David Bowie hatte 1975 die Hauptrolle in dem Film "Der Mann, der vom Himmel
fiel" gespielt, was in den folgenden Jahren des öfteren mal von Leuten, die ihn nicht mochten, spöttisch in 'Der Erfolg, der ihm zu Füßen fiel' umbenannt wurde.
Dabei ist dieser Zynismus, wenn wir jetzt mal auf Bowies Musik zurückkommen wollen, vollkommen fehl am Platz und dazu einfach falsch.
Was wahrscheinlich heute nur noch die wenigsten wissen, ist, dass Bowie in den
ersten fünf oder sechs Jahren seiner Karriere überhaupt keinen Fuß in die Tür bekam. Er wurde von unzähligen Plattenfirmen abgelehnt und wenn er denn mal die ein oder andere Single oder LP (zu Anfang noch als Davy Jones) veröffentlichen durfte, sind diese dann fürchterlich gefloppt. Der Engländer hatte für seinen späteren Erfolg sehr hart schuften müssen.
Das einzige Fünkchen Licht in der Dunkelheit dieser frühen Jahre war, dass andere Interpreten und Bands von ihm geschriebene Songs aufnahmen und damit mehr oder weniger erfolgreich waren. Das änderte sich erst, als Bowie 1969 mit "Space Oddity", einer ziemlich abgefahrenen Geschichte über einen Astronauten, der, erstmal im All angelangt, jeden Kontakt zur Erde abbricht und einfach nur dahinschweben will, seinen ersten eigenen Hit verbuchen konnte (Teil zwei dieser Geschichte ist im Übrigen der Song "Ashes To Ashes", der die Story von damals dann mit verblüffenden Ergebnissen entschlüsselt).
"Oh You Pretty Things" bringt uns nun sage und schreibe 23 Tracks des Briten, die in den Jahren 1967 bis 1977 von anderen Künstlern gecovert wurden. Die bekanntesten dürften wohl Mott The Hooples "All The Young Dudes" (mit dem Bowie die Band, wenn auch nur auf Zeit, vor dem Exitus bewahrte) und Lou Reeds "Wagon Wheel" (von dessen Meilenstein "Transformer") sein. Bezüglich des letztgenannten Songs war ich dann doch überrascht, da Bowie im Booklet zu diesem Album bisher 'nur' als Co-Produzent und Background-Sänger aufgeführt war.
Besonders amüsant sind die frühen Songs wie "Over The Wall We Go", dargeboten von einem gewissen Oscar, oder "The Laughing Gnome" von Ronnie Hilton, die noch so gar nicht international klingen, sondern eher einer englischen Theater-Komödie entstammen könnten. Der Humor kommt gut rüber, aber es scheint heute klar, dass damit noch nicht viel zu reißen war.
Die schottische Formation The Beatstalkers ist gleich mit drei (Beat-)Songs vertreten. Allesamt nett, lassen sie Großtaten aber noch vermissen.
Interessant ist, dass man trotz des (noch) eher durchschnittlichen Materials bereits den Stil des jungen Bowie heraushören kann, den er später perfektionieren sollte. Speziell "When I'm Five" hat einen speziellen Charme.
Von anderem Kaliber ist dann aber schon "Silly Boy Blue", das 1968 von Billy Fury intoniert wurde und als erster richtig starker Song durchgeht. "Oh You Pretty Things" von Peter Noone (ex-Herman's Hermits), "Andy Warhol" von Dana Gillespie und "The Prettiest Star" von Simon Turner sind alles Stücke, die ihren Weg auch auf die späteren Veröffentlichungen des Meisters selbst schafften und hier durchaus ordentlich bis gut von den jeweiligen Interpreten dargeboten werden, selbst wenn sie an die Versionen ihres Verfassers nicht heranreichen.
Auf der einen Seite kann man sich manchmal denken, warum der ein oder andere Track nicht auf Bowies eigenen Platten gelandet ist (Beispiel gefällig? Textzeile aus "I'm A Laser": "...you know I switched the heat on, when you feel my golden shower...", hohoho), andererseits wird deutlich, dass Meister Bowie sein Handwerk bereits sehr früh gelernt hatte, denn einen wirklich schlechten Song sucht man auf dieser CD vergebens.
Besonders erwähnenswert sind noch die beiden Versionen von "The Man Who Sold The World", die jeweils von Lulu (1974) und John Cougar Mellencamp (1977) dargeboten werden (wobei für mich Lulu als Sieger(in) durchs Ziel geht). "Watch That Man", ebenfalls von Lulu und richtig gut und vor allem die drei Songs, die Bowies kongenialer Gitarrist der Jahre 1970 - 73, Mick Ronson, für sein erstes Solo-Album verwendet hat. Davon besticht besonders "Growin' Up And I'm Fine". Etwas seltsam wird es, wenn Donovan sich durch "When You Rock 'n' Roll With Me" holpert und stolpert, aber... er ist halt Donovan.
Insgesamt ein sehr interessantes Album, das einem das musikalische Leben Bowies neben dem Solo-Künstler David Bowie etwas näher bringt. Viel Humor und auch die ein oder andere Überraschung wird geboten.
Sehr kurzweilig und für eine 'zusammengestückelte' CD erstaunlich gut!!
Spielzeit: 78:00 Min, Medium: CD, Sanctuary/Castle, 2006, Pop Rock
Oscar
1:Over The Wall We Go
Ronnie Hilton
2:The Laughing Gnome
The Beatstalkers
3:Silver Tree Top School For Boys
Billi Fury
4:Silly Boy Blue
The Beatstalkers
5:Everything Is You 6:When I'm Five
Peter Noone
7:Oh You Pretty Thing
Dana Gillespie
8:Andy Warhol
Mott The Hoople
9:All The Young Dudes
Lou Reed
10:Wagon Wheel
Simon Turner
11:The Prettiest Star
Ava Cherry
12:I'm A Lase 13:People From Bad Homes
The Astronettes
13:I Am Divine 14:Things To Do
Lulu
16:The Man Who Sold The World 17:Watch That Man
Mick Ronson
18:Growin' Up And I'm Fine 19:Music Is Lethal 20:Hey Ma, Get Pa
Dana Gillespie
21:Backed A Loser
Donovan
22:Rock 'n' Roll With Me
John Cougar Mellencamp
23:The Man Who Sold The World
Markus Kerren, 15.07.2006
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