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C.H.O.T. / Die Zeit sind wir
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Wie viel wurde in vergangener Zeit schon über die großen Labels diskutiert, über die Krise der Musikindustrie, über das Internet als der große Feind dieser Konzerne?
Wie viele Millionen Euro oder Dollar wurden fehlinvestiert in 'Künstler', die diese Bezeichnung nicht unbedingt verdienen? Wie viele Musikmanager haben schon so manchem talentierten Nachwuchs die Suppe versalzen, indem der Band vorgeschrieben wurde, was auf dem geplanten Album wie zu erscheinen hat und damit der Flop vorprogrammiert wurde? Muss man als Autor von Musik-Reviews Störgeräusche auf Promo-CDs akzeptieren, die verhindern sollen, dass der Rezensent, durch seine schreibende Tätigkeit bereits als potentieller Raubkopierer kriminalisiert, unzählige nicht autorisierte Kopien in Umlauf bringt?
Soll sich die Musikindustrie doch in ihrer selbst geschaffenen Krise suhlen. Schließlich gibt es noch einen ganz anderen Trend, den man definitiv als einen großen Lichtblick bezeichnen kann: Kleine unabhängige Labels, die ebenso wie die unter Vertrag genommenen Musiker, mit dem erforderlichen Maß an Herzblut und der notwendigen Leidenschaft ans Werk gehen.
Eines dieser hoffnungsvollen jungen Indie-Labels, nämlich Öttemusic, residiert in Neuss.
Neben Falk v. Dorff zeichnet hier Christian Otte verantwortlich, der im Jahre 2006 sein Soloprojekt C.H.O.T. startete und im Laufe der Zeit mit weiteren hochwertigen Musikern anreicherte.
Öttemusic dient dabei nicht nur dem reinen Eigenvertrieb von C.H.O.T., sondern bietet einer ständig wachsenden Zahl von talentierten Nachwuchsmusikern die Möglichkeit, ihren Bekanntheitsgrad mittels Konzerten und CDs zu steigern, statt in der Bugwelle der zu Tode kommerzialisierten Musikmaschine unterzugehen. "Die Zeit sind wir" lauten Titel und Opener des vorliegenden C.H.O.T.-Albums, was man durchaus auch als Arbeitstitel für Öttemusic als Ganzes auffassen kann. Christian Otte charakterisiert seine Musik als »alternativen akustik rock« und versorgt uns dabei mit frischer, mitreißender Musik. Die Basis bildet hierbei akustische Gitarrenmusik, die von technisch anspruchsvollem Picking bis hin zu rhythmischen, fetzigen Akkorden alles zu bieten hat.
Härtere E-Gitarrenriffs, kombiniert mit melodiösen Soli, Schlagzeug und Bass, bilden zu den akustischen Passagen den dynamischen Gegenpart, wodurch eine spannende und kontrastreiche Musik entsteht, die zu etlichen weiteren Hördurchgängen einlädt, um weitere Details zu erschließen. Passende Schubladen, oder Aussagen der Machart 'Klingt wie...', 'Erinnert an... ' lassen sich diesem Album nicht zuordnen. Dafür nutzt C.H.O.T. jede Ecke des kreativen Raumes, der Musikern normalerweise zur Verfügung steht, statt auf der Stelle zu treten.
Das Ergebnis sind Lieder, die sich nicht nur abwechslungsreich gegeneinander abgrenzen, sondern in sich schlüssig und variantenreich komponiert sind und auch so dargeboten werden. Christian Ottes deutsche Texte handeln überwiegend von Liebe, Tod, Hoffnung und Glauben. Pauschalplätze gibt es darin nicht, stattdessen eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen Themen.
Besonders deutlich wird dies in dem Song "Warum machen wir die Augen zu", C.H.O.T.s Beitrag zur Aktion "Gemeinsam für Afrika". Niemandem dürfte die aktuelle Berichterstattung in den Medien entgangen sein, in deren Mittelpunkt hemmungslose Lebensmittel- und Rohstoffspekulanten stehen, die den Tod unzähliger Menschen in der Dritten Welt billigend in Kauf nehmen, um sich selbst maßlos zu bereichern. So wird es sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, das C.H.O.T. an dieser Stelle die Stimme erhebt. Für die Zukunft darf man gespannt sein, was Öttemusic an weiteren Bands zu bieten hat. Vielversprechendes steht bereits in den Startlöchern und wird garantiert seinen Weg in die RockTimes-Redaktion finden.
Aber auch auf Christian Otte als Musiker wird weiterhin der Blick gerichtet bleiben. Versteht er es doch ausgezeichnet, seine Songs auf einen Nenner zu bringen und eindrucksvoll zu demonstrieren, dass es außerhalb der Timberland-isierten Einheitsgrütze des Mainstreams tatsächlich noch Musik gibt, die es wert ist, in den CD-Player eingelegt zu werden.
Line-up:
Christian Otte (Gesang, Keyboard) Amadeus Sektas (Bass, Akustik- und E-Gitarre) Markus Exner (E-Gitarre) Max Radloff (Schlagzeug) Christoph Hübner (Bass - #7) Christoph Wagner (Gitarrenriff - #3)
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