Das Fränkische ist ein guter Nährboden für American Roots Rock - diese Erkenntnis hat sich aufgrund vielfältiger Bestätigungen mittlerweile fast als Binsenweisheit etabliert. Die einen mögen es auf die Unzahl teilweise kleinster Privatbrauereien, die anderen auf den Silvaner zurückführen. Doch von dem persönlichen Gusto mal abgesehen: Wer auf handwerklich gut gemachten und obendrein noch beseelten Roots Rock mit dezenter Southern Rock-Schlagseite abfährt, wird mit der Würzburger Formation Copper Smoke [warum will ich nur immer 'Copper Head' schreiben?] garantiert nicht sein blaues Wunder erleben...
Denn: Die 'blauen Töne' machen sich auf "Second Chance" rar. Am ehesten sind sie noch in dem überaus 'sumpfigen' Southernrocker "Changes" zu vernehmen - einem Hammersong, der locker an den Skynyrd-Swamper "Full Moon Night" anzuknüpfen vermag. Ansonsten bedienen sich Copper Smoke für ihre musikalischen Zerealien allerdings eher aus der angesprochenen Roots Rock-Kiste. Eine ordentliche Portion Country-Rock, eine Prise Singer/Songwriter-Appeal und einen Hauch Americana hinzu und fertig ist ein Album, das richtig Lust auf die nächste Biker-Saison zu wecken vermag!
Frontmann Frank Halbig erzählt in seinen neun Eigenkompositionen Geschichten über die staubigen Buckelpisten des Lebens, über gebrochene Herzen und ihre Hinterlassenschaften: verlorene Seelen. Beim angesprochenen "Changes" und dem schmissigen Countryrocker "Getaway Car" hat übrigens ein gewisser, unseren Lesern bestens bekannter Markus Rill seinen kompositorischen 'Senf' und Ali Lionnet (beim Erstgenannten) eine messerscharfe Slide beigesteuert. Wen wundert's da ernsthaft, dass diese beiden Songs zu den Highlights von "Second Chance" gehören?
Der treibend eröffnende Titelsong erinnert aufs Angenehmste an den Boss bzw. an einen bestimmten Westcoast-Barden zu Running On Empty-Zeiten. "Final Destination" verfügt zwar über tolle Melodielinien, könnte aber für meinen Geschmack etwas straffer zusammengefasst werden. Nur mit Akustikgitarre und Harmonika instrumentiert, entwickelt das nachdenkliche "Against My Fate" lupenreines Singer/Songwriter-Feeling, bevor mit "Train Keeps On Rollin' ein weiterer Country Rock-Kracher abgefeuert wird. Hell yeah, warum muss ich hier immer an Ain't Life Grand denken? Ist's das fröhlich klimpernde Barpiano, das rumpelige Schlagwerk oder die schrammelige Gitarre??
Doch Copper Smoke hat damit noch lange nicht sein Pulver verschossen - mit "Kill The Pain" und "Better Off Alone" werden noch zwei glutvoll packende Rootsrocker nachgelegt - frisch und munter abrockend der eine, im Midtempo 'twangend' der andere...
Eine richtig tolle Akustikversion des Titelsongs rundet diesen Silberteller überaus stimmungsvoll ab. Sanft getupftes Piano, dezente Akustikgitarre, anschmiegsamer Gesang - mehr braucht es für einen Gänsehautsong nicht...
"Second Chance" rotiert dermaßen unterhaltsam durch, dass man fast ein wenig enttäuscht nach gut vierzig Minuten das Ende registrieren muss. Naja, ist ja auch wesentlich besser als andersrum, oder? Es zeigt, dass Copper Smoke hier ein richtig tolles Scheibchen abgeliefert hat.
Ich würde mal sagen, dass sich die vier Würzburger nicht nur diese zweite, sondern mindestens eine dritte oder gar vierte Chance verdient haben. Wir warten ungeduldig darauf - nur weiter so, Jungs!!
Line-up:
Frank Halbig (lead vocals, guitars, harp)
Jobst Braun (piano, organ, background vocals)
Horst Metz (bass, background vocals)
Tommy Kram (drums)
Guest musicians.
Ali Lionnet (slide guitar - #3)
Stephan Schmitt (lead guitar - #8)
Tracklist |
01:Second Chance (4:59)
02:Changes (3:15)
03:Getaway Car (4:05)
04:Final Destination (5:20)
05:Against My Fate (3:11)
06:Train Keeps On Rollin' (4:00)
07:Kill The Pain (5:39)
08:Better Off Alone (5:32)
09:Second Chance [acoustic version] (4:29)
|
|
Externe Links:
|