Rock Of Ages 2
Rock Of Ages 2
Beim Blick auf's Cover dieser mit über zweieinhalb Stunden aus zwei CDs bestehenden, superumfangreichen Kompilation, hatte ich eigentlich ganz andere Musik erwartet. Da ragt das Symbol der amerikanischen Highways (eingearbeitet der Titel "Rock Of Ages 2") groß auf einem 'Landschaftsbild' mit einer Straße, die an einer Tankstelle irgendwo im amerikanischen Niemandsland vorbeiführt. Im Prinzip war für mich der Fall klar, da kann eigentlich nur cabriolettaugliche Musik gemeint sein, die man bei der Erkundung der Staaten im Urlaub beim entspannten Befahren eben dieser Highways sich um die Ohren wehen lässt. Also Country, New Country, Rootsrock, Westcoast, Southern Rock und sonstiges in der Richtung.
Aber weit gefehlt. Hierbei handelt es sich eindeutig um einen Sampler, der versucht, im weitläufigen melodischen und verwandten Umkreis der Metaller-Szene einen zeitgemäßen Überblick zu verschaffen, die meines Erachtens doch in Großteilen eher europäischen Charakter hat, also Stilrichtungen wie Heavy Metal, Melodic Rock, AOR, Hard Rock oder Melodic Metal etc. Deshalb vom Titelbild her meines Erachtens völlig verfehlt und irreführend, irgendein Fantasy-Cover hätte dem Ganzen einen passenderen optischen Rahmen vermittelt. Aber was soll's, es geht ja schließlich um die Musik.
Beim Blick auf die Tracklist wird mir als Autor unseres RockTimes-Newsletters (ich beäuge in diesem Zusammenhang fast alle Artikel) sofort klar, welch immenser Anteil von bei uns besprochenen Interpreten auf dieser Zusammenstellung vertreten ist. Und das sind mit 18 Bands genau die Hälfte aller 36 Songs, im einzelnen: Shakra, Rob Rock, Dark Sky, Boysvoice, Heartland, Silver, Russelll Allen's Atomic Soul, Audiovision, Gary Moore, Magnum, RPWL, Saidian, Nightvision, Grave Digger, Biss, Prayer, Emerald Rain und Eden Lost. Drei letztgenannte Truppen sogar von mir höchstpersönlich unter die Lupe genommen, denn hin und wieder helfe ich ja auch schon mal aus, wenn aufgrund der hohen Anzahl der Bemusterungen Not am Mann ist, obwohl jeder weiß, dass meine Vorlieben eher woanders angesiedelt sind. Aber ab und zu wirft man ja auch mal einen Blick über den Tellerrand und ist auch gerne darüber informiert, was sich so in den Playern der Kollegen abspielt.
Über einige weitere Bands und deren hier integrierte Songs braucht man eigentlich keine großen Worte zu verlieren, wie Europe, Gotthard, Axel Rudi Pell (ich empfehle hier übrigens jedem seine drei Balladen-Sampler - herrliche Gitarrenmusik zum Relaxen), Saga oder Asia, die allesamt gewohnt qualitativ hochwertige Songs aus ihren letzten Alben beisteuern und sicherlich jedem Rockmusikkenner ein Begriff sind. Auch bei den mir eher unbekannten Künstlern fällt kein Song großartig aus dem Rahmen. Den beiden 'Aussuchern' Jörg Kunz und Timo Beisel ist ein an sich stimmiges Gesamtwerk gelungen, egal ob härter oder schneller oder nicht so temporeich, es wurde immer auf den melodischen Gehalt der Stücke Wert gelegt, und man wird insgesamt mit vielen tollen und filigran gespielten Gitarrensoli belohnt. Die Stimmen sind zum Teil Geschmacksache, da auch hier eine große Bandbreite präsent ist.
Die einzigen Ausreißer sind meine Erachtens Fury In The Slaughterhouse, deren britpopartige Nummer hier völlig deplaziert ist. Auch das gemächliche, semiakustische Stück von Justin Bergh im Mr.Big-Stil (trotzdem sehr gefällig), ist in der sonst balladenfreien Geschichte etwas gewöhnungsbedürftig. Angesichts der hohen Spieldauer hätte man um diese zwei Lieder evtl. kürzen können. Erwähnenswert vielleicht, dass mit Bloom nur eine weibliche Vertreterin am Mikro auftaucht. Kommen wir zu meinen persönlichen Favoriten: Die Schweizer Shakra mit ihrem etwas 'schrammelig' anfangenden Song, der aber zunehmend durch die angenehme Stimme, den melodischen Refrain und das tolle E-Solo gewinnt; Axel Rudi Pell natürlich mit seinem an Scorpions angelehnten "Strong As A Rock", allein schon wegen seinem genialen Gitarrenspiel; Boysvoice mit einem recht schön ins Ohr fließenden Rocker mit Double Leads-Passagen, die Martie Peters Group mit diesem zum Headbanging einladenden Power-Riff am Anfang und schönen Tempobreaks; der Kracher überhaupt, das atmosphärische "We All Run" von Magnum, das herrlich zu Schlachtszenen in 'Herr der Ringe' passen würde; und Diving For Pearls, die scheinbar seit kurzem wieder aus der Versenkung gekrochen sind, ich besitze von denen ein recht starkes Album von Ende der Achtziger Jahre, hier ein sehr abwechslungsreiches Stück, mit dem für die Truppe typisch starkem Drumming.
Fazit:
Ein schöner Sampler für Leute, die es gerne etwas härter und temporeicher haben, aber auch Wert auf melodische Umsetzung legen. Im Prinzip kommt damit jeder halbwegs erwachsene Rockliebhaber klar. Eher nichts allerdings für Fans dieser aggressiven Schrägtönerabwandlungen, die in den letzten Jahren noch so in der Metal-Szene dazugekommen sind.
Eine gute Gelegenheit für den Käufer, vor allem anhand der vielen kompatiblen RockTimes-Artikel zu stöbern, weiter zu entdecken oder dann einfach mal das Geschriebene unserer Autoren auf Haut und Nieren zu überprüfen...


Spielzeit: CD1 76:51 Min. / CD2 77:49 Min., Medium: Do-CD, ZYX, 2005
CD 1:
1:Europe - Start From The Dark 2:Gotthard - I'm Alive 3:Shakra - Chains Of Temptation 4:Axel Rudi Pell - Strong As A Rock 5:Rob Block - Calling Angels 6:Gypsy Rose - Queen Of The Night 7:Prayer - Running Wild In The Night 8:Dark Sky - Living & Dying 9:Boysvoice - Open Your Eyes 10:Stryper - Make You Mine 11:Heartland - Hard Hearted Man 12:Silver - Creep 13:Martie Peters Group - Riot On The 5th Floor 14:Evidence One - Written In Blood 15:Russell Allen's Atomic Soul - Seasons Of Insanity 16:Clark - I Don't Need You 17:Audiovision - Love Is Like Oxygen 18:Gary Moore - Over The Hills And Far Away

CD 2:
1:Saga - I'm Back 2:Asia - What About Love 3:Magnum - We All Run 4:RPWL - Wasted Land 5:Myon - Still Alive 6:Metal Majesty - Aurelia's Night 7:Saidian - Silent Killer 8:Nightvision - Fight 9:Grave Digger - Grave To The Nomans Land 10:Biss - Calling 11:Emerald Rain - I Can't Stop Bleeding 12:Legrand - Bugbear 13:Bloom - Take Me Home 14:Eden Lost - You (Make Me Feel So Alive) 15:Diving For Pearls - If I Only Knew 16:Urban Ego - Wanted: Reasons 17:Justin Bergh - Runaway 18:Fury In The Slaughterhouse - Forget These Days (Live)
Daniel Daus, 07.10.2005
Externe Links: