Eins der größten und mit Sicherheit interessantesten Festivals Europas ist das 'Sweden Rock Festival', das auch im Jahr 2005 im schwedischen Sölvesborg an drei Tagen im Juni stattfand und mit 27000 Besuchern ausverkauft war. Das Billing dieses Festivals steigert sich von Jahr zu Jahr, wovon auch das 3er-DVD-Set des Vorjahres zeugt.

Typisch für Open Air-DVDs, besteht auch diese Veröffentlichung aus ausgewählten Songs und Interviews mit Bands sowie Zuschauern. Sofort fällt ein markanter und (für mich) erfreulicher Gesichtspunkt auf: Der Hardcore-Anteil wird in Sölveborg sehr klein gehalten. Einzig Satanic Slaughter und Behemoth bedienen den Black- bzw. Death Metal-Trend. Ansonsten reicht das Spektrum von feinstem Hard Rock wie zum Beispiel bei The Lizards (mit einem Bobby Rondinelli, der so klasse spielt wie immer), Savoy Brown oder Robin Trower bis zu unbekannten, aber coolen und teilweise sehr guten Metalbands. Gothic von Therion, Doom von Candlemass, 80er von Diamond Head, Power Metal von Rob Rock oder einfach nur Rock der feinsten Sorte und in vielfältiger Ausführung von Motörhead oder Status Quo. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei.

Leider bekommen die Metalbands den Löwenanteil an Aufmerksamkeit und Zuschauerzuspruch, so dass The Lizards oder Robin Trower, obwohl sie ganz klar zu den Talentiertesten gehören, sehr gegen schlechte Stimmung zu kämpfen haben. Stichwort Stimmung - sie könnte in Anbetracht der auftretenden Acts allgemein besser sein.
…Das mag auch am einzigen großen Nachteil liegen, den ein Festival in Schweden hat: Im Sommer ist es so gut wie immer taghell, sodass nahezu alle Bands bei Sonnenschein spielen müssen.

Nichtsdestotrotz: Die Masse und das Aufgebot der dargebotenen Künstler sind exzellent. Unbekannte Bands überraschen fast immer positiv, wie zum Beispiel die ausschließlich aus Frauen (und auch noch aus gutaussehenden) bestehenden Crucified Barbara, die einen Superauftritt hinlegen und einem, sollte man sie noch nicht kennen, die Kinnlade runterklappen lassen. …Ich persönlich hätte an diesem Festival meine helle Freude.

Die Kameraführung ist zwar nicht ganz so professionell und ausgereift wie zum Beispiel beim 'Wacken Open Air', aber man sieht alles, was man sehen muss und sehen will. Als Bonus winken neben Interviews mit Protagonisten wie der Black Label Society, John Petrucci (Dream Theater), Dave Mustaine (Megadeth), Nazareth, Accept oder Mötley Crüe, die leider nicht auf den DVDs vertreten sind, auch Luftbilder des Festivalgeländes.

Man spricht schwedisch - zumindest teilweise. Ist das bei den Ankündigungen von schwedischen Bands an zum Großteil schwedisches Publikum noch nicht so tragisch, kann man jedoch auch einigen Interviews nicht folgen, wenn man der Sprache nicht mächtig ist; zum Glück hält es sich in kleinen Grenzen.

Alles in Allem schaffen es die DVDs, den brennenden Wunsch zu erwecken, dieses Festival zu besuchen. ...Vor allem, wenn man sich die bereits bestätigten Bands für dieses Jahr ansieht. Für die, die es interessiert, nur die bekanntesten:
Def Leppard
Whitesnake
Deep Purple
Alice Cooper
Journey
Ted Nugent
Queensryche
W.A.S.P.
Symphony X
Gamma Ray
Edguy
Dragonforce
Asia
Krokus
Molly Hatchet
Doro
Cathedral
The Sweet
…Und noch viele, viele mehr, die ich ausgelassen habe. Ein beeindruckendes Billing, das meine Eingangsthese bestätigt, nach der es sich Jahr um Jahr verbessert, während die meisten anderen führenden Festivals längst ihren Zenit erreicht haben.

Mit über 5 Stunden Spielzeit wünsche ich mir nicht nur, dass mehr Festivalveranstalter so viel auf ihren DVDs bieten - ich wünsche mir mehr Festivals wie dieses.