Cloon / Mostly Harmless
Mostly Harmless Spielzeit: 38:47
Medium: CD
Label: Dying Giraffe, 2011
Stil: Thrash / Crossover

Review vom 13.04.2011


Holger Ott
Zum Glück kann in unseren modernen Zeiten jeder seine Musik auf eine CD pressen und selbst vermarkten, ohne von den großen Plattenfirmen abhängig zu sein. Ob man damit auch Geld verdienen kann und den Bekanntheitsgrad steigert, ist wohl sehr fragwürdig. Ist die Musik dazu auch noch sehr gewöhnungsbedürftig und anstrengend, trägt das nicht unbedingt dazu bei. Bei unseren Nachbarn in Belgien tummelt sich seit 2006 eine Band namens Cloon herum und tingelt durch die Lande. Inzwischen ist es ihnen gelungen, ihre musikalischen Gedankengänge auf einer kleinen silbernen Scheibe zu verewigen, um sich damit außerhalb ihrer Heimat bekannt zu machen.
Die Stilrichtung ihrer Musik ist ein Gemisch aus harten und weichen Tönen und wird mit Sicherheit nur einen kleinen Teil der Musikliebhaber treffen, ist es doch eine Herausforderung, den vorgegebenen 39 Minuten Laufzeit bis zum Schluss zu folgen. Auch ich hatte so meine Schwierigkeiten, dem bis zum Ende treu zu bleiben und habe während des letzten Songs die Stopp-Taste gedrückt. Glücklicherweise sind die 13 Tracks oft sehr kurz, so dass man es meistens nicht schafft auf Aus zu drücken, weil man gar nicht so schnell realisiert, worauf man sich hier eingelassen hat. Welch eine Erleichterung, wobei ich zugeben muss, dass nicht alles so schlecht ist was hier dargeboten wird.
"Bananas" geht sofort sehr schnell ab und hört sich Richtung Punk an. Schnelle Gitarren und kreischender Gesang, also Hau drauf-Musik. Der nach 1:33 Minuten Hörgenuss gestresste Fan bekommt sofort noch eins auf die Ohren, indem der Titelsong "Mostly Harmless" mit stechenden Synthie-Einlagen verschönt wird. Ich muss den Volume-Regler in Richtung Low drehen, weil ich mir keinen Tinitus einfangen möchte. "He Who Knows" und "Halftooth" hingegen wecken wieder meine Neugier. Da wird doch tatsächlich musikalisch etwas Vernünftiges zustande gebracht. Interessante Rhythmen, gepaart mit gutem Gesang und auch in einer angemessenen Spiellänge. Aber dieses Vergnügen findet in "La Rambla" ein jähes Ende. Dieser Song kann nur als Lückenfüller dienen, denn so richtig kommt da nichts rüber. Dieses Erlebnis dauert zum Glück weniger als eine Minute und ich war nicht schnell genug, um auf Fast Forward zu klicken. Dabei folgt die positive Überraschung doch auf dem Fuße in Form von "The Slow Moving" und "The Itch". Zwei ausgesprochen groovige und kräftige Titel, bei denen es sogar Spaß macht, ihnen bis zum Schluss zu folgen. Aber da auf "Mostly Harmless" nicht alles harmlos ist, sind "Elohim" und "Beep Beep" in Folge wieder zwei Nummern aus der Kategorie 'sehr anstrengend'. Wenn oftmals der Gesang nicht so erdrückend wäre und die Stücke instrumental gespielt würden, dann könnte man dem Ganzen eine positive Gesamtnote verpassen, aber leider zieht er alles in den Keller.
Bei "Bingo" kommt es mir vor, als wenn die Musik einem Stanley Kubrick-Film entsprungen ist. Alles hört sich sehr nach 70er Jahre an und passt so gar nicht in die Reihenfolge der CD. Was sich Cloon wohl dabei gedacht haben, wird ein Rätsel bleiben. Bevor der Rest nun völlig den Bach hinunter geht, gibt es noch ein kleines Highlight mit "The Doll", das wieder etwas besser gesungen wird. Dadurch macht das Hören auch mehr Freude und ab hier kann der Schluss getrost vergessen werden. "Your Lungs My Air" fängt sehr verheißungsvoll an, ja, macht mich sogar wieder neugierig - bis zu einem gewissen Punkt nach einer Minute, wenn der besagte Gesang einsetzt. Von nun an quäle ich mich nur noch und hoffe, dass in den verbleibenden fünf Minuten dieses Mammutstückes noch etwas weltbewegendes passiert, aber leider Fehlanzeige. Als dann noch mit "My Vanishing Twin" dem schlechten Geschmack die Krone aufgesetzt wird, denn wer will sich fast zwei Minuten einen Ton und dazu gesprochene Wörter anhören, zwinge ich mich dazu, dieses Erlebnis vorzeitig zu beenden.
Line-up:
Tom Claus (vocals)
Maarten Flamand (guitars)
Philippe De Vuyst (bass)
Servaas Steurbaut (drums)
Tracklist
01:Bananas (1:33)
02:Mostly Harmless (2:11)
03:He Who Knows (2:58)
04:Halftooth (4:46)
05:La Rambla (0:57)
06:Slow Moving (3:52)
07:The Itch (2:37)
08:Elohim (3:24)
09:Beep Beep (2:43)
10:Bingo (1:38)
11:The Doll (4:22)
12:Your Lungs, My Air (6:36)
13:My Vanishing Twin (1:56)
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