Ich vermute, dass ihr es genauso macht wie ich: Ab und zu durch die Plattenläden schleichen, nach Neuerscheinungen kucken und dabei immer die gleiche Prozedur einhalten. Erst einmal das Cover ansehen und für mehr oder weniger interessant befinden, dann das Ganze wenden und die Tracklist durchlesen und zu guter Letzt auf den Preis schauen. Und schon fängt das Gehirn an zu rotieren, um zu entscheiden, ob man diese Neuerscheinung kauft, oder nicht.
Bei einer Band, die schon zehn Jahre im Musikgeschäft ist, sollte man gewiss sein, dass das Produkt auch enthält, was das äußere Erscheinungsbild verspricht. Sieben Songs zeigt die Tracklist und dann denkt doch jeder, dass die sieben in einer entsprechenden Länge sind. Leider handelt es sich hier um eine klare Mogelpackung. Die Gesamtlaufzeit beträgt noch nicht einmal 25 Minuten. Demzufolge ist dieses Meisterwerk maximal 5 Euro wert - und keinen Cent mehr. Von wegen in der Kürze liegt die Würze. Hat eine Band, die zehn Jahre existiert nicht mehr zu bieten?
Aber widmen wir uns nun einmal der Musik, die Kaufentscheidung muss zum Glück jeder für sich persönlich treffen.
Musikalisch ist das Ganze recht gut. Kräftiger Gitarrensound, schöne Breaks und Tempowechsel, abwechslungsreicher Gesang. Also für Stoner Rock-Liebhaber schon sehr anspruchsvoll gemacht, wenn man bedenkt, dass die Aufnahmen im Proberaum der Band mit einem 8 Spur-Gerät aufgezeichnet wurden.
Der Opener "Capt. Nurensi" ist beim Zuhören recht anstrengend. Zweikanalgesang, zum Teil in Deutsch und Englisch, verwirrt mich etwas. Die Gitarren haben einen 70er-Jahre-Klang und der ganze Song fordert mich echt heraus. Mal sehen, wie es weiter geht. "Shice" kommt sehr schleppend daher, ist aber kräftig und eindringlich gespielt und gut anzuhören. "Patient O" wird komplett auf deutsch gesungen. Der Text ist etwas schwer zu verstehen - im Ganzen sehr gut gespielt, aber mit 1:57 Minuten wohl doch recht kurz geraten. Da hat man ja schon in den 60er-Jahren längere Stücke auf LP gepresst. Bei dem folgenden Stück geht es wieder abwechslungsreicher zur Sache. Ein schneller Instrumentalpart leitet "The Valley" ein, das mit einigen Tempowechseln sehr angenehm rüber kommt. Wenn allerdings nach etwa zwei Minuten der Gesang beginnt, endet für mich der Hörgenuss. Und da die Nummer in einem reinen Chaos ausklingt, hat es leider auch nicht das volle Lob verdient.
"Frogs And White Mice" schließt sich dem Vorgänger an. Musikalisch eigentlich sehr eindrucksvoll, zieht der Gesang leider alles wieder runter. Viele Textpassagen sind kaum zu verstehen und dadurch einfach zu anstrengend. Schade, dass damit die Qualität zu sehr nachlässt. Aber ich bin stets voller Hoffnung, da ja noch zwei Stücke vor mir liegen und ich werde nicht enttäuscht. "Herbies Hat" wird komplett auf deutsch gesungen und ich verstehe sogar alles. Nach einem Break schwenkt die Musik in einen sehr angenehmen Funkbereich über. Mit einer Laufzeit von 4:06 Minuten liegt dieses für mich beste Stück auch in einem passenden Rahmen und lässt mich nun gespannt das Ende der CD erwarten. Diesen Abschluss macht der Titletrack "EXPD" als Instrumentalstück, bei dem es von hard bis ruhig alles gibt, was das Stonerherz (über 5:04 Minuten) braucht, um der ganzen Scheibe am Ende doch noch etwas Gutes abzugewinnen.
Wenn die beiden Vokalisten Nicky Herzog und Moritz Alisch noch etwas an sich arbeiten und beim nächsten Mal die volle Packung Musik abliefern, dann wird mit Sicherheit ihre Fangemeinde über den Rand von Aschaffenburg hinaus wachsen. Die Basis ist jedenfalls gut.
Line-up:
Nicky Herzog (bass, vocals)
Moritz Alisch (guitar, vocals)
Ulrich Kaindl (guitar)
Alexander Schnack (drums)
Tracklist |
01:Capt. Nurensi (3:09)
02:Shice (2:56)
03:Patient O (1:57)
04:The Valley (3:50)
05:Frogs And White Mice (3:29)
06:Herbies Hat (4:06)
07:EXPD (5:04)
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