Cirilo / Presiento
Presiento Spielzeit: 44:49
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Rock

Review vom 20.04.2015


Steve Braun
Der spanische Komponist, Sänger und Gitarrist Cirilo ist hierzulande ein recht unbeschriebenes Blatt, noch... In seiner Heimat und Großbritannien sieht das bereits ganz anders aus - letzteres wohl durch die Zusammenarbeit mit dem britischen Star-Produzenten Nigel Walker, der auch das vorliegende dritte Soloalbum Cirilos, leicht kryptisch "Presiento" (dt.: Ahnung) betitelt, betreut und maßgeblich instrumental mitgestaltet hat.
Cirilo startete seine Solokarriere vor fünf Jahren mit dem Longplayer "Feliz" (dt.: Glücklicher"). Danach begab er sich auf rockige Spurensuche in den USA - Einflüsse, die er offensichtlich tief aufgesogen hat, wie man an Roots Rock- und American Folk-Einlagen auf "Presiento" nachvollziehen kann.
Das Zweitwerk folgte zwei Jahre später mit "Caminante" (dt.: Wanderer). Die EP "Revolutión" stimmte bereits Ende 2013 auf dieses neue Album ein, das vor wenigen Wochen erschien. Vier Songs davon finden sich dort wieder. Mein bereits verkümmertes Schulspanisch lässt bestenfalls erahnen, dass sich Cirilo hier mit der revolutionären spanischen Graswurzelbewegung Podemos auseinandersetzt. Deren 'Aufstand im Kopf' könnte in absehbarer Zeit ein korrumpiertes politisches System erdrutschartig hinwegfegen...
Wenn man nun wortspielerisch die bisherigen Albentitel aneinanderreiht, könnte sich die hypothetische Frage stellen, wohin des 'glücklichen' musikalischen 'Wanderers' aufkeimende 'Ahnung' Cirilo führen wird. Die Zukunft wird es sicher zeitigen...
"Presiento" vereint drei klangliche Welten: britischen Pop/Rock, nordamerikanischen Roots Rock und, nein, keine spanische Folklore - dafür aber die dort beheimatete Spielart des Alternativ Rock, die sich in den glorreichen Heroes Del Silencio und ihren Compañeros personifizierte. Wenn man den hart rockenden, das Album abschließenden Titelsong und das aufrührerisch vorantreibende "Revolución" (Intro und Outro vermitteln - einmalig - spanisch-folkloristische Elemente) hört, könnte man glatt beginnen, an Reinkarnationen zu glauben!
"Herido" und "Para Todo Tan Deprisa" könnten ebenso wie die folgenden "Entraré Solo" oder "Apuesta" aus der Feder von nordamerikanischen Rootsrockern entsprungen sein. "It's All Right" (keine Angst: es wird hier ebenfalls Spanisch gesungen) und "Te Busqué" entpuppen sich als ganz zauberhafte Singer/Songwriter-Balladen, die jedem Americana-Künstler gut zu Gesicht stünden.
Die drei restlichen Titel bedienen sich britischer Wurzeln. "Creer En Ti" dabei dem zeitgenössischen Brit Pop, während "Liverpool" sicherlich eine der schönsten Ehrerbietungen an die Beatles darstellt. "Nunca Perdi El Control" ist eine wunderschöne Interpretation von "The Man Who Sold The World", Bowies drittem Soloalbum entliehen. Obwohl Nigel Walker andernorts öfter zur Sitar greift, unterlässt er dies hier - wohl um eine zu deutliche Anlehnung an das Original zu vermeiden. Wäre allerdings kein Problem gewesen, denn Cirilos Adaption klingt insgesamt doch deutlich härter...
Meine Anspieltipps sind "Presiento", "Liverpool" und "Revolución" - in dieser Reihenfolge, aber auch der Rest ist alles andere als verachtenswert! Cirilo präsentiert sich für mich als eine überaus angenehme Überraschung des immer noch recht jungen Jahres!
Line-up:
Cirilo (voz, gitarras)
Nigel Walker (Hammond, gitarra acústica, sitar, pandereta, percusión, teclados y coros)
Gonzalo Cifuentes, Rufa Rivilla (gitarras)
Fede Chicou, Carlos Morales, Hector Navio (bajo)
Luismi Huiracán (bateria)
Rachel, Lorenzo, Alexandra y Paula Soto Moncloa, José Carlos Márquez, Paula Perez Puga (coros y coros gospel)
Tracklist
01:Revolución (4:09)
02:Herido (3:47)
03:Liverpool (4:40)
04:It's All Right (4:33)
05:Pasa Todo Tan Deprisa (3:39)
06:Estaré Solo (3:11)
07:Creer En Ti (4:01)
08:Te Busqué (3:45)
09:Apuesta (3:26)
10:Nunca Perdí El Control (3:25)
11:Presiento (5:53)
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