Various Artists / The Spirit Of Sireena Vol. 4
The Spirit Of Sireena Vol. 4 Spielzeit: 54:44 (CD 1), 52:09 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Sireena, 2010
Stil: Kraut & More

Review vom 19.01.2010


Steve Braun
Nee, Sampler sind nicht des Musikfreundes 'Ding'. Zu sehr sind wir dem Zauber, den ein von vorne bis hinten gehörtes Album entwickeln kann, verfallen. Solche Compilations machen einzig dann einen Sinn, wenn - wie hier auf dem vorliegenden "The Spirit Of Sireena Vol. 4" - die gesamte Bandbreite eines Labels vorgestellt wird ... quasi als 'Appetizer'.
Mit "The Spirit Of Sireena Vol. 4" feiert das Label auch sein 10-jähriges Bestehen, zu dem RockTimes an dieser Stelle herzlich gratuliert.
Sireena Records sind in eine lange stiefmütterlich behandelte Marktlücke gestoßen und veröffentlichen dankenswerter Weise lange verschollene Kraut Rock-Scheiben, die zumeist niemals auf CD erhältlich waren. Wie im Fall von Minne Graw gar ganze Tapes, die niemals veröffentlicht wurden und in Privatarchiven schlummerten. Alle, die in den 70ern via Kraut Rock musikalisch sozialisiert wurden, bekommen bei solchen Perlen, wie sie Sireenas Spirit hier transportiert, Tränen der Freude in die Augen.
Ob Skurilles wie Ax Genrichs "Wie eine Tonne", Schräges wie der "Picadilly Tango" der Berliner Schwulenband Sexy Boys oder Seltenes wie Minne Graws lange verschwundenes "Ausgeträumt": Die bunten Facetten deutscher Kreativität wird den Nachgeborenen präsentiert. Aber nicht nur dem klassischen Kraut Rock wird hier ein Forum geboten: Auch NDW (Islo Mob) oder Punk (köstlich hier "Karl-Heinz" von der Kaltwetterfront) sind auf der Doppelscheibe vertreten.
Die Sahneschnittchen von "The Spirit of Sireena Vol. 4" sind allerdings die Kraut-Perlen von Nektar, Grobschnitt, Bullfrog oder Shaa Khan, die gar mit drei Songs auf diesem Sampler vertreten sind. Hier zeigt sich am deutlichsten, wie hoch die damalige deutsche Rockmusik im internationalen Vergleich anzusiedeln gewesen war.
Jazz-rockige Töne sind bei Es und Snowball zu vernehmen. Bei Letzteren glänzt Kristian Schultze mit einem fantastischen Mini-Moog-Solo.
In autobiographische Tiefen werde ich bei Cochises "Isumuya" gezogen, waren die Dortmunder doch die 'Hausband' am damaligen Unruheherd 'Startbahn West'. Wo immer es die Staatsmacht zu bekämpfen galt, waren die Damen und Herren um Pit Budde - oftmals auf ihre Gage verzichtend - zur Stelle. Die Aufnahmequalität "Isumuyas" ist lausig, aber wer fragt in einem solchen Kontext schon nach derartigen Nebensächlichkeiten?
Wie eingangs erwähnt, machen solche Compilations nur selten wirklichen Spaß. Bei der vorliegenden "The Spirit Of Sireena Vol. 4" handelt es sich allerdings um eine 'Werkschau' des rührigen Lübecker Labels, dessen verdienstvolle Arbeit größte Beachtung verdient. Wenn der eine oder andere Hörer über dieses Doppelalbum zum Kauf der Scheiben der darauf vorgestellten Künstler animiert wird, hat auch "Vol. 4" seinen Zweck erfüllt.
Tracklist
CD 1:
01:Harlis - BMW (5:12)
02:Dissidenten - Morock'n'Roll (5:26)
03:Islo Mob - Wir sind das Abendland (3:10)
04:Snowball - Backfire (3:06)
05:Grobschnitt - Another Journey (4:42)
06:Octopus - Kill Your Murderer (6:14)
07:Taras Bulba - Arezu (4:26)
08:Shaa Khan - Graveyard (7:44)
09:Arik & Timna Brauer - Die Kakerlakenära (3:16)
10:Cochise - Isumuya (4:20)
11:Ax Genrich & RIF - Wie eine Tonne (4:58)
12:Sexy Boys - Picadilly Tango (2:14)
CD 2:
01:Bullfrog - Rollin' Again (3:31)
02:Es - Today (5:38)
03:Harlis - King Of The Pirates (5:24)
04:Minne Graw - Ausgeträumt (4:28)
05:Shaa Khan - Another Fight (5:44)
06:Kaltwetterfront - Karl-Heinz (2:18)
07:Suzanne Doucet - Fragen (3:19)
08:Nektar - New Day Dawning (5:08)
09:Shaa Khan - Anything Wrong Live (5:14)
10:Uli Trepke - So Many Faces (4:45)
11:Zoff - Kein Geld, kein Money 2009 (3:49)
12:Raymen - Haunted House Upon The Hill (2:38)
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