Wenn man schon in Kroatien Urlaub macht, dann sollte man sich, wie übrigens in jedem Land, auch mal ein wenig um das kümmern, was dort musikalisch so angesagt ist. Und da kommt passend zum Ablauen unter mediterraner Sonne der neue Rundling von Cold Snap ins Haus geflattert. Ein schneller Blick aufs Cover allein reicht schon zum Feststellen, dass es mit Ablauen nicht so richtig viel zu tun hat. Martialische Endzeitassoziationen mit Bombern, Panzern und Iwo Jima nachempfundenen Szenen machen dem gemütlichen Hängemattenfeeling einen schnellen Garaus. Ist ja eh logisch, denn die Kroaten tummeln sich seit rund zehn Jahren in Nu-/Modern- oder Industrial Metal-Wassern und ein wenig thrashig darf es auch gern sein.
Das Innere des beigefügten Booklets ist nur andeutungsweise weniger passend gestaltet, wenn man bedenkt, dass sich das Martialische auf die Abbildung einer Gasmaske und der geknebelten Band beschränkt. Texte: Fehlanzeige. Lediglich ein paar plakative Textzeilen werden dem Leser/Hörer unter den jeweiligen Titeln entgegengeworfen. Ein paar Worte des Danks und einige Credits. Denen ist dann aber zu entnehmen, dass mit Tue Madsen erneut kein Unbekannter an diesem Werk gebastelt hat - klare Pluspunkte für den Sound.
Ein richtig dreckiges Dutzend hat man uns auf einer guten dreiviertel Stunde beschert. Zwölf Songs, die sich fleißig aus dem bereits weiter oben angegebenen Genre-Mischmasch bedienen. Mit aggressivem Gebrüll, hämmernden Bässen und fleißigen, genreüblichen Riffs startet die Platte. Zwischendurch klingt dann mal mehr, mal weniger Industrial (z. B. "Carnival", "Freedom") durch, blendet über in Metalcore-Gesang, in Nu Metal-Töne und schwingt wieder zurück. Macht es zwar irgendwie kurzweilig, aber genauso irgendwie auch ein wenig verwirrend.
Das wird dann zusätzlich von einigen recht melodisch klingenden Textpassagen getoppt, wie bei "Rise Again", bevor man sich erneut auf einem Industrial-Kurs begibt. Zwischenstücke wie das kurze "Unleash Me" gibt es natürlich auch und ebenso einen Hauch von choral anmutendem Ansatz beim Gesang ("Monster"), während "Dead Guardian" wie eine Allerweltsballade startet, bisschen Gitarre und getragener Gesang. Aber keine Bange, das Riff kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Hey, ist zwar ein bisschen weit hergeholt, aber bei einigen Passagen fallen mir sogar Assoziationen zu The Cures
Robert Smith nicht sonderlich schwer, speziell bei "Court Is Corrupted", aber lassen wir das.
Insgesamt muss ich bewusst überzogen konstatieren, dass mir die Beurteilung dieser Platte ebenso schwer fällt wie offensichtlich der Band die Entscheidung für eine bestimmte Gangart. Im Einzelnen ist mir innerhalb einiger Tracks ganz subjektiv das Durcheinander zu groß und berücksichtigt man dann im Ganzen noch zusätzlich den großen Melting Pot der Stilrichtungen auf der Scheibe, dann könnte ich mir das vielleicht bei einem Debüt noch gefallen lassen. Die Jungs aber sind schon zehn Jahre am Werk und sollten sich mittlerweile besser 'gefunden' haben; so aber klingt das immer noch ein wenig nach rumeiern. Nichtsdestotrotz hat es ein paar schicke Passagen auf "World War 3", die das Gesamtwerk allerdings nicht für eine uneingeschränkte Empfehlung prädestinieren, trotzdem tut dem Nu Metal-Fan ein Reinhören bestimmt nicht weh.
Line-up:
Jan Kerekes (vocals)
Leo Friscic (guitar, backings)
Vlado Soldatek (guitar, backings)
Zoran Ernoic (bass)
Denis Roskaric (drums)
Tracklist |
01:Straight To Hell
02:Carnival
03:Rise Again
04:Unleash Me
05:Monster
06:Dead Guardian
07:Doomsday
08:Freedom
09:Silent Killer
10:Court Is Corrupted
11:Chameleon
12:My Emptiness
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