RockTimes: Einen schönen Tag wünsche ich den Herren der Zombigen Musizierrichtung oder darf man Leuten, die Kannibalentexte haben keinen schönen Tag wünschen?
Corpse Express: Das hängt schon sehr von der jeweiligen Tagesform ab, aber da heute die wöchentliche Lieferung Kadaver und Gedärme vom örtlichen Schlachthof früher als erwartet eingetroffen ist, sind wir da mal nicht so streng…
RockTimes: Ihr habt ja, sagen wir mal recht standardtypische Texte. Sind die von irgendwelchen Tatsachen beeinflusst oder einfach just for fun a la Cannibal Corpse?
Corpse Express: Naja, da unsere Aufnahme in die Manson-Sekte noch aussteht, können wir noch von keinen reellen Erfahrungswerten profitieren, von daher wohl eher letzteres: Wir haben schlicht und einfach zu viele schlechte Filme gesehen…
RockTimes: Dass ihr stark von solch alten Haudegen wie The Misfits und Danzig beeinflusst seid ist nicht abzustreiten, wie kam es dazu, dass euch genau diese Bands so faszinieren? Immerhin seid ihr ja alle noch nicht so alt, als dass ihr deren Glanztaten wirklich mitbekommen haben könnt?
Corpse Express: Dass wir die Bands zu ihren Glanzzeiten leider nicht live erleben konnten (Das ist als geiler Gedanke im Sack deines Vaters nur schwer möglich), ist natürlich bedauerlich für uns. Allerdings hat das, was uns in Form von LPs und Filmmaterial überliefert wurde vollends gereicht, um uns in den Bann dieser Zeit zu ziehen.
Und als kleiner Junge, den Geschichten über Schlossgespenster und Hexen ohnehin deutlich mehr zusagen als der 'Michel aus Löneberga', spricht dich der gemeine Blick des 'Crimson Ghost' auf dem Cover von "Legacy of Brutality" aus dem Plattenschrank deines Bruders einfach mehr an, als vier Typen im Anzug, die über einen Zebrastreifen in der Abbey Road gehen.
Um zu bemerken, dass die Musik auf dieser Platte weitaus mehr zu bieten hat, als das, was sich zum Anfang des 21. Jahrhunderts auf MTV Punkrock schimpfte, brauchte es zwar
dann noch einige Zeit, gehört aber wohl beim Finden eines eigenen Geschmacks zum natürlichen Prozess.
RockTimes: Bei "Never Say Die" dachte ich zuerst an eine The Undead-Coverversion, Absicht oder Zufall?
Corpse Express: Der Titel entstand ursprünglich aus einer Laune unseres Sängers beim Jammen über das Riff. Allerdings ist es doch faszinierend wie viele Songs diesen Titel tragen, denn wir dachten eher jeder würde an ein Black Sabbath-Cover denken.
RockTimes: Welche sind eure Danzig/Misfits-Alltimefaves?
Corpse Express: Bei Danzig stehen da definitiv das Debüt und "Lucifuge" an erster Stelle. Bei den Misfits müssen wir uns allerdings in erster Linie als Anhänger der Graves-Ära outen. Dass heißt im Klartext: "American Psycho" und "Famous Monsters" werden wohl noch bis ans Ende unserer Tage im CD-Spieler rotieren. Allerdings bestechen Songs wie "Hybrid Moments" und "Some Kinda Hate" von "Static Age" auch durch ihren besonderen Charme, so dass wir uns aus der endlosen 'Misfits ohne Danzig sind nicht die Misfits'-Debatte gepflegt raushalten.
RockTimes: Im Gegensatz zu Bands wie Volbeat klaut ihr nicht nur irgendwelche Melodien bei den Misfits, sondern ihr bringt noch ein paar eigene Ideen mit ein, welche Art von Musik hat euch denn noch beeinflusst?
Corpse Express: Da wir als Band 95 % unserer Songs in Gemeinschaftsarbeit schreiben, hat letztendlich die Musik, die jedes einzelne Bandmitglied hört, in gewisser Weise Einfluss auf den Sound der gesamten Band. Und das fängt bei uns in den 70ern mit Hard Rock-Bands wie Thin Lizzy mit ihren zweistimmigen Gitarren-Riffs an und zieht sich mit dem Rotz von Motörhead weiter durch die 80er.
Der kompromisslos stonige Sound auf "Dopes To Infinity" von Monster Magnet aus den 90ern ist für uns aber genauso wichtig wie aktuellere Künstler, zum Beispiel der energiegeladene Egozentriker Danko Jones oder die Glam Rock-angehauchten Death Punks von Turbonegro, deren Eier seit Veröffentlichung von "Party Animals" auf dem Boden schleifen müssen. Nicht zu vergessen Wednesday 13, der alte Leichenschänder. Letztendlich sind wir für alles was ehrlich ist und/oder ordentlich in den Arsch tritt zu begeistern.
