Concept Insomnia / Kaleidoscope
Kaleidoscope Spielzeit: 48:27
Medium: CD
Label: Aaarrg, 2013
Stil: Modern Prog Metal

Review vom 14.06.2013


Andrea Groh
Schlaflose Hessen im Farbtonrausch...
Hä? Was will sie uns nun damit sagen...?
Die Band Concept Insomnia (Insomnia: lateinisch für Schlaflosgikeit) stammt aus Altenstadt (Hessen). Gegründet wurde sie 2005, brachte drei Demos heraus und 2010 ihr Debütalbum "Perpetuum Mobile".
2013 erscheint der Nachfolger "Kaleidoscope" über Aaarg Records. Eigentlich gibt es den schon seit 2011, damals in Eigenregie veröffentlicht, nun hat sich Ralph Hubert der Scheibe angenommen und sie neu aufgelegt. Alter Prog Metal-Hase unterstützt Modern Prog-Band - gute Sache.
Wer kann sich noch erinnern, als Kind ein Kaleidoskop besessen zu haben? Ein faszinierendes Spielzeug, das ganz ohne Strom auskam und womit man sich trotzdem stundenlang beschäftigen konnte.
Ein schlichtes Rohr mit Spiegeln und farbigen Glassteinchen, die sich immer wieder neu angeordnet haben, wenn man daran gedreht hat und damit immer wieder neue (durch die Spiegel vervielfachte) Muster gebildet haben.
Was hat das nun mit der CD zu tun? Concept Insomnia machen darauf mit Musik das gleiche, was ein Kaleidoskop mit den Steinchen macht. Sie übersetzen quasi die Farben in Töne.
Sie benutzen dazu Metal statt Glas. Und zwar Elemente aus Progressive Metal, Power Metal, Melodic Death Metal, Modern Metal, sogar Metalcore u. a.
"The Intensive White" beginnt erst einmal mit harmlosem Klavier, doch das ist die Ruhe vor dem Sturm. Nach gut einer Minute setzen harte Riffs ein. Dazu gibt eine Stimme, die zwischen klarem und verzerrtem Gesang wechselt, dann kommen ruhige Stellen mit gesprochener Stimme bis der Song wieder ins aggressive umschwenkt. Teilweise ist es relativ melodischer Prog Metal, durchsetzt von kantigen und eher modernen Parts. Wem letzte hier nicht so zusagen, wird von "Tetrachromacy" erst recht nicht begeistert sein: verzerrte Vocals, chaotische Parts, Geschwindigkeitsausbrüche, abdriften ins Corige. "Orange Pigment" setzt mit Keyboardteppich ein und bewegt sich auch danach in eher gemäßigten Bereichen, dennoch gibt es auch hier (dezente) Aggro-Keif-Stellen.
Langsam wird klar, wie der Hase läuft. Concept Insomnia schütteln ihr Kaleidoskop, um immer wieder neue Klangkonstellationen zu erzeugen, die einander einerseits ähneln, doch irgendwie immer wieder anders sind (war bei den Motiven der Drehröhre ja auch so).
Dabei bewegen sie sich durch eine relativ große Bandbreite an Stilen, sind dabei von sanft bis heftig, lassen sich deswegen nicht einordnen und bleiben unberechenbar. Das ist einerseits spannend, und gerade am Anfang versetzt das immer wieder in Staunen, was sich mit längerer Laufzeit jedoch etwas vermindert, weil der daraus erzeugte Effekt in seiner Wirksamkeit abnimmt. Oder werden die Songs gegen Ende schwächer? Wobei ich allerdings den letzten, "Drawing The Iron Marble", vielleicht sogar den reizvollsten finde.
Concept Insomnia machen es ihren Hörern nicht leicht. Prog-Fans wird manches vielleicht zu brutal oder corig sein (gerade was die Stimme von Luke angeht, auch wenn sie in ihrer Variabilität schon beeindruckend ist), Anhängern von Melo Death/Modern Metal ist es vielleicht teilweise zu viel 'Gefuddel'; wer etwas richtig Derbes sucht, will es meist eher geradliniger und wird manches zu lasch finden. Wobei jede der genannten Gruppierungen für ihren Geschmack lohnenswerte Momente entdecken wird.
Interessant und vielfältig gemacht ist "Kaleidoscope" auf jeden Fall, aber nicht unbedingt leicht verdaulich und einfach. Mir persönlich ist es auf Dauer doch etwas zu stressig.
Wer genau das attraktiv findet, sollte das Teil mal anchecken.
Line-up:
Luke (vocals, keyboards)
Phil (bass & growls)
Dave (guitars & growls)
Tobi (drums)
Tracklist
01:The Intensive White (5:47)
02:Tetrachromacy (4:10)
03:Orange Pigment (5:06)
04:E62020 (4:38)
05:Capuut Mortuum (3:50)
06:The Chromatic Circle (3:18)
07:Shading (4:43)
08:Redrum (4:15)
09:From Grey To Black (3:47)
10:Kaleidoscope (5:02)
11:Drawing The Iron Marble (3:55)
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