Die enge Zusammenarbeit zwischen Eckhard 'Wallbreaker' Gallus und dem Team der Bluesgarage in Isernhagen trägt auch weiterhin gute Früchte und beschert den zahlreichen Rock- und Bluesrockfreunden aus der Region ein weiteres Highlight auf CD.
Zum siebenjährigen Bestehen der im Moment wohl angesagtesten Lokalität für Live-Musik im Großraum Hannover erscheint im April 2006 der zweite "Bluesgaragen"-Sampler mit Liveaufnahmen aus dem Jahr 2005.
Schon jetzt ist abzusehen, dass sich mit dieser Serie von Konzertaufnahmen etwas ganz Besonderes entwickelt. Viele Stammgäste der 'Bluesgarage' warten schon sehnsüchtig auf den neuen Silberling, denn schließlich ist es immer wieder was ganz Außergewöhnliches, Songs zu hören, bei deren Aufnahmen man selbst mit dabei war. Wollen wir doch alle mal hoffen, dass es noch viele Nachfolger dieser Scheibe geben wird. Dazu wünschen wir dem Wallbreaker viel Glück, denn schließlich muss er ja die jeweiligen Musiker erst mal von der Qualität seiner Aufnahmen überzeugen und dann auch noch die Freigabe der Songs erhalten. Oft genug konnte ich mich selbst von der Mühseligkeit überzeugen, die dieses Anliegen so mit sich bringt, und manchmal brauchte Eckhard auch ein wenig Trost nach so mancher vergeblichen Verhandlung.
Nun aber zur neuen CD. Aufgenommen nach wie vor ausschließlich mit Mikrofonen ist es auch jetzt wieder gelungen, diesen einmaligen "Absolutely Live"-Sound einzufangen, der so viele andere Konzertmitschnitte klar in den Schatten stellt. Vom ersten bis zum letzten Ton nimmt einen die Atmosphäre gefangen und lässt einen nicht mehr los.
Ganz bewusst wurden Titel ausgewählt, bei denen die Bands das Publikum in den Gig mit einbeziehen. Man höre nur mal in "Let The Good Time Roll" von der Blues Band rein. Zu hören ist ein minutenlanges Wechselspiel zwischen Paul Jones und dem begeistert mitgehenden Rockfans (ganz vorn mit dabei natürlich der Rezensent himself!).
Mindestens genau so intensiv geht "Devil's Grip" von Arthur Brown ab. In über zwölf Minuten zeigt sich der 'God Of Hellfire' in absoluter Hochform. Bei dieser rein akustischen Nummer empfehle ich unbedingt den Einsatz eines Kopfhörers, denn nur so lässt sich die einmaligen Atmosphäre, die hier in der 'Bluesgarage' herrschte, nachvollziehen. Unglaublich, wie intensiv sich die Stimme des Meisters mit dem dichten Gitarrenspiel von Nick Pynn verbindet.
Eine weitere Besonderheit ist für mich auch das Boogie-Tribute-Stück "Mama Wilson" von Engerling, mit dem die Band an den legendären Alan Wilson, bis zu seinem Tod im Jahr 1970 einer der Köpfe der amerikanischen Boogie-Band Canned Heat, erinnert. Zum Rhythmus des "Refried Hockey Boogie" mit feiner Bluesharp und Gitarrenbegleitung wird mit deutschem Text diesem großen Musiker und Blues-Wissenschaftler gedacht. Dieses kleine Meisterwerk ist ebenfalls über zehn Minuten lang und sprüht nur so vor Energie.
Natürlich ist die Auswahl der restlichen Acts gleichfalls mit viel Sorgfalt und Sachverstand erfolgt und bietet einen richtig guten, wenn auch nur kleinen Überblick über das Konzertprogramm der 'Bluesgarage' aus dem Jahr 2005.
Zu hören sind so verschiedene Bands wie die Spencer Davis Group, die schon in den Sixtees zu den Topacts der Szene gehörten und hier "High Tide High Water", gesungen von einem großartigen Miller Anderson, vorstellen.
Dem gegenüber gibt der junge, im Moment sehr angesagte Gitarrist/Sänger Aynsley Lister, zur Hoch-Zeit von Spencer Davis noch gar nicht geboren, seinen "Angel Of Mine" zum Besten und beweist damit, dass auch in der jüngeren Generation guter alter Bluesrock gespielt wird.
Weitere Schmankerln sind der ehemalige Wishbone Ash-Gitarrist Ben Granfelt mit "Home". Er ist zwar kein begnadeter Shouter, aber sein Gitarrenspiel sorgt bei mir immer wieder für eine Gänsehaut.
Die deutsche Rocklegende Epitaph (übrigens Ende April 2006 wieder in der 'Bluesgarage' auf der Bühne und von mir natürlich beobachtet!) steuern mit "Woman" eines ihrer Hammerstücke zu diesem Sampler bei. Und schließlich erinnert der legitime Jimi Hendrix-Nachfolger Randy Hansen mit "Are You Experienced" an den größten Gitarristen der Rockhistory.
Für mich die größte Überraschung ist aber der mir persönlich völlig unbekannte Todd Thibaud. Sein "Isn't Love My Friend", vorgetragen mit zwei Gitarren und Mandoline, hat absoluten Ohrwurmcharakter. Mit diesem Mann werde ich mich wohl mal näher beschäftigen.
Als Fazit des zweiten 'Bluesgaragen'-Samplers bleibt festzuhalten, dass hier wieder ein kleines Meisterwerk in Sachen Rockmusik entstanden ist. Dem Wallbreaker ist es wieder mal gelungen, die Live-Atmosphäre völlig authentisch und unverfälscht rüber zu bringen. Auch die Übergänge zwischen den einzelnen Songs vermitteln den Eindruck, als wären alle Aufnahmen an ein und demselben Abend mitgeschnitten worden.
Macht weiter so! Hier ist eine excellente Serie von Konzert-Dokumenten am Entstehen, die unbedingt fortgesetzt werden muss.
Zu beziehen ist dieses Kleinod direkt beim Wallbreaker oder in der 'Bluesgarage'.
Spielzeit: 69:40,Medium: CD, Wallbreaker, 2006
1:Aynsley Lister - Angel Of Mine 2:Todd Thibaud - Isn't Love My Friend? 3:Ben Granfelt - Home 4:Spencer Davis Group - High Tide, High Water 5:Epitaph - Woman 6:Randy Hansen - Are You Experienced 7:Arthur Brown - Devil's Grip 8:Engerling - Mama Wilson 9:Blues Band - Let The Good Times Roll
Jürgen Bauerochse, 08.04.2006
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