Kürzlich kam
T.M. Stevens noch im WDR-Rockpalast als überzeugender Ersatzmann für
Jara Harris bei
I.M.F., die Berichte des "Tatort Musikclub" in der Nähe von Aachen weisen seine Konzerte als die jeweils erfolgreichsten des Jahres aus und YouTube ist voll von genialen Proben seines Leistungsvermögens. Dazu kommen dann nicht weniger ehrenvolle Beweise des musikalischen Könnens von
Kat Dyson an der Gitarre und
Cindy Blackman am Schlagzeug. Die Vita jeder/s Einzelnen liest sich wie das 'Wer mit Wem' der Commerzbank: Gitarristin bei
Prince, 15 Jahre Schlagzeugerin bei
Lenny Kravitz, Bassist bei
James Brown und Erfinder des Heavy Metal Funk. Und als erstes Konzert in dieser Formation in Deutschland gleich bei uns um die Ecke - keine Frage, da müssen wir hin!
Und was dann kam, war eine kraftvolle Welle aus Jazz (etwas), Funk, Soul, Reggae und Hard Rock, mit nicht einem einzigen Stück ohne kleine Finessen, Soloeinlagen oder eingängigstem Rhythmus. Man konnte sich gar nicht so richtig entscheiden, wer hier die treibende Kraft war.
Cindy Blackman bearbeitet ihr Schlagzeug, als gälte es, einen Feind zu vernichten, überaus kraftvoll und laut - dabei ist sie höchstens gefühlte 1,52 m bei 37 kg - und muss für manche Darbietung vor lauter Elan sogar aufstehen.
Kat Dyson ist eine wahre Freude an der Gitarre und entlockt den sechs Saiten Töne, die man nicht so oft vernehmen kann. Und
Stevens himself am Warwick Zooloo Warrior Bass ist ein rechter Fingervirtuose, der alle Stilrichtungen perfekt beherrscht. Zudem sorgt er auch für den unterhaltsamen Teil der Show, sprich die Slapstickeinlagen. Sein deutsches Lieblingswort ist
offensichtlich
»Schatz« und er kommuniziert überaus erfolgreich und unterhaltsam mit dem Publikum, bestellt Jägermeister und Bommerlunder und scheut sich auch nicht, zwei 11-jährige (!) Jungs aus der Menge auf die Bühne zu holen, um ihnen eine Lektion in richtiger Musik, und nicht
Lady Gaga, zu erteilen. Wer ihn mit seinen blondierten Dreadlocks, dem farblich auffälligen Overall und seinem Bass in Rasta-Lackierung mit bunten LEDs zwischen den Bünden sieht, möchte sich zu dem Urteil hinreißen lassen, hier habe man es mit einem Geck zu tun. Wenn er jedoch anfängt zu spielen, äußert sich seine ganze musikalische Qualität. Er ist halt ein lustiger Kerl und das ist sein Style.
Apropos musikalische Qualität: Wir erleben einen kurzweiligen Abend mit druckvoller Musik - die machen wirklich richtig Dampf! Teilweise hören wir Coverversionen von
Jimi Hendrix bis zu den
Beatles und
viele eigene Kreationen oder zumindest Variationen. Bei gut der Hälfte der Stücke lässt die Band die Musik sprechen und sie begnügt sich mit der Darbietung der instrumentalen Versionen. Ansonsten singen
Stevens oder
Kat Dyson, manchmal klinkt sich
Cindy Blackman auch für den einen oder anderen Refrain ein - wenn sie nicht damit beschäftigt ist, ihr Schlagzeug zu vermöbeln. Selten ist die Zeit so schnell vergangen, wie dieses Mal. Küsschen, Winken, Zugabe, Abgang. Aber
Stevens wäre nicht
Stevens, wenn er sich nicht hinterher - strategisch günstig - an den Ausgang gesetzt hätte, um dort noch ein wenig zu quatschen, zu signieren oder sich fotografieren zu lassen. Leider gibt es noch keine Scheibe dieses tollen Trios, aber er sagte mir, es sei etwas in der Mache. Wir dürfen hoffen.
Eines bleibt noch zu sagen:
»I'll be back!«