Cornilious / Same
Same Spielzeit: 43:06
Medium: CD
Label: Last Rebel Records, 2014
Stil: Rock, Post-Grunge

Review vom 16.08.2014


Steve Braun
Die Hamburger Musikszene zählt zu den kreativsten der Republik - und zu den wohltuendsten, weil sich deren Zurückhaltung von der 'Großmäuligkeit' vielerorts angenehm abhebt. Aber das ist natürlich ein ganz persönlicher Eindruck...
Das vor drei Jahren gegründete Quartett Cornilious ist das neueste Gewächs aus diesem Ambiente und konnte sich mit ihren Aufnahmen zum gleichnamigen Debütalbum gleich einen Plattenvertrag einhandeln.
Es ist ein eigenwilliger Sound, den uns die Band mit "Cornilious" präsentiert: vertraut und doch völlig neu - voller brodelnder Emotionen, sphärischer Spannweite und ohne strikte Fixierungen.
Positiv fällt zunächst mal auf, dass Matt Steckmeister nicht - wie bei der Besetzung Gitarre/Bass/
Drums oft üblich - auf Solotrips rumschraddelt, sondern sich überaus mannschafts- und damit songdienlich einbringt. Mich erinnert die von ihm gelegte, atmosphärische Basis - man höre "My Head Stands Still" oder "That's When I Say" - häufig an The Edge und seine Art, dem Sound von U2, Fata Morganen gleich, eine flirrende Weite zu verleihen.
Bassist Flo Rössler interpretiert seine Rolle ziemlich 'frei' und so ist sein Spiel reichhaltig mit allerlei Raffinessen gespickt - da dürfen ruhig auch mal ein paar Akkorde 'gedroschen' werden. Und so sorgt er eigentlich in gleichem Maße wie Steckmeister für sphärische Stimmungen in Cornilious' Sound. An den 'Fellen' gab es zwischenzeitlich einen Wechsel. Bei den Aufnahmen saß noch Florian Dieckmann auf dem Schemel - nun hat Daniel 'Danny' Sapcu seinen Platz eingenommen.
Cornilious' Aushängeschild ist natürlich Criker Jökens ungewöhnliche Stimme. Faszinierend, was so ein bärtiger Hüne für Töne - fast 'zerbrechlicher' Art - aus sich herausholen kann. Er verleiht den melancholischen Grundstimmungen der Songs stets exakt die Phrasierungen, die den Kern treffen. In seiner Art erinnert mich Criker ein ums andere Mal an den unvergesslichen Kurt Cobain.... ebenso eindringlich, oftmals ebenso verletzlich...
Überhaupt kommen einem beim Hören von Cornilious' Erstling - bei aller Eigenständigkeit der Strukturen - am ehesten noch die Bands des Grunge und ihre Epigonen des Post-Grunge in den Sinn. Die gelegentliche 'Zähflüssigkeit' der Arrangements kennt man von Led Zeppelin, obwohl das derzeit noch eine andere Liga ist. Doch die vier Hamburger scheinen auf einem verdammt guten Weg zu sein - vor allem, weil es ihr eigener ist...
Anspieltipps? Eigentlich das ganze Album... in einem Rutsch. Ganz besonders berührt mich aber das eindringliche "Blood To Wine", bei dem ein Cello - wie im stillen "All The Reasons" - für wahre Gänsehautschauer sorgt. Das gleiche Reizgewitter, das man speziell bei Nothing Else Matters empfinden kann. Das von hypnotischen Basslinien vorangetriebene "Toy Boy" nimmt mindestens ebenso gefangen. "Storm" spielt sehr schön mit stillen und 'stürmischen' Passagen. So hat eigentlich jeder Song seinen ganz individuellen Reiz - die zauberhafte Ballade "Naive" ebenso wie das epische "Capture A Flag", das von wütenden Bassattacken vorwärtsgepeitschte "Thats What I Say" oder das rumpelige "All Lies Before".
Einzig das abschließende "Zeig Dich" verwirrt etwas, was wohl dem 'Stilbruch' durch die deutsche Sprache nach neun englisch gesungenen Stücken geschuldet scheint. Wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, zählt es zu den schönsten Songs auf "Cornilious".
Cornilious geht der Ruf einer energiegeladenen Live-Band voraus. Mit ihrem überaus ansprechenden Debüt beweisen die vier Hanseaten, dass sie 'es' auch im Studio können. Man sollte diese Formation unbedingt im Auge behalten!
Line-up:
Christopher 'Criker' Jöken (vocals, lyrics, acoustic guitar - #6)
Florian 'Flo' Rössler (bass, additional guitars)
Matthias 'Matt' Steckmeister (guitars)
Florian 'Flo' Dieckmann (drums, backing vocals)
Regula German (cello - #1,8,10)
Tracklist
01:Blood To Wine (2:05)
02:Toy Boy (4:03)
03:Storm (4:38)
04:My Head Stands Still (4:19)
05:That's What I Say (3:36)
06:Naive (4:12)
07:Capture A Flag (5:47)
08:All The Reasons (4:04)
09:All Lies Before (5:10)
10:Zeig Dich (5:15)
Externe Links: