Case Conrad / Leikko
Leikko Spielzeit: 37:06
Medium: CD
Label: Stargazer Records, 2014
Stil: Alternative

Review vom 08.03.2014


René Francke
Wenn die Tage trüb und kalt sind und man schon beim Gedanken daran, einen Fuß vor die Tür setzen zu müssen, Gänsehaut bekommt, sehnen wir uns doch viel lieber in den gemütlichen Sessel oder auf die heimelige Couch im warmen Wohnzimmer mit einem guten Buch in der Hand und der passenden musikalischen Untermalung, um uns die Zeit bis zum Frühling zu verkürzen. Oder man reist gleich in sommerliche Gefilde. Wer jedoch nicht mal eben in die Karibik oder auf die Kanaren jetten kann, dem empfehle ich ab sofort die zweite Langspielplatte "Leikko" der Schwedencombo Case Conrad.
Diese Platte klingt wie die Vertonung jener beschriebenen Sehnsucht - das musikalisierte Fernweh quasi. Vom ersten Ton an wähnt man sich in einem Zug Richtung Süden, während man aus dem Fenster auf die vorüberziehende Landschaft blickt und vom Sommer träumt. Und diese Bilder kommen nicht von ungefähr: Mit ihrem Debütalbum "Dew Point" im Gepäck tourte das Quintett Case Conrad, dessen Mitglieder aus Malmö und Stockholm stammen, 2010 und 2011 knapp ein Jahr lang durch Europa und die USA. Ihre Eindrücke und Erfahrungen von jener Reise finden sich nun auf dem Zweitlingswerk "Leikko" wieder, das die fünf Jungs zudem in ihrer neuen Wahlheimat Barcelona aufgenommen haben. Diagnose: Diese 'Travelling Band' hat extrem hohes Reisefieber.
Schon nach den ersten Tönen dieser Scheibe habe ich mich angesteckt und lasse mich mitnehmen zu all jenen Orten, von denen die Skandinavier hier erzählen - eine Art musikalisches Reisetagebuch sozusagen. In den verschleierten Versen stecken Erinnerungen an Kupferdiebe in New York, Lagerfeuer in Louisiana, Poeten aus New Orleans oder aber auch an Hamburger Hausboote.
Und wo die Sprache nicht mehr ausreicht, spricht die Musik. Auf "Leikko" präsentieren Case Conrad eine wunderschön-melancholische Melange aus sanften Poprhythmen ("Copper Thief", "The Years I Spent Punkrocking (Diamond Dave)"), Indie Folk à la Sufjan Stevens ("Recording of a Dream") und countrybeeinflussten Rhythmen ("Blueprints") - und verzaubern mit verträumt-glitzernden Melodien ("Redwood", "Asleep"), die das Innen wärmen, wenn das Außen fröstelt.
Besonders neben den zum Schweben einladenden Synthie-Klängen, poppig hallenden Drums, psychedelischen Gitarrenlinien und schwirbelnden Orgelklangteppichen ist Gustav Haggrens Falsett-Gesang hervorzuheben, der sich effektiv und kontrastreich mit Per Henrik Adolfssons eher reduziertem, nahezu flüsterndem Gesang zu einem eindrucksvollen Duett entwickelt.
Unterhaltsam melancholisch und entspannt schmeichelt "Leikko" den Ohren - ein Werk, das wie ein Nachfahr der frühen Kashmir und Coldplay anmutet. Dass die meisten Lieder durch ihre Leichtigkeit und Geradlinigkeit keinen nennenswerten Halt im Gedächtnis des Hörers finden, fällt da kaum ins Gewicht. Die Sehnsucht, die sie erwecken, ist größer als die Sucht nach Ohrwürmern.
Line-up:
Gustav Haggren (vocals, guitar)
Per Henrik Adolfsson (vocals, guitar)
Robert Johansson (lead guitar, organ, synths)
Petter Bengtsson (drums, percussion, vocals)
Vasco Batista (bass, vocals)

Additional musicians:
Carl-Johan Elger (synths, trumpet)
Mimi Linkmeyer Gabino (violin)
Helena Arlock (cello)
Anders Djurfeldt (double bass)
Filip Wangefjord (trombone)
Johan Liedberg Tenor (saxophone)
Vasco Batista (backing vocals)
Rachel Breslin (backing vocals)
Peder Gravlund (backing vocals)

Tracklist
01:Lonelylightlylowshine
02:Copper Thief
03:Recording Of A Dream
04:The Years I Spent Punkrocking (Diamond Dave)
05:Redwood
06:Blueprints
07:Sugar Factory
08:Scarlet
09:Asleep
10:Halo Heart
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