Captain Beefheart & His Magic Band
The Lost Broadcasts
The Lost Broadcasts Spielzeit: 29:28
Medium: DVD
Technik:
Bildseitenformat: 16:9
Format: NTSC
Alle Regionen
Sprache: Englisch
FSK: Ohne Altersbeschränkung 0
Label: Gonzo Multimedia, 2012
Stil: Rock


Review vom 21.08.2012


Wolfgang Giese
» Captain Beefheart ist one of the biggest Cult stars in rock music« schreibt Jon Kirkman in den Liner Notes zu dieser DVD-Veröffentlichung.
Nun, ich habe Don Glen Vliet, so sein bürgerlicher Name, durch den Titel "Gimme Dat Harp Boy" vom seinerzeit recht spannenden Sampler "Gutbucket" kennengelernt. Dort präsentiert uns die Band einen recht schrägen Bluestitel, der von der Platte "Strictly Personal" stammt. Weiterhin fiel mir bald die Doppel-LP "Trout Mask Replica", diese schrill-bunte Platte mit dem Fischkopf vorn drauf, in die Hände. Polternde Polyrhythmik und schräge Töne mit Ausflügen in den Free Jazz entführten mich in eine andere Welt. Frank Zappa hatte seinerzeit sein eigenes Label, Straight, gegründet und Captain Beefheart genoss nun die künstlerische Freiheit. Nach dieser Platte wurde der Captain etwas zahmer (und auf gewisse Art 'kommerzieller'), nicht jedoch ohne seine besondere Art zu musizieren zu verlieren. In diese Zeit danach fallen die Aufnahmen dieser DVD (die Besetzung der Platte "Clear Spot").
Sie sollen die komplette Session im Studio von Radio Bremen vom 12. April 1972 darstellen. Bisher war nur ein Song offiziell erhältlich, der vom Sender ausgestrahlte Titel Nummer neun. Mit einem entfesselten Bass-Solo startet das Video, obwohl es bei mir erst nach fünfundzwanzig Sekunden ein Bild zum Ton gibt. Der Bursche spielt den Bass wie eine Gitarre, was vielleicht nicht verwundert, weil es der Gitarrist der Band ist, der dies zum Besten gibt: Rockette Morton. "Mascara Snake", so hieß auch ein früheres Mitglied der Band, dem das Solo offensichtlich gewidmet ist. "Click Clack", "Click Clack" - ja, gleich zwei Mal gibt es diesen Song hier. Der Käpt'n ist stimmlich wieder rau dabei und die Band spielt wie die Hölle, fast in Ekstase scheinend, mit einem 'Dauerslide' der Gitarren und einem Harpsolo von Beefheart. Das ist so herrlich skurril und trägt mich mit der Zeitmaschine schon wieder fort und so stelle ich fest, diesen Beatclub-Beitrag damals auch gesehen zu haben.
Ja, solche Skurrilitäten findet man heute seltener und so ist es wunderbar, dieses nun noch einmal als Konserve nachvollziehen zu können - solche kurzen dahingeworfenen, irgendwie nutz- und sinnlos erscheinende Songs wie "Golden Birdies" zu erleben und auch darüber zu schmunzeln. Und dann diese herrlich verrückte Vorstellung der Band, wobei der Kameramann starr auf dem Drummer verharrt, der bei seinem Namensaufruf cool das Monokel aus der Augenhöhle nimmt. Ach ja, Winged Eel Fingerling bekommt man doch noch kurz zu sehen.
Und dann zum Titel, der gleich dreimal vertreten ist. Das Skurrile ist hierbei, dass nach etwa viereinhalb Minuten Track One angehalten wird und der Captain eine Diskussion mit einem Techniker oder dem Aufnahmeleiter oder mit wem auch immer führt. Er scheint die Bühne zu verlassen, die Band spielt weiter, aber dann ist er wieder da - wunderschön übrigens seine knallrote Hose. Der Song startet in die zweite Runde und wird noch intensiver, noch hypnotischer. Und dann wird es so richtig herrlich und chaotisch - mein Herze lacht, wenn Beefheart zum Sopransaxofon greift und eine wilde Ekstase fabriziert. Das muss viele damals schockiert haben, diese Musik.
Noch immer fasziniert mich dieser volle Sound mit den drei (!) Gitarren, dazu die Typen in skurriler Kleidung, die das Gesamtbild abrunden. Manchmal frage ich mich, ist das ernst gemeint oder sollte das Publikum auch ein wenig veräppelt werden? Das Ganze ist vor blauem Hintergrund gefilmt, bis auf den wohl offiziell bisher zugänglichen Teil 3 von "I'm Gonna Booglarize You Baby", wo im Hintergrund noch einige 'psychedelische' Spielereien ablaufen… dazu sind die Musiker ständig aktiv und laufen teils kreuz und quer über die Bühne. Danke wem auch immer, dafür, diese 'Schätze' nun komplett genießen zu dürfen!
Schade, der Captain verließ diese Welt leider am 17. Dezember 2010 - er starb an den Folgen seiner jahrelangen Multiple Sklerose.
Line-up:
Captain Beefheart aka Don Van Vliet (vocals, harp)
Rockette Morton aka Mark Boston (guitar and bass)
Zoot Horn Rollo aka Bill Harkleroad (guitar)
Orejon aka Roy Estrada (bass)
Ed Marimba aka Art Tripp (drums)
Winged Eel Fingerling aka Elliot Ingber (guitar)
Tracklist
01:Mascara Snake (Bass Solo) (3:06)
02:Click Clack 1 (3:44)
03:Click Clack 2 (1:26)
04:Golden Birdies (1:58)
05:Band Intros (0:56)
06:I'm Gonna Booglarize You Baby 1 (4:26)
07:I'm Gonna Booglarize You Baby 2 (5:02)
08:Steal Softly Thru The Snow (3:33)
09:I'm Gonna Booglarize You Baby 3 (5:19)
Externe Links: