Christ Agony / NocturN
 NocturN Spielzeit: 45:37
Medium: CD
Label: Mystic Production, 2011
Stil: Melodic Black Metal

Review vom 27.11.2011


Andrea Groh
Christ Agony kommen aus Polen. Wer nun an Vader und Death Metal denkt, hat zumindest teilweise Recht, denn 'Reyash', der seit 2000 dort Bassist ist, hatte zuvor drei Jahre bei dem polnischen Knüppel-Flaggschiff gespielt. Zwei weitere Musiker aus dortigen Reihen, nämlich 'Mauser' und 'Doc', waren auch schon mal bei Christ Agony. Ist schon ein ziemliches hin und her, was bei der Truppe in den letzten zwanzig Jahren herrschte.
Denn die Bandgeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1990, was in diesem Fall bedeutet, es ist einiges an Diskographie vorhanden, das ich hier mal kurz (ohne diverse Compilations) erwähnen will.
Nach zwei Demos erschien 1993 das Debüt "Unholyunion", gefolgt von "Daemoonseth - Act II" (1994) und "Moonlight - Act III" (1996). Danach gab es "Darkside" (1997), "Trilogy" (1998) und "Elysium" (1999).
Von 2005 bis 2007 firmierte man unter dem Namen Union. Dafür hieß dann die 2005er-Scheibe "Christ Agony". Wieder zurückbenannt folgten die EP "Demonology" (2007) und die CD "Condemnation" (2008).
Und nun 2011, nach einer Pause, "NocturN".
Angesichts dieser Aufzählung wundert es ein wenig, dass Christ Agony trotz regelmäßigen Veröffentlichungen nicht wirklich bekannt wurden oder größer herauskamen. Klar, sie haben sich schon eine gewisse Anhängerschaft erspielt, standen aber doch etwas im Schatten größerer Namen wie beispielsweise Vader oder Behemoth.
Vielleicht gefällt es ihnen als Nachtschattengewächs ja auch dort…
Womit ich beim Nächsten wäre: Wie ich oben schon angedeutet habe, trifft die Erwartung 'die spielen bestimmt Death Metal und klingen wie Vader' nicht zu, obwohl sie aus dem Umfeld stammen, sondern die Hauptausrichtung ist eher Black Metal. Und zwar die gemäßigte, nicht ganz so fies-finster-kalte Variante. Wer im Line-up den Namen 'Inferno' gelesen hat und an Behemoth denkt, hat zwar von der Person her richtig vermutet, muss aber musikalisch einige PS abziehen.
Denn Christ Agony sind symphonischer und bewegen sich eher mit gedrosseltem (teilweise fast schon doomigen) Tempo. Gerade in den schleppenden Parts sind fette Riffs vorhanden, dann folgt eine Temposteigerung, die Drums ballern los und die Stimme setzt ein. Diese wechselt zwischen dezentem Keifen und leichtem Growlen (hier spürt man dann doch einen Anteil Todesblei).
Selbst wenn die Geschwindigkeit angezogen wird, verfallen Christ Agony nie in Raserei und eine bombastisch-melodische Note durchzieht "NocturN", ohne jedoch zu kitschig zu wirken.
Eine gewisse böse Grundstimmung ist schon vorhanden, gleichzeitig jedoch eine episch-dramatisch wirkende Atmosphäre. In dieser Weise erzählen uns die Polen Geschichten von Dunkelheit und Dämonen, von heidnischen und höllischen Welten. Dabei lassen sie sich durchaus Zeit. So sind die Songs fast alle über der Fünf-Minuten-Marke, wirken dennoch nicht zu langatmig oder gar langweilig.
Bevor dies passieren könnte, wird ein fließender Tempowechsel oder eine Auflockerung eingebaut. Längere gleichbleibende Passagen scheinen der Intensivierung zu dienen, um die Hörer in ihren Bann zu ziehen.
Dies gelingt durchaus, wenn man sich darauf einlässt und Gefallen an melodischem Black Metal findet, der auch offen ist für andere Klänge der metallischen 'Dark Side'. Damit sollten Christ Agony doch einige 'nächtliche Geschöpfe' ansprechen können.
Auch wenn "NocturN" nicht als Meisterwerk oder Klassiker in die Geschichte eingehen wird, eine (für Fans solcher Sounds) hörens- und beachtenswerte Scheibe ist es allemal.
Vielleicht bekommt die Band um Cezary 'Cezar' Augustynowicz damit mehr Aufmerksamkeit als bisher, vielleicht schafft er auch mal mehr Stabilität, beim Line-up und beim Labeldeal. Denn vermutlich war es das, was Christ Agony bisher gebremst hat und nicht etwa mangelnde Qualität der Musik.
Line-up:
Cezar (guitars, lead vocals)
Reyash (bass, backing vocals)
Inferno (drums) [Studio]
Paul (drums) [live]
Tracklist
01:Opus Sacrum / Reign Of Chaos (3:01)
02:Frozen Path Unholy Fire (5:29)
03:The Stigma Of Hell (6:04)
04:Silent Gods Of Darkness (5:36)
05:Demonicon Illuminati (5:39)
06:Black Star Falling (6:47)
07:Flames Of Several Suns (7:12)
08:Opus Profanum / Fields Of Inferno (5:51)
Externe Links: