Rocklegenden / Puhdys & City & Karat
Puhdys & City & Karat Spielzeit: 53:49
Medium: CD
Label: (Electrola) Universal Music, 2014
Stil: Deutschrock

Review vom 29.09.2014


Mike Kempf
Rocklegenden, an wen denkt da unser Leser, unsere Leserin? An Jimi Hendrix, Rolling Stones, Rory Gallagher oder AC/DC? Im Prinzip gibt es bei dieser Auflistung nichts zu meckern, dabei liegt das Gute oftmals direkt vor der eigenen Haustür. In dem mir vorliegenden Fall handelt es sich um Puhdys, City und Karat.
Wer nun denkt, eine zum x-ten Mal produzierte 'Best Of-CD' angeboten zu bekommen, der liegt mit seiner Vermutung nur bedingt richtig. Die vielleicht bekanntesten Bands vom einstigen Honecker-Staat haben sich insofern etwas Besonderes ausgedacht, als dass jede Band ihre Favoritensongs der jeweiligen anderen Berufskollegen in eigener Interpretation covert. Rock Legenden ist für alle (N)ostalgiker eine wahre Zeitreise ins vergangene Jahrhundert bis zum heutigen Tag. Die Songs sind zumindest für jeden Hardcore-Fan der ehemals ostdeutschen Kapellen hinlänglich bekannt. Klassiker wie Puhdys "Kleiner Planet" oder Karats "Jede Stunde" werden von City bestens in Szene gesetzt und bekommen allein schon durch Toni Krahls Stimme das gewisse Etwas. Im Gegenzug würdigt Karat Citys "Glastraum" und von den Puhdys haben sie sich an "An den Ufern der Nacht" herangewagt. Maschine und Co. präsentieren Citys "Amerika" und Karats "Magisches Licht".
Mein persönliches Highlight des Tonträgers ist "Helden/Heroes". Vorgetragen von City, wird hier an David Bowie erinnert. Toni Krahl scheint für das Teil förmlich prädestiniert zu sein, um den Oldie gesanglich in deutsch vorzutragen. Ich verwette meinen Allerwertesten, sollte jemals die britische Rocklegende Bowie Wind von der deutschen Interpretation bekommen, er wird nicht mit Applaus geizen. Karat hat sich für Maffays "Eiszeit" entschieden, während die Puhdys mit "Immer mehr" Herwig Mitteregger gedenken. Der Song zählt zu den Deutschpopklassikern der 80er und die Puhdys-Version hat nichts von der einstigen Hitqualität eingebüßt.
Als ich fast vergeblich auf meinen persönlich besten Song, den ich jemals vorm Mauerfall aus dem Osten hörte, "Am Fenster", warte, wird dieser mir im letzten Track in einem Medley kurz angeschnitten offeriert. Nun gut, wer von den Musizierenden hätte auch das Violinengezupfe von Citys Stargeiger Georgi Gogow nachspielen sollen, als er selbst? Ich denke Gogows Fingerakrobatik ist so einzigartig und fälschungssicher, da wagt sich so schnell keiner heran.
Was bleibt letztlich festzuhalten? Der Erwerb von "Rocklegenden" lohnt sich nicht nur für reine Ostdeutschrockliebhaber, die auf beliebte DDR-Klassiker stehen. Allein auf die Tatsache gestützt, dass die Bands sich gegenseitig covern, ist die Tonkonserve erst so richtig interessant. Deshalb kann ich bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen. Und doch: Mein Gefühl sagt mir, live auf der bevorstehenden Tournee wird es erst so richtig krachen. Fünfzehn Akteure werden rocken was das Zeug hält und die bereits jetzt schon fast ausverkauften Hallen ins Wanken bringen.
Line-up:
City
Toni Krahl (Gesang)
Fritz Puppel (Gitarre)
Georgi Gogow (Geige, Bass)
Manfred Hennig (Keyboard)
Klaus Selmke (Schlagzeug)

Karat
Claudius Dreilich (Gesang)
Bernd Römer (Gitarre)
Christian Liebig (Bass)
Martin Becker (Keyboard)
Michael Schwandt (Schlagzeug)

Puhdys
Dieter 'Maschine' Birr (Gesang, Gitarre)
Dieter 'Quaster' Hertrampf (Gesang, Gitarre)
Peter 'Bimbo' Rasym (Bass)
Peter Meyer (Keyboard, Saxophon)
Klaus Scharfschwerdt (Schlagzeug)
Tracklist
01:Sternenstunden (Puhdys)
02:Magisches Licht (Puhdys)
03:Glastraum (Karat)
04:Kleiner Planet (City)
05:Vom gleichen Schlag (Karat)
06:An den Ufern der Nacht (Karat)
07:Jede Stunden (City)
08:Immer mehr (Puhdys)
09:Helden (City)
10:Amerika (Puhdys)
11:Eiszeit (Karat)
12:Wir sind wir (City)
13:Medley: Über sieben Brücken, Wenn ein Mensch lebt, Am Fenster (Puhdys, City, Karat)
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