Chickencage Experience / An Eggspoiltation Movie
An Eggspoiltation Movie Spielzeit: 76:18 (CD), 1:37:56 (DVD)
Medium: CD/DVD
DVD-Technik: keine Angaben
Label: Nasomi Records, 2012
Stil: Psychedelic

Review vom 23.10.2012


Steve Braun
Es sind die wohl wichtigsten Fragen der Menschheit: Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Und was hatte - verdammt noch mal - der Gockel mit der Sache zu tun??
Chickencage Experience geht mit der vorliegenden 'Eggsploration' diesen drängenden Fragen auf den Grund. Der 'Spacecop Goodbad' findet sozusagen das Ei des Kolumbus in Form des extraterristischen Krokodils 'Kroko Redd', das als Urheber des Ur-Eis verantwortlich gemacht werden darf. Wie die galaktische Frucht des Leibes aus dem interstellaren Sandkasten hier auf den Blauen Planeten kam, bleibt in den Wirbeln der Sonnenwinde verborgen. Ein gewisser 'Agent Froggenstein' hatte jedenfalls seine Hände im Spiel... Ein ultra-steiler Heckflossen-Mercedes aus dem bretonischen Departement Morbihan schien, wenn man den verwaschenen Filmaufnahmen glauben darf, ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen. Oder hab ich den Film letztendlich missverstanden?
Das Projekt Chickencage Experience ist das neueste Baby der Polytoxicomane(n) Philharmonie und besteht aus den beiden Sängerinnen H.M. Fischli und MichaeLa Flame sowie den 'Gebrüdern Schlimm': Emir, Wum und Onkel. Die beiden Frauen trafen sich dereinst, um ein Musikinstrument in seine Bestandteile zu zerlegen, das sie in einem früheren Leben als Konzertflügel identifiziert hätten. Kurz und gut - Improvisationen in ihrer freiesten Form sind auf "An Eggspoiltation Movie" angesagt.
Der Film entsteht bereits beim Hören der picke-packe-vollen CD im Kopf. Das funktioniert natürlich auch ohne die ganz große Wasserpfeife mit einem viertel Pfündchen Schwarzer Afghane [hier sei das (scherzhafte) Statement 'Bundeswehr raus aus dem Schwarzen Afghanen!' kurz eingeworfen] als Füllung, aber MIT ist natürlich ungleich besser. Die teilweise ultralangen Stücke kommen ohne feste Strukturen aus.
Alles ist im Fluss - zerfällt, um in völlig neuen Formen neu zu entstehen. Mir persönlich gefällt das non-visuelle Angebot via CD etwas besser, weil man hier die Eindrücke fließen lassen kann, ohne durch Filmaufnahmen beeinflusst zu werden. Diese, größtenteils im Proberaum aufgezeichnet, sind reichlich verschwommen und verwackelt - eher ein Kollage denn ein Musikfilm.
Musikalisch ist der "... Eggspoiltation Movie" ein Kind des Psychedelic in seiner reinsten Form. Tangerine Dream kann man sicherlich ebenso wie Can als Referenz heranziehen, ohne da jetzt konkrete Parallelen ziehen zu wollen. Chickencage Experience switcht munter auch Acid- und Trance-Einflüsse ein - orientalische und jazzige Anklänge werden ebenso verwoben, wie gelegentlich sogar Reggae-Rhythmen. Textlich wird sehr wenig unterlegt - die Stimmen werden zumeist als Instrument eingesetzt und via Effektgeräten verfremdet.
Für "An Eggspoiltation Movie" braucht man definitiv Zeit und vor allem die richtige Stimmungslage, dann entführt einen Soundtrack wie Film in galaktische Tiefen...
'Verstanden' habe ich - ehrlich gesagt - den Plot nicht so richtig, aber das wird auch kaum der Anspruch der Künstler gewesen sein. Dafür konnte ich 'Kroko Redds' Ei aus der musikalischen Ursuppe fischen - und höre seitdem Musik mit völlig neuen Hörorganen ;-)
Line-up:
H.M. Fischli (vocals, percussion, nose flute)
MichaeLa Flame (vocals, keyboards)
Emir (drums)
Wum (guitar)
Onkel (bass, keyboards)
Tracklist
CD:
01:The Eternal End (9:30)
02:Lascivious Dungeon Tales (9:57)
03:Novelette Of Bitter And Sweet (17:20)
04:The Owl, The Bell And The Club Of Veterans (17:35)
05:Ride Ridden Shine (11:50)
06:Homesick Tours (10:26)
DVD:
01:Prologue
02:The Eternal End
03:Unobtrusive But With Style
04:Lascivious Dungeon Tales
05: The Rescue Ferry, But The Wrong Landing Zone
06:Novelette Of Bitter And Sweet
07:Earthlings Television
08:The Owl, The Bell And The Club Of Veterans
09:The Wait And The Dreaming
10:Ride Ridden Shine
11:The Thief And A Little Help From A Friend
12:Homesick Tours
13:Epilogue
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