RockTimes: Ihr geht in ganz gewöhnlicher Straßenkleidung auf die Bühne, meint ihr, dass Image nicht soo wichtig ist, oder kommt da in der Richtung noch was (die Misfits sind ja auch geschminkt bzw. in Kostümen auf die Bretter gegangen)?
Corpse Express: Wie es das Schicksal wollte, wurden wir bisher trotz nächtlicher Aufenthalte in verlassenen Indianer-Grabstätten in Südamerika noch von keinem Zombie- oder Voodoo-Fluch getroffen. Sollte das allerdings noch kommen, werden wir uns hüten unser Stigma auf der Bühne wie im echten Leben zu verbergen. Bis dahin muss man sich allerdings mit unseren normalen Fressen zufrieden geben, ist ja erschreckend genug!
RockTimes: Dass Musik, wie ihr sie zockt, nicht unbedingt massentauglich ist, ist ja schon klar. Was ist bei euch der Ansporn? Um die dicke Kohle zu machen ist 'Rot´n Roll' ja nicht unbedingt gemacht.
Corpse Express: Da geht es fraglos einfach um den Spaß, zusammen auf der Bühne zu zocken, in einem alten VW-Bus in andere Städte zu tingeln, mit anderen Bands und Musikern zusammen zu spielen und Erfahrungen auszutauschen, sowie nur mit Schlafsack bewaffnet die unmöglichsten Schlafstätten auszukundschaften, nur um am nächstem Morgen im nächsten MC Donalds auszunüchtern, um endlich die Heimreise antreten zu können.
Und dann ist da natürlich noch unsere Musik, hinter der wir stehen und die wir unters Volk bringen wollen, so Profit los dieses Unterfangen bis dato auch sein mag.
RockTimes: Habt ihr denn schon in anderen Bands Erfahrungen gesammelt oder ist der 'Leichen Express' eure erste Band?
Corpse Express: Manche von uns spielen auch parallel in anderen Bands oder haben zwischendurch an anderen Projekten mitgewirkt, aber Corpse Express ist für uns schon die erste Band mit eigenen Songs, zumal die Gründung ja schon 5 Jahre zurückliegt und das jüngste Bandmitglied zu dieser Zeit gerade mal 13 Jahre alt war.
RockTimes: Eure Homepage ist wirklich sehr schön aufgemacht. Habt ihr das selbst gemacht oder hattet ihr Hilfe von außerhalb?
Corpse Express: 'Von außerhalb' ist in diesem Fall Auslegungssache: Unsere Homepage, sowie sämtliche Artworks, Flyer und Fotos macht der Bruder unseres Drummers, der schon fest zum Team gehört. Seine Arbeit stärkt auf jeden Fall das Gesamtbild der Band, worauf wir großen Wert legen.
RockTimes: Sind in nächster Zeit Auftritte außerhalb Frankens geplant?
Corpse Express: Das gestaltet sich bis auf einige Ausnahmen leider eher schwieriger als man annehmen mag. Für einen Veranstalter aus Berlin ist's eben nicht besonders lukrativ eine relativ unbekannte Band aus einer anderen Ecke Deutschlands zu booken. Von daher: Schon geplant, allerdings schwierig zu realisieren und gerade deswegen immer willkommen.
RockTimes: Und für mich die wichtigste Frage, wann werden wir den ersten richtigen Longplayer von euch erwarten können?
Corpse Express: Das ist im Moment eine reine Frage der Finanzierung. Sollte uns der Sprung auf ein Label mit der "…And She Walked With The Dead"-EP nicht gelingen, werden wir uns an die Aufnahmen machen, sobald es die Bandkasse wieder zulässt. Man kann den Prozess allerdings mit dem Kauf des Samplers "Hardpack" von 7hard Records, der am 4.12.09 erscheint, beschleunigen, indem man für uns stimmt und uns somit die Chance auf einen Plattenvertrag ermöglicht.
RockTimes: Okay, Menschen, die solch erlesene Musik fabrizieren, sehen welche Filme/Serien bzw. lesen welche Bücher gerne?
Corpse Express: Was Filme angeht erstmal die Klassiker von George A. Romero. Dann natürlich die Rob Zombie-Filme "House Of 1000 Corpses" und "The Devil's Rejects", aber auch subtileren Horror wie "Shining" oder bösartig-lustiges wie "Clerks".
Bei Serien "Futurama", vor allem wenn's um Paralleluniversen geht, und die "Simpsons", am liebsten selbstverständlich die "Treehouse of Horror"-Episoden.
Literarisch können wir allen Freunden des Makabren und Boshaften die Kille Kille - Geschichten von EW Heine ans Herz legen.
RockTimes: Wohlan, die letzten Worte gehören euch.
Corpse Express: Drums, guitar and death. They finally got it right.
RockTimes: Dann danke ich dir/euch im Namen von RockTimes fürs Rede und Antwort stehen.
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