Inspiriert fühlte sich der junge Pole aus Lublin von der keltischen Volksmusik. Ein bisschen 'Mittelalter-Feeling' mag ebenfalls in die Idee zu
Circle Of Bards eingeflossen sein. Mit einigem Unverständnis nehme ich allerdings den Hinweis der Promotionfirma auf
Jethro Tull und
Blind Guardian zur Kenntnis. Nur weil diese ein paar schöne akustische Balladen geschrieben haben, kann man sie wohl kaum als geistige Geburtshelfer
Circle Of Bards' betrachten. Dazu ist
Mariusz Migalkas Konzept viel zu kommerziell. Wegen seiner wohltönend-weichen, klaren Stimme drängt sich viel eher ein Vergleich mit
Angelo Branduardi auf. Auch die einfachen, klaren Songstrukturen
Clannads standen sicherlich Pate, allerdings klingt hier "Tales" für einen direkten Vergleich zu 'poppig'. Aber der vorgenannte Italiener - vor allem in seiner "Cogli la prima mela"-Phase Ende der Siebziger Jahre - 'passt scho'...
"Tales" ist gepickt mit zündenden Songs, die mit eingängigen Melodien und 'ohrwurmhaften' Refrains zu gefallen wissen: "My Magic Song", "Scarlet Moon" oder "Our Own Land" präsentieren sich voller harmonischer Schönheit. Immer wieder übernimmt Anna Bieleckas Flöte die Melodieführung. Die vielschichtige akustische Begleitung macht "Tales" zu einer hörenswerten Angelegenheit. Allerdings ist die ganze Produktion zwar hervorragend, insgesamt aber viel zu glatt ausgefallen. Das liegt zum Teil auch an den englischen Texten, denn immer, wenn Mariusz Migalka sich seiner polnischen Muttersprache bedient, wird es authentischer. So sind "Czarne Smoki" und "Teczowy Most" mit ihrem harten polnischen Idiom die Widerhaken, die man sich bei diesem Album des Öfteren gewünscht hätte.
Keltische Musik aus Polen? Unsere östlichen Nachbarn wissen immer wieder aufs Neue zu überraschen. Auch wenn die Spieldauer eher einer gut gefüllten EP entspricht, dürften Fans von
Blackmore's Night durchaus auf ihre Kosten kommen.