Catawompus / It's Spelled C.A.T.A.W.O.M.P.U.S.
It's Spelled C.A.T.A.W.O.M.P.U.S.
Wenn der Winter nur noch Abscheu hervorruft,
wenn bei jedem Minusgrad die Zornesadern anschwellen,
wenn jede noch so winzige Schneeflocke die Aggressionsschwelle gegen Null tendieren lässt,
gibt es immer öfter auch einige Indikatoren für den so sehnsüchtig erwarteten Frühling.
Diesmal sind es die zarten Stängel einiger vorwitziger Krokusse, die sich beherzt und unbeugsam durch die firmige Schneedecke kämpfen,
das erwartungsfrohe und ungeduldige Zwitschern unserer gefiederten Freunde
und "It's Spelled C.A.T.A.W.O.M.P.U.S." von Catawomopus, einer Band, die sich mit Latzhose und Trecker dem klassischen Südstaatenrock verschrieben hat.
Catawompus werden mit ihrem neuen Album gehörig für Furore sorgen. Es ist rockig, es ist frisch, es ist southern.
Das Gitarrenkorps besteht aus Douglas Gery - übrigens der Hauptsongwriter- und Chris Howell.
Was die Beiden auf "It's Spelled C.A.T.A.W.O.M.P.U.S." abliefern, treibt einem Schauer der Begeisterung über den Rücken. Sie duellieren sich auf traditionelle Weise. Sie lassen ihre Sägen mehrstimmig heulen. Sie setzen per Slideguitar Akzente. Und nicht zu vergessen: Sie verzaubern mit kecken und brillanten Triolenfolgen. So klingen Gitarrenleute des 21. Jahrhunderts.
Catawompus haben auch eine Karte für das Besetzungskarussell gelöst und schicken gegenüber "Well, It's About Time!" eine veränderte Crew aufs Feld: Basser neu, Trommler neu und Sänger neu!
Bei Letzterem handelt sich um Johnny DeLucia. Diesen Namen sollte man sich merken. Wo andere brüllen oder kreischen, singt er. Johnny deckt mit seinem Gesangsstil ein breites Spektrum ab. Er ist niemals eindimensional oder einfallslos. Zu genießen sind raue Passagen, wenn sie nötig sind, Kopfstimme, wenn sie erforderlich ist und sanfte Parts, wenn der Song sie verlangt. Mit Melodiebogen geizt er nicht, im Gegenteil, erst sie machen jeden Song zu einem Kleinod.
Die Rhythmusfraktion setzt sich nun zusammen aus dem Trommler Ruben Garce und Basser Cletus. Ein Teil der Drumarbeit wird daneben noch von (Alt-Trommler) Scott Easly übernommen. Das Handwerk ist solide und effizient. Es wird genau die Art von Teppichen gewoben, die von kreativen Arrangements so bitter benötigt werden. Als exzellentes Beispiel dafür ist "Shot Of Love" zu nennen. Die Bassläufe und Trommelbreaks sind perfekt aufeinander abgestimmt, dabei aber unaufdringlich. Sie dienen vor allem der Gesamtkomposition.
Die Anspieltipps:
Die Auswahl fällt bei einer solch starken Scheibe schwer, soviel ist sicher.
Eröffnet wird "It's Spelled C.A.T.A.W.O.M.P.U.S." durch die gerade Rocknummer "Alabama Daredevil". Der Riff ist zwar nicht sonderlich komplex, dafür aber treffsicher. Bereits bei dieser ersten Nummer deutet sich das Melodiegefühl in den Songs an. Das erste Gitarrensolo lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Yeah! Eine schöne Kostprobe als Aperitif.
Mit "She's The Kind Of Woman" geht es stringent zurück in die 70'er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Dieser Song hätte vom Arrangement her sogar in die Disco '74 gepasst. Als Highlight der Sendung wohlgemerkt, zwischen diesen erbärmlichen Gags. Toll verkauft sich Gastmusiker Nick McDermott am Honky-Tonk -Spelunken Piano.
Insgesamt etwas erdiger geht es bei "Broken" zu. Der Song hat mehrere Gesichter. Die Slidegitarre unterstützt Johnnys gefühlvollen Gesang in den sanfteren Abschnitten des ersten Teils. Ein famoses Gitarrensolo prägt den dritten Abschnitt des Songs. Das Catawompus Guitar-Corps (CGC) fährt das volle Brett auf - vermutlich breit grinsend.
Zurücklehnen, am Glass nippen, die Augen genussvoll schließen und ergriffen sein. Catawompus servieren mit "Hard" nichts weniger als ein Südstaatenepos erster Güte. Wieder liefern alle beteiligten Musiker ein Meisterstück ab, wobei auch diesmal besonders der Sänger und das CGC zu erwähnen sind. Der Refrain ist genial! Kommt auf die nächste Ausgabe des RockTimes -internen Wahnwirtz-Samplers "Best Songs of all Times"! Ich schwöre!
Das gleiche Feld bestellt "Veins". Der Riff ist robuster als beim Vorgänger, aber der Dramatik ist dies sehr dienlich. Wieder liegen die Schwerpunkte auf dem Refrain und den Ausflügen der CGC. Triolenfreunde aufgepasst - es gibt mal wieder was auf die Drei(zehn). Der ehemalige Sänger Darren Stefford ist bei diesem Song im Background zu hören. Er hat ihn übrigens auch mitgeschrieben.
"Shot Of Love" fand bereits als Beispiel für die Güte der Rhythmustruppe Erwähnung. Der flotte Song hat aber noch mehr zu bieten. Cindy Williams unterstützt mit tollen Backing Vocals und mitten im Song relativiert Johnny DeLucia mal eben mit einem bestimmten "Well, well, well, well, well".
Der Sound der Produktion ist so, wie man ihn sich für eine Southern-Rock-Scheibe wünscht. Das Klangbild ist klar und der Gesang dort, wo er hingehört - nämlich im Vordergrund. Erwähnenswert ist der Trommelsound. Dafür gibt es nur eine Beschreibung: dynamisch und absolut stimmig!
Im Cover kann man die Songtexte mitlesen oder sich ein Bild der Akteure machen.
Catawompus werden vielen Freunden südstaatlicher Musik eine große Freude bereiten. Niemand braucht sich seiner Freudenstränen zu schämen, die er vergießt, weil heutzutage noch solche Musik gemacht wird. Im Jahr 2005! Alles wird gut!
Falls es so etwas wie die "New Wave of Southern Rock" tatsächlich gibt, sind Catawompus eine ihrer Schaumkronen.
Eine Super-8.5 für "It's Spelled C.A.T.A.W.O.M.P.U.S."!
Spielzeit: 47:29, Medium: CD, Halycon Music, 2005
1: Alabama Daredevil 2: She's The Kind Of Woman 3: Broken 4: Mean Woman Blues 5: Hard 6: Veins 7: W. O. M. P. Radio 8: Ain't Got The Blues 9: Shot Of Love 10: Forgive It All 11: Belle Donna 12: The Doctor 13: Goodbyes
Olli "Wahn" Wirtz, 4.3.2005