Chroming Rose / Louis XIV
Louis XIV Spielzeit: 47:09
Medium: CD
Label: EMI, 1990
Stil: Melodic Speed Metal


Review vom 10.12.2011

    
Udo Gröbbels
Heavy Metal wurde salonfähig
1990 gehört aus heutiger Sicht ohne Zweifel zu einem der besten Jahre für den Metal. Endlich war die Musik salonfähig geworden und durch die Charterfolge von Helloween zwei Jahre vorher und sogar Sodom im Vorjahr, war die Metal-Welt in diesem Jahr mehr als in Ordnung. Knapp zwei Jahre bevor der Grunge den Metal dann aber wieder 'uncool' machte, sprudelte es nur so an tollen Alben wie "Painkiller" von Judas Priest oder auch Panteras Cowboys From Hell, um nur einmal zwei zu nennen.
Die Kassette und das Radio
Ich hörte Ende 1990 das erste Mal von Chroming Rose, als ein Mitschüler mir in der Schule in einer Pause eine Kassette zuschob und sagte »Hör dir das mal an. Wie Helloween, aber cooler«. Das traf es auch ganz gut und ich war sofort begeistert von der Musik. Ein paar Wochen später kam dann auch im Radio auf WDR1 ein Bericht im Rahmen einer Metalsendung (Name leider entfallen), wo u.a. auch Chroming Rose vorgestellt wurden, die in Bonn auf einem Festival zusammen mit King Diamond aufgetreten waren. Bis spät in die Nacht hörte ich damals die Sendung und beschloss am nächsten Tag, mir die CD zu kaufen.
Chroming Rose wurde 1985 von den Brüdern Tino (Schlagzeug) und Matthias (Gitarre) im beschaulichen Senden in Bayern gegründet. Mit Gerd Salewski am Mikro und Harry Bex am Viersaiter war man schließlich komplett. Dass die Band Potenzial hat, wurde zum auch Glück erkannt und man veröffentlichte das Debüt direkt beim damaligen Riesen EMI Electrola. EMI setze große Hoffnungen in die Band und mit dem Star-Produzenten Tommy Hansen, der u.a. schon die "Keeper..."-Scheiben von Helloween produziert hatte, spielte man die vorliegende CD ein. Der bereits erwähnte Einfluss der Kürbisfreunde ist unüberhörbar, aber bei dem Quartett handelt es sich trotzdem um mehr als ein Abziehbild der Hamburger. Vielmehr verfeinert man den ohne Zweifel durch Helloween zu dieser Zeit etablierten melodischen Speed Metal auf ganz eigene Weise. Da wären zunächst einmal die Texte, die sich doch sehr von den damals gängigen Themen wie Frauen, Drachen, Tod und Teufel absetzten. Vielleicht lag es an der damals sehr geschichtsträchtigen Zeit von Mauerfall und Wiedervereinigung, denn geschichtsträchtig sind teilweise auch die Texte auf "Louis XIV", wie die Freiheitshymne "Power And Glory", "Pharao" oder der überragende Titeltrack. Auch musikalisch kommt alles noch eine Spur bombastsicher und opulenter als bei Helloween daher. Die größten Pluspunkte sind aber die tollen Melodien und die mehrstimmigen Gesangspassagen. Hier nun ein paar Worte zu meinen favorisierten Songs dieser CD:
"Power And Glory": Nach einem Intro mit Pauken und Trompeten geht es mit mächtig Tempo los. Alles endet in einem hymnischen Refrain, und auch ein Glockenspiel ist zu hören. "10.000 Miles": Etwas getragener und ebenfalls mit toller Melodie, überzeugt diese Nummer auch auf ganzer Linie. Allenfalls der teilweise etwas hohe Gesang ist Geschmacksache. "Louis XIV": Das alles überragende Titelstück ist das unangefochtene Highlight der CD. Textlich wird vom Sonnenkönig eine Brücke in die Jetztzeit geschlagen, was auch musikalisch brillant umgesetzt wurde. Hammer-Refrain und ein Gitarrensolo für die Ewigkeit. Damals konnte man Soli sogar noch Mitpfeifen.
"Gods Of Noise": Hier wird das Gaspedal mal wieder bis zum Anschlag durchgedrückt. Verdammt schnelle Nummer mit einem sehr klischeehaften Text, aber ebenfalls wieder eine Mitgröhl-Nummer wie aus dem Metal-Bilderbuch.
Auch bei den restlichen fünf Stücken ist kein Durchhänger dabei. Nur die abschließende 30-sekündige Blödelnummer "Iodel Dodel" lasse ich mal außen vor. Ein Spaß im Studio eben.
Leider kam dann knapp zwei Jahre später die bekannte Grunge-Welle, und trotz guter Alben stellte sich der erhoffte Erfolg irgendwie nie ein. Schade, denn sowohl das Nachfolgealbum "Garden Of Eden" (1991) und vor allem "Pressure" (1992) waren ebenfalls absolut top. Leider änderte man den Stil danach doch sehr und die folgenden Scheiben gingen mehr in den Bereich Hardrock mit Alternative-Einflüssen.
Chroming Rose haben es noch bis vor knapp zehn Jahren versucht, aber sich dann 2002 endgültig aufgelöst. Aktuell existiert auch keine gescheite Homepage mehr.
Was bleibt, ist ein tolles Debütalbum, das auch nach 21 Jahren immer noch Spaß macht und jungen Metal-Freunden gefallen dürfte. Also ab auf die nächste Plattenbörse oder im Internet mal schnüffeln - es lohnt sich definitiv.
Line-up:
Gerd U. Salewski (vocals)
S. C. Wuller (guitar)
Tanne Mende (drums)
Harry Bex (bass)
Tracklist
01:Power And Glory
02:Pharao
03:10.000 Miles
04:Right To Die
05:Louis XIV
06:Gods Of Noise
07:You And I
08:Angel
09:Shoot The Fox
10:Iodle Dodle
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