Chantry / Crystal
Crystal Spielzeit: 51:15
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Gothic/Prog Metal

Review vom 16.12.2011


Jürgen B. Volkmar
Chantry nennen sich selbst eine italienische Goth/Prog-Band und haben mit "Crystal" einen speziellen Farbtupfer bei den diesjährigen Veröffentlichungen abgegeben. Bis jetzt eigentlich nur Szenefreaks bekannt, ist die Stilistik des Trios mehr im Gothic einzuordnen, als im Lager des Progressiven. Das soll allerdings keinesfalls eine Abwertung darstellen, denn vordergründig betrachtet ist Gothic das treibende Element, allerdings kreist das Prog-Händchen über dem Gesamtkonzept und färbt die Klangwelten ab und zu mit einigen Nuancen Prog Metal.
Phasenweise dringen die Keyboards mit aller Macht in den Vordergrund und verbannen die Stimme der Vorzeige-Elfe Francesca in die zweite Reihe. Im Normalfall bestimmt die Sängerin jedoch große Teile des manchmal theatralisch anmutenden Albums. Die Grooves poltern ruppig durch das Tongebälk, sammeln sich jedoch wieder und verharren dann auf einer Hookline, die wie eingefroren wirkt. "Wise Old Man" mit einem funky Intro und "Spiral Designed Lullaby" kreuzen die Metal-Elemente mit Gothic-Flair und Prog-Agressivität. Ein Konzept das aufgeht.
Nichts wirkt überlastet, sondern der Gesang und die Melodien legen sich wie ein Tuch auf die sich manchmal bekämpfenden Elemente der Musikstile. Fehlanzeige auch bei akustischen Ermüdungserscheinungen - im Gegenteil: Die Tonfolgen, so scheint es, wollen sich gegenseitig überholen. Was als Ballade anfängt, mündet in ein metallisches Soundgewand. Linear verläuft eigentlich überhaupt nichts, und das scheint auch nicht gewünscht. "Crystal", der Namensgeber des Albums, bewegt sich mehr in Speed-Gefilden als in der klassischen Gothic-Menagerie. Was sich nicht bekämpft, das findet zusammen. So in etwa könnte das Credo dieser nie langweiligen Scheibe lauten.
Die meisten Songs bewegen sich neben dem stimmigen Gesang auf dunklen eingängigen Hooklines, dazu als Kontrastmittel, ständig aufblitzende Stakkato-Riffings, die für nie nachlassende Spannung sorgen. Glücklicherweise wird die Grind-Axt nicht herausgeholt, aber das Endzeit-Black Metal-Gebläse scheint ab und zu auf Durchzug geschaltet. Nichts wird zerrieben oder abgehobelt, die Späne werden vielmehr in filigraner Feinarbeit aus den Gothic-Wurzeln gefräst.
Chantry beschwören zwar nicht gerade die Apokalypse, sind jedoch mit ihrer Mischung aus Prog- und Goth Metal auf dem Weg, auch so die erhoffte Zielgruppe zu erreichen. Vielversprechende Vorzeichen werden jedenfalls auf "Crystal" genug abgesondert, so dass die gewünschten Adressaten noch rechtzeitig erreicht werden können. Keine Stadionhymnen oder die Sensation schlechthin, aber dafür tolle Gitarrenarbeit mit einer Stimme, bei der es sich lohnt, mehr als nur einmal zuzuhören. 7 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Alessandro Monopoli (guitars, drums, keyboards)
Francesca Vernaccini (vocals)
Luca Esposito Mistichelli (bass)
Tracklist
01:The Moment My World Stood Still
02:Wise Old Man
03:Tiny Little Secrets
04:Spiral Designed Lullaby
05:Blight
06:Crystal
07:Symbiotic Patterns
08:Lineage
09:The Fall of the Sun Warrior
10:Miles Away
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