Im Rahmen ihrer aktuellen (leider nur als digitaler Download erhältlichen) Best Of-Compilation For The Casualties Army begaben sich die New Yorker Vorzeige-HC/Street-Punks The Casualties kürzlich auf eine ausgiebige Europatournee und machten im Rahmen eben jener Reise im Frankfurt-Rödelheimer Punk/Antifa-Zentrum Au halt.
Der gemütliche kleine Laden - ein altes, besetztes Haus, das unter jetzigem Namen übrigens schon seit 1983 existiert (und von innen auch genau so aussieht) - war die beste Kulisse für solch ein Konzert. Und wenn eine derart beliebte Band wie die Casualties an einem Sonntagabend dort ihre göttlichen Schrammelorgien ins Auditorium prügelt, ist es für die Punk-Szene fast schon selbstverständlich, dass die Kapazität von ca. 150 - 170 Gästen im Nu komplett ausgereizt wurde. 8 € Eintritt (nur AK) waren nun mal auch ein mehr als fairer Deal! Ebenfalls sehr positiv fiel mir persönlich auf, dass selbst bei einer Veranstaltung dieser Größe die Betreiber des Schuppens nicht mehr als schlappe 1,20 € für einen halben Liter Spezi verlangten! Wo gibt es so etwas noch zu sehen?
Um etwa 22 Uhr begann - noch während ich im Interview mit Casualties-Basser Rick Lopez saß (erscheint demnächst ebenfalls in RockTimes!) - die Mannheimer Support-Band Bullenschweiss (als Ersatz für die ursprünglich eingeplanten, jedoch verhinderten Azrael), die mit einigen alten (und auch neueren) Deutschpunk-Hymnen/Kultsongs schon einen amtlichen Moshpit herbeizaubern konnten. Unter den gnadenlos rotzig und plakativ unsauber gezockten Titeln des sehr jungen Trios befanden sich beispielsweise Evergreens wie "Linke Spießer" (mighty Slime!!!), "Staatsfeind" ( Canal Terror) und "Aufstand Im Ghetto" ( Vorkriegsjugend), neuere Bands wurden beispielsweise mit dem stumpf-anachronistischen Vier-Akkordler "Wir sind die Zukunft" ( Kommando Vollsaufen) beehrt. Ein passender Anheizer, dem von Anfang bis Ende aus den Händen gefressen wurde!
Eine halbe Stunde Umbaupause mussten sich die Besucher, die sich aus verschiedensten Sub-Kulturen der härteren Rockmusik (nietenüberladene Old School-Punks inklusive 5-Meter-Iros, Hardcore-Anhänger, Skinheads mitsamt frisch gebügeltem Arbeiterhemden und eben wir langhaarigen Pappnasen in 'Denim & Leather') zusammen setzten gedulden, dann wurde es Zeit für die allerseits heiß erwarteten Casualties. Den Auftakt der schweißtreibenden, intensiven 70-Minuten-Show mit insgesamt 25 Schlachthymen machte der "On The Frontline"-Prolog "Casualties Army", welcher umgehend in den Titeltrack des letzten Studioalbums "We Are All We Have" überging. Und das Publikum reagierte prompt: Pogo-Alarm bis zur letzten Reihe! Der Laden bebte, da stand kein Tanzbein still, keine Kehle blieb ruhig, keine Faust unten!
Und auch der Sound schepperte astrein, denn live knallte der Thrash-metallisch angehauchte HC/Street-Punk der New Yorker genauso heftig vor den Latz und in die (teilweise) Gehörschutz-verstopften
Hörapparate wie auf den energiegeladenen Studio-Recordings! Danach bot das Quintett um Spike-König und Frontmann Jorge Herrera (dessen Haare im Verlauf der Show immer mehr nach der Toupetpracht eines Mötley Crüe-Members aussahen, haha!) eine tolle Mischung aus den älteren, Mitte/Ende der 90er-Jahre entstanden Zwei-Minuten-Hasseruptionen (z.B. "Police Brutality", "Ugly Bastards", "Punk Rock Love", "Riot" und das unverzichtbare "For The Punx") und den melodischeren - eben metallischeren - neueren Songs aus dem neuen Jahrtausend (u.a. "War Is Business", "Criminal Class", "Tomorrow Belongs To Us" sowie mein persönlicher Bandfave "Unknown Soldier"). Alte Punk-Ikonen coverten die vier Altpunks mit dem Ramones-Song "Blitzkrieg Bop" (der unmittelbar an den indirekten Tributsong "Made In N.Y.C." gereiht wurde) und dem umgetexteten Sham 69-Liedchen "If The Kids Are United" (hier: "Punx Unite"), das direkt in den endgültigen Rausschmeißer "40 Oz. Casualty" überging.
Kurz gesagt: Eine wahnsinnig geile Show, die mir bewies, wieso ich den Casualties als mittlerweile Metaller immer noch nicht abgeschworen habe! Denn in meinen Augen sind sie die beste Band, die dieses Genre nach seiner verheerenden Verweichlichung Ende der 80er/Anfang der 90er hervorgebracht hat. Und dieses Konzert hat den alten Exploited-Slogan einmal aufs Neue untermalt: »Punk's Not Dead«!!!
Als wichtigen Aspekt sollten auch noch einmal die mehr als fairen Preise im Bezug auf Merchandising erwähnt werden: Patches & Buttons gab's für 'nen läppischen Euro, CDs für 'nen Zehner und (Doppel-)LPs schlugen mit günstigen 12 Euro zu Buche! Da wurde doch mal kurzerhand das Portemonnaie gezückt! Abschließend geht mein ganz besonderer Dank an Chrisi Brack von Weird World Promotion für die Gästeliste und das Interviewangebot!
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