Spielzeit: 49:22 (CD 1), 65:28 (CD 2) Medium: CD Label: Concord Music, 2015 Stil: Jazz, Bluegrass, Fusion Review vom 05.01.2016 Wolfgang Giese

Na, wie passt denn das zusammen? Jazz und Bluegrass? "Two", das sind Chick Corea, der am 12.Juni 1941 geborene Jazz- und Fusion-Pianist/Keyboarder, und Béla Fleck, der am 10. Juli 1958 geborene Banjo-Player, der aus der Bluegrass-Szene stammt.

Beiden gemein ist, dass sie ihren jeweils repräsentierenden Musikrichtungen neue Anstöße und Ausprägungen gaben. Waren Coreas erste Soloalben, 1966 und 1968, "Tones For Joan's Bones" und "Now He Sings, Now He Sobs" noch allein dem Jazz gewidmet, so führte sein Weg mit Miles Davis letztlich zur Fusion, zum Jazz Rock. Vielen dürfte die danach entstandene Formation
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Corea hat sich als ständig Suchender öfter stilistisch verändert und öffnete sich auch anderen Richtungen. Auch Duo-Aufnahmen legte er seit ersten Zusammenarbeiten mit dem Vibrafonisten Gary Burton öfter vor. So entstand im Jahre 2007 auch das erste Zusammenwirken mit Béla Fleck, als die Beiden das Album "The Enchantment" vorlegten. Zehn der dort vorhandenen elf Stücke finden wir auf dieser Doppel-CD wieder.

Fleck ist als einer der wohl am technisch profiliertesten Banjo-Spieler mittlerweile eine feste Bank, nicht nur unter Freunden des Bluegrass. Bekannt wurde er mit seiner Zusammenarbeit mit der Band New Grass Revival, die - ebenso wie Béla Fleck And The Flecktones - die Tür des Bluegrass weit aufstießen und dem Genre neue Impulse gab. "Enchantment" wurde seinerzeit mit positiven Attributen überhäuft. Unter anderen gewann der Song "Spectable" einen Grammy als beste Instrumentalkomposition. Der hochwertige und ausdrucksstarke Dialog der beiden Individualisten setzt sich nun mit diesen auf zwei CDs festgehaltenen Liveaufnahmen fort, ausgewählt aus fünfundfünfzig Shows der letzten sieben Jahre. Im Verhältnis zu den Studioeinspielungen gibt es nun noch mehr Entfaltungsspielraum. Man liest, beide Musiker sollen inzwischen gute Freunde sein, insofern noch ein weiterer Pluspunkt für ein harmonisches Zusammenspiel.

Auf zwei CDs treffen wir auf ein kammermusikalisches Ereignis der besonderen Art. Hier treffen zwar Musiker aus zwei Welten zusammen, doch verstehen sie es, außerhalb der vorgegebenen Kompositionsstruktur der einzelnen Songs spontane Improvisationen zu gestalten, die Einflüsse aus Jazz, Bluegrass und Folklore - hier besonders die von Corea offensichtlich bevorzugte spanische Folklore - mühelos und nahtlos miteinander verbinden. Gleich zu Beginn erwartet uns mit "Señorita" ein toller Ausflug in den Flamenco. Herrlich, wie Fleck dieses von der ursprünglich dafür verwendeten Gitarre auf das Banjo überträgt. Auf einem seiner Solostücke, "The Climb", scheint er Bestandteile alten Blues aus der Mississippi-Gegend mit Anteilen spanischer und afrikanischer Folklore zu verbinden, und glänzt dabei mit erlesener Virtuosität.

Im Standard von Flatt & Scruggs, dem "Bugle Call Rag," ergänzen sich die Elemente Jazz und Bluegrass vorzüglich. Dabei spielen beide Künstler ihre eigene Musik und vermögen einen Schmelzpunkt zu kreieren, der beides vereint. Oft hat man den Eindruck, dass Fleck sein Banjo zu bearbeiten scheint, als meinte man Klänge eines Klaviers zu hören. Auch Corea findet mitunter den einen oder anderen Annäherungspunkt außerhalb der ihm angestammten Musik.

Die Zahl Zwei hat durchaus eine Bedeutung mit dieser Veröffentlichung: "Two" - zwei Musiker auf zwei CDs mit der zweiten gemeinsamen Veröffentlichung. Und so spielen die Beiden auch wirklich zusammen, ohne zu ausgedehnte Soloparts zu schaffen. Gemeinsam gestalten sie mit Dauer-Ideen und Dauer-Improvisation spontan ihre gemeinsame Musik, und das mit absolut nachvollziehbarem Spaß.

Line-up:
Chick Corea (piano)
Béla Fleck (banjo)