Chris, who the f*** is
Chris? Sangen nicht
Chris Norman und seine Combo
Smokie damals über eine Nachbarin namens
Alice? Nun, mit diesem
Chris hat der junge, holländische Multiinstrumentalist
Christiaan Bruin nichts zu tun. Mit "Making Sense" liegt sogar bereits das zweite Album des Musikers vor, der sich selbst als
»Multi talented multi instrumentalist« bezeichnet. Nun gut, bei so viel Multi muss ich doch mal flugs reinhören - und bin gleich angenehm überrascht: Zart hingetupfte Pianoklänge eröffnen den ersten Song, die angenehme, ruhige Stimme beginnt sogleich und das Ganze erinnert mich tatsächlich an die frühen
Genesis.
Der zweite Song, mit über zehn Minuten Spielzeit der erste von drei weiteren Longtracks um die magische Zehn-Minuten-Grenze, schiebt dazu gleich noch den Sound von
Steve Hacketts Gitarre hinterher. Die Stimme von
Chris erinnert an eine Mischung zwischen
Peter Gabriel und
Neal Morse von
Transatlantic oder auch den frühen
Spock's Beard.
Unglaublich, dass diese Kompositionen alle von einer einzigen Person eingespielt wurden. Abwechslungsreich, nie langatmig, immer neue Facetten und Spannungsbögen zeigen die Stücke aus dem Repertoire des, nun ja, ich muss es zugeben, Multiinstrumentalisten. Manchmal erklingt eine Zirkusorgel, ein anderes Mal erinnern Gesangsmelodien an die
Beatles, bei "Eye of Destiny" wird es mit Sambarhythmen sogar lateinamerikanisch. Den Song "Shades" kriege ich persönlich überhaupt nicht mehr aus meinen Tinnitus-geplagten Gehörgängen und dieser hat meiner Meinung nach das Zeug zum veritablen 'Proghit'. Zum Ende wird noch einmal richtig bombastisch aufgefahren, bis man von einem einsamen Piano zum Ausgang geleitet wird. Symphonischer, ruhiger, meist balladesker Neo-Prog im Stile von
Pallas,
Knight Area oder auch
IQ wird hier geboten, wahrlich große Namen, die in diesem Review gefallen sind. Aber wer auf diese Bands steht, wird sicherlich nicht enttäuscht werden: Dieses Album ist (noch) ein Geheimtipp.
Zu guter Letzt stellt sich mir jedoch die Frage: Wie will
Christiaan 'Chris' Bruin dieses Werk bei einer eventuell geplanten Tour live umsetzen? Sicherlich wird er Gastmusiker dabei haben, aber vielleicht bringt er es ja auch so wie der französische Multiinstrumentalist
Steackmike, nämlich alle Instrumente GLEICHZEITIG spielen - wer's nicht glaubt, geht am besten
mal auf YouTube
und schaut sich dort einmal einige Videos an, z.B. das 8 ½-minütige "Paranoid" mit Gitarren- und Schlagzeugsolo - simply unbelievable!!!