Chief Rockhead ist ein Trio aus Aachen - das vorliegende Album, "Came To Stray" betitelt, erschien bereits vor einem Jahr. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als Contemporary Rock'n'Roll. Nun, es rockt und rollt in der Tat, aber das ist nicht alles. Eindeutige Spuren modern gespielten Rockabillys sind zu vernehmen, deshalb ist es für mich eigentlich harter Rock mit Rockabilly-Attitüde. Ähnliches habe ich in den Achtzigern von den Niederländern
The New Adventures gehört. Jene Band verfügte ebenfalls über diese Frische und den Antrieb, mit dem die Musik heftig vorangetrieben wird. Um gleich in unserem Nachbarland zu bleiben: "Run For Cover" marschiert in die Richtung von
Golden Earring.
Selten geht es auch mal etwas gemäßigter zu, wir müssen bis zum fünften Song warten. "Five a.m." verfügt über bluesige Züge, wie sie einst von
Fleetwood Mac vorgestellt wurden - die Stimmung atmet ein wenig von "Black Magic Woman". Nur fehlt hier dieses gewisse Feeling, das ich an den frühen Aufnahmen der soeben genannten Band so liebte und schätzte. Da trifft es sich gut, dass mit "Slow Down", im Gegensatz zum Songtitel, wieder richtig aufgedreht wird - knallhart und trocken gespielter Rockabilly-Sound mit gurgelnder Gitarre und dampfenden Drums.
"Two Of A Kind" - yeah, das könnte ein Soundtrack für einen modernen Spaghettiwestern sein. So glaubt man zu Beginn des Songs, der sich dann jedoch in eine andere Richtung entwickelt, Einflüsse aus der britischen Ska-Szene der Siebziger zu entdecken. Ganz locker treibt das Stück dahin, bis es mit "My Way" gar ein wenig swingende Zutaten gibt. Zutaten aus der Ära des Chicago Blues der Fünfziger, hier gepaart mit einem dicken Hauch Country allerdings.
Das Reprise von "Slow Down" ist dann das für mich entspannteste Stück der Platte, kommen hier doch die Akustikgitarre und Schlagzeugbesen zum Einsatz. Für mich ist dieser Song der stärkste der Platte, weil hier sowohl in der Musik als auch im Gesang reichlich elastisches Feeling und viel Swing stecken. Nun gut, eine E-Gitarre hätte man für das Solo durchaus verwenden können - nur ganz schwach verstärkt, dann wäre dieser Song perfekt gewesen. Für alle anderen Hörer, die auf mehr Druck stehen, empfehle ich, die CD noch einmal zu starten.
Mein Fazit: sehr gute, druckvolle Musik aus deutschen Landen, die noch den einen oder anderen Schliff gebrauchen könnte, um die Stimmung noch runder, noch lockerer zu machen. Auch der Gesang könnte das eine oder andere Mal ein wenig cooler sein.
Diese Band dürfte prädestiniert für rasante Livekonzerte sein, mit einer wahrscheinlich vorherrschenden Höllenstimmung. Und, ob bei diesen Auftritten reichlich Bier fließt? In den Credits wird jedenfalls ein jeweiliger Dank an Hansa Pils und an Dortmunder Union ausgesprochen. Nun denn, Prost!