuzusehen und festzustellen, mit welcher Leichtigkeit Paul die Drums zerlegt, die Gitarristen sich in feinster Kerry King-Manier die Finger wund schrubben und Mr. Fisher beim Growlen seine Eingeweide offen legt, hatte ebenfalls einen völlig eigenen Charme
Cannibal CorpseUnd als dann um kurz vor 23:00 Uhr das alles zermalmende Schlussdoppel "Hammer Smashed Face"/"Devoured By Vermin" abgefeuert wurde, konnte der Schreiber nur ein Fazit ziehen: Es war mein persönlich erstes Konzert dieser Kultband; aber sicherlich nicht das letzte... Wenn eine Band die perfekte Symbiose aus (songdienlicher) Technik und allerhöchster Brutalität verkörpert, dann sind es zweifelsohne Cannibal fuckin' Corpse.

Cannibal CorpseNoch ein paar kurze Worte zur 'neuen' Batschkapp, die ich an diesem Abend erstmals betrat: Das alte, verruchte Ambiente der Eschersheimer Location hatte Tradition und Kultur; absolut keine Frage. Die neue Halle im Ostend hingegen erinnert äußerlich durch die Wellblechkonstruktion eher an eine frisch gebaute Lagerhalle, als an einen Rock'n'Roll-Club.

Nichtsdestotrotz fühlt man sich auch hierin, wenn man dann den Eingang passiert hat, ebenfalls pudelwohl. Und das (noch) leicht sterile Flair wird in den nächsten Jahren garantiert auch verblassen. Es ist ja bekanntlich immer noch ein Rock'n'Roll-Club!

Vielen Dank an Doro für die unbürokratische Akkredtierung! (Fotos: Marvin Löhr)
